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CESKÝ FOUSEK Böhmens Bärtige

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Während die einen Jäger nach immer exotischeren Jagdhunden Ausschau halten, besinnen sich andere auf fast vergessene Rassen, wie den Ceský Fousek – in Deutschland früher besser bekannt als Böhmisch Rauhbart. Fred Frey ist einer dieser Liebhaber und berichtet über die bärtigen Vorstehhunde aus dem Land an der Moldau.

Wer hierzulande einen Ceský Fousek zur Jagd führt, muss fast zwangsläufig mit zwei
Fragen rechnen: „Woher haben Sie diesen Deutsch-Stichelhaar?“ oder „Ist das etwa ein Griffon?“. Beide Fragen sind weder unberechtigt noch unbegründet, denn ein Böhmisch Rauhbart kann diesen beiden deutschen Rauhaarigen je nach Haarkleid zum Verwechseln ähnlich sehen. Manche behaupten sogar, dass selbst Kenner der jeweiligen Rassen
aus 30 Hunden nicht die zehn ihres Zuchtvereins erkennen würden. Unbegründet ist es auch deshalb nicht, weil der Ceský Fousek in vielen Blutlinien deutscher Rauhaariger zu finden ist. Beim Deutsch Stichelhaar ist es verbrieft, dass Böhmisch Rauhbärte eingekreuzt wurden. Beim Ceský Fousek handelt es sich um einen der ältesten rauhaarigen Vorstehhunde überhaupt. Er wurde bereits von Hanns Friedrich v. Fleming in der Schrift „Der vollkommene teutsche Jäger“ aus dem Jahr 1724 erwähnt. Es ist dort die Rede von den „böhmischen rauhaarigen Wasserhunden“. Damit dürften zweifelsfrei die rauhaarigen Vorstehhunde aus der Region Böhmen gemeint sein. Einer der ersten Nachweise der Ceský
Fousek stammt aus der Regierungszeit des Kaisers und Königs Karls IV. (1316-1378). In einem auf der Burg Karlstein gefundenen Schriftstück des Vilem Zajic von Valdeck heißt es: „Im Jahre des Herrn 1348 schenkte der König Karl IV. dem Brandenburgischen Markgrafen
Ludwig zur Jagdunterhaltung leistungsfähige Jagdhunde, genannt „Canis bohemicus“.
Es gibt weitere schriftliche Belege, aus denen hervorgeht, dass die „böhmischen Hunde“ mit Vorliebe als Jagdhunde verwendet wurden. Sie zeichneten sich durch Schnelligkeit, Beharrlichkeit, Ausdauer und auch durch Schärfe aus. Die Hunde waren jedoch leicht zu
lenken und abzurichten. Aus diesem Grunde waren sie in verschiedenen Ländern
Europas sehr begehrt. Mit Recht kann angenommen werden, dass die Vorfahren des heutigen Ceský Fousek an der Entstehung einiger anderer, moderner Kulturrassen von rauhaarigen europäischen Vorstehhunden beteiligt waren. Trotz des durch Belege nachgewiesenen historischen Alters dieser Rasse wurde der Böhmisch Rauhbart international sehr spät anerkannt. Erst im Jahre 1963 wurde sein Standard von der Generalversammlung des Welthundeverbandes FCI angenommen.

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war der Ceský Fousek der am meisten geführte Vorstehhund in seiner Heimat. Durch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges stand der Böhmisch Rauhbart Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts vor dem Aussterben. Aus typischen Einzeltieren – den Resten der Rasse – hat man durch planmäßige und sorgfältige Zucht den heutigen Ceský Fousek entwickelt. Er nimmt heute unter den Jagdhunden der  Tschechischen Republik die zweite Stelle ein. So fielen dort im letztjährigen Zuchtjahr 99 Würfe von insgesamt 133 registrierten Züchtern. Hinzukommen noch etwa zehn Würfe in den Niederlanden und 80 in den USA. Bei uns wurden bisher keine Rauhbärte im Club Cesky Fousek Deutschland gewölft – doch dazu später mehr. Die weltweite Gesamtpopulation schätzt man auf etwa 2 500 Hunde. Als besondere Eigenschaft dieser Rasse muss an erster Stellen die Arbeitsruhe genannt werden. Sie befähigt die Hunde zu gründlicher und konzentrierter Arbeit in allen jagdlichen Bereichen, besonders auch auf der roten Fährte. Weiterhin zeichnet die Hunde eine hohe Arbeitsfreude und Leichtführigkeit aus.

Der Böhmisch Rauhbart ist ein kompaktes Kraftpaket mit allen Eigenschaften, die ein Vollgebrauchshund heute benötigt. FOTOS: MICHAEL MIGOS
Das „dreifache“ Haar schützt die Rauhbärte vor Kälte und Nässe. Neben der Unterwolle und dem Deckhaar weisen die Hunde noch bis zu sieben Zentimeter lange Grannenhaare auf.

Die Summe aller Eigenschaften und besonders das ausgeglichene Wesen machen die Rauhbärte zu ganz besonders angenehmen Hausgenossen. Im Umgang mit Menschen sind sie absolut aggressionslos, und auch im Zusammenspiel mit Artgenossen zeichnet sich die Rasse als äußerst friedlich aus. Das Vorurteil, die Ceský Fouseks hätten in der Jagdpraxis
ein „weicheres“ Wesen, gehört eher in den Bereich der Legenden. Viele Arbeiten – insbesondere aus ihrem Ursprungsland – belegen, dass sie sowohl am Raubwild als auch an wehrhaftem Schalenwild ihre Arbeit nach hiesigen Maßstäben sauber verrichten. Wenn es darauf ankommt, zeigen die Böhmischen Rauhbärte alle Eigenschaften, die ein Vollgebrauchshund heutzutage verinnerlichen sollte.

Seine Beharrlichkeit zeigt der Ceský Fousek im Wasser genauso wie im Feld und Wald. Dabei bleibt er stets leichtführig.

Im Gegensatz zu seinen europäischen Rauhhaar-Kollegen weist der Ceský Fousek drei Haararten auf. Neben der üblichen Unterwolle und dem Deckhaar verfügt der urig aussehende Böhme über ein so genanntes Grannenhaar. Es ist etwa fünf bis sieben Zentimeter lang und vornehmlich an Brust, Schultern, Rückenlinie und Weichen zu finden. Deshalb ist der Pflegeaufwand bei den Fouseks aber nicht größer, als bei jedem anderen
rauhaarigen Vorstehhund.

Die vielen guten Merkmale führten dazu, dass die Böhmisch Rauhbärte im 19. Jahrhundert immer mehr Freunde auch außerhalb des Mutterlandes fanden – so auch in Deutschland. Bei uns drängt sich natürlich immer ein Vergleich mit dem sehr ähnlichen Deutsch Stichelhaar auf. Es kann als erwiesen angenommen werden, dass diese beiden Rassen den gleichen Ursprung haben. Dafür gibt es eindeutige Hinweise in dem Werk von
Dr. Hanns v. Kadich aus dem Jahre 1888. Außerdem wurde durch genetische Untersuchungen in den letzten Jahren die sehr große Ähnlichkeit dieser beiden Rassen bestätigt. Der Verein Deutsch Stichelhaar war es auch, der den Böhmisch Rauhbart in
jüngster Vergangenheit – nämlich 2002 – wieder nach Deutschland holte, um durch Einkreuzung seine eigene Zuchtbasis zu verbreitern. Zwar brachte eine der beiden Fousek-Hündinnen einen Wurf zur Welt, doch der Zuchtversuch wurde im Verein Stichelhaar nicht weiter verfolgt. Einige engagierte Rauhbart-Liebhaber gründeten daraufhin 2003 den Club Cesky Fousek Deutschland. Nach ein paar Jahren des Dornröschenschlafes ist man nun soweit, gemeinsam mit dem Verein Deutsch Stichelhaar einen neuen Zuchtversuch zu unternehmen. Dabei sollen sowohl beide Rassen reingezüchtet als auch in zwei Linien
verpaart werden.

In Deutschland gibt es nur sehr wenige Fouseks. Schätzungen liegen bei etwa 200 Hunden.
Kraft und Ausdauer – ohne Hektik, das sind die Wesenszüge, die eine der ältesten Jagdhundrassen auszeichnen.

Zur Zeit gibt es in Deutschland demnach auch noch keine Welpen. Wer sich für einen Ceský Fousek interessiert, ist bis auf weiteres gezwungen, ihn aus dem Heimatland der Rasse zu erwerben. Der Club Cesky Fousek Deutschland wird – wenn gewünscht – dabei behilflich sein, denn man pflegt gute Kontakte zum tschechischen Zuchtverband und kennt seriöse Züchter.

Der deutsche Fousek-Club will aber nicht nur zukünftige Ceský-Führer begeistern.
Man ist auch auf der Suche nach den heute schon vorhandenen Hunden, die auf eigene Faust von den Liebhabern der Rasse nach Deutschland importiert wurden. Die Anzahl der noch „unendeckten“ Fouseks schätzt man auf etwa 200 Hunde. Diese Rauhbärte stellen
ein großes Reservoir an Elterntieren dar, mit der man eine geregelte Zucht aufbauen
könnte. Jetzt könnte man denken, dass es in Deutschland bereits genügend Rassen im
Format eines Ceský Fouseks gibt. Warum also diese „neue“ Rasse? Der Böhmisch
Rauhbart ist aber vielmehr ein alter, sehr bodenständiger Jagdhund mit vielen guten
Eigenschaften, die es zu erhalten gilt. Nicht zum Selbstzweck, sondern weil es einfach ein Genuss ist, mit so einem führigen Hund zu jagen.

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