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Der raue Italiener – Spinone Italiano

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Fotos: Julia Kauer

SPINONE ITALIANO
Der kräftige und bärtige Vorstehhund gehört zu einer der ältesten Hunderassen Italiens.
In Deutschland ist der Allrounder mit dem melancholischen Blick eher unbekannt.
Julia Kauer

„Wenn der englische Pointer der Porsche unter den Vorstehhunden ist, dann ist der Spinone der Jeep“, sagt Züchterin Anke Hoppe. „Sobald er Wittrung in der Nase hat, verlangsamt sich sein Schritt, er analysiert in aller Ruhe, und der außergewöhnlich große Kopf mit der feinen Nase wird mehrfach in die Höhe gereckt, um besser Wind zu bekommen. Erweisen sich die Bemühungen als erfolglos, sucht der hoch sensible Hund weiter. Bekräftigt sich hingegen der Verdacht, folgt er dem Duft-reiz und verhält sich dabei so lautlos und vorsichtig, dass es eine Freude ist, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Hat er sein Ziel festgemacht, verharrt er, und auch die bewegungsfreudige Rute kommt zum Stillstand“, schwärmt die Züchterin der italienische Vorstehhunde. Bei Liebhabern seiner Rasse gilt der Spinone Italiano als „Taktiker“ und „Denker“. Seine Suche wird als langsam, kurz und stetig mit enger Führerbindung und akribischer Genauigkeit beschrieben. Aufzeichnungen und Hinweise über die Entwicklungsgeschichte des Spinone Italiano gibt es bereits seit der Antike um 500 v. Chr. Es wird vermutet, dass die Rasse im italienischen Piemont ihren Ursprung hat. Kynologen gehen davon aus, dass es sich um einen der ältesten Vorstehhunde handelt. Auch im späten Mittelalter finden sich auf verschiedenen Fresken Darstellungen von Vierläufern, die in ihrem Aussehen den heutigen Spinone sehr ähneln. So ist dieser Hundetyp auf dem Fresko von Andrea Mantegna „Die Rückkehr des Kardinals Gonzaga“ aus dem 15. Jahrhundert und auf einem Gemälde von Annibale Carracci (1560 bis 1609) zu finden. Jacques Espée de Selincourt schreibt 1683 in „Le Parfait Chasseur“ (Der perfekte Jäger), dass die besten Griffons aus Italien und Piemont kommen, und nimmt dabei Bezug auf den Spinone. Die Bezeichnung Griffon deutet in diesem Zusammenhang auf das raue Haar als Oberbegriff für rauhaarige Hunde hin. In den verschiedenen Regionen Italiens wurde der Spinone unterschiedlich bezeichnet. In der Toskana hieß er „Restone“ oder „Spinoso“, in der Romagna „Baffo“ oder im Piemont „Can cravin“.
Die Ursprünge dieser alten Rasse sind unklar, und verschiedene Theorien darüber liegen weit auseinander. Tale, ein Kynologe aus dem 16. Jahrhundert, vermutet die Herkunft in Kreuzungen aus russischen Griffons mit dem Bracco Italiano. Eine andere Theorie stützt sich bei der Herkunft auf einen inzwischen ausgestorbenen spanischen Vorstehhund

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges war die Rasse fast verschwunden, da viele italienische Jäger begannen, mit anderen ausländischen Vorstehhunden zu jagen. Vor allem Setter, Pointer oder Deutsch-Drahthaar wurden plötzlich äußerst populär. Im Gegenzug wurde der Spinone immer häufiger in andere Länder exportiert, sodass sich seine Population im Laufe der Jahrzehnte erholt hat. Italienische Liebhaber versuchten, die Zucht wieder aufzubauen.
Mittlerweile ist der Bestand an Spinone Italiano auch in Deutschland als stabil zu bezeichnen, und die Rasse erfreut sich hierzulande immer größerer Beliebtheit und Bekanntheit. Derzeit werden etwa 300 bis 400 dieser Vierläufer in Deutschland geführt. Der Spinone-Italiano-Club, dem etwa 100 Mitglieder angehören, verzeichnet momentan elf Züchter, davon acht mit Jagdschein und drei aus dem Rettungshundewesen.
Mit tatsächlich jagdlich geführten und ausgebildeten Hunden gibt es allerdings nur vier bis fünf Zwinger. 2015 wurden in Deutschland 42 Welpen gewölft. In den Jahren 2014 und 2013 war die Anzahl mit 70 und 78 Welpen deutlich höher.

Der Suchenstil des Spinone ist kurz und sehr führergebunden. Daher eignet sich der rauhaarige Italiener sehr gut für das Buschieren unter der Flinte.

In seinem Ursprungsland wird der Spinone hauptsächlich als klassischer Vorstehhund zur Jagd auf Federwild, wie Schnepfen, Wachteln, Enten und Fasane, eingesetzt. Sein raues Haar und seine hohen Läufe machen ihn zu einem robusten Jagdhelfer für jedes Gelände. Führer dieser Rasse bestätigen, dass er willig dorniges Gestrüpp oder kaltes Wasser annimmt. Kein Wunder, schützt ihn doch sein dichtes, raues Haarkleid vor Feuchtigkeit und Kälte. Die italienischen Vorsteher sollen sich darüber hinaus als vorzügliche Apportierhunde mit weichem Maul erweisen. Während seiner Suche wird ein weiteres tyisches Merkmal des Rauhaarigen deutlich: Permanent bewegt er seine auf 15 bis 25 Zentimeter kupierte Rute hin und her. Auf Treibjagden lassen sich die Spinone hervorragend zur Suche und zum Stöbern einsetzen. Für die Jagd auf Schwarzwild eignet sich der größte Vertreter aller Vorstehhunderassen aufgrund seiner Größe und dem häufig fehlenden Fährtenlaut jedoch nicht. Niederwild lässt sich mit den rauhaarigen Italienern hingegen problemlos bejagen. Sein langsamer, kurzer und führerbezogener, aber dennoch
selbstständiger Suchenstil machen den Jagdhund inzwischen auch unter  Rettungshundeführern und Mantrailern immer beliebter. „Der Spinone Italiano gilt als relativ leicht erziehbar, kann sich aber gelegentlich als ein wenig stur erweisen“, berichtet
Züchterin Hoppe. Ungerechte oder gar grobe Behandlungen seien demnach das Schlimmste, was man diesem sensiblen Jagdgefährten antun könne. Man sollte stets
verständnisvoll, liebevoll, aber konsequent mit ihm umgehen, ohne dabei unnötige Härte walten zu lassen. Hat er einmal schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, wird
er dies nie wieder vergessen. Wie jeder heranwachsende Hund braucht auch diese
Rasse viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und Beschäftigung. Junghunde des Spinone zeichnen sich durch ausgeprägte Aktivität aus. Frühzeitiges Prägen und Lenken können diesen Drang in die gewünschte Richtung kanalisieren. So wird den jungen Hunden
in Italien schon frühzeitig gezeigt, auf was sie später jagen sollen. Bis er wirklich erwachsen und ausgewachsen ist, vergehen beim Spinone Italiano gut zwei bis drei Jahre – wie bei vielen anderen großen Hunderassen auch. Es kann sogar sein, dass er die volle körperliche Masse erst im vierten Lebensjahr erreicht.

Sein dichtes, harsches Haar veleiht dem Spinone die nötige Härte für die Wasserwildjagd
Eine weitere Stärke des Spinone ist das freudige Apportieren. Dank seines kräftigen Körperbaus bringt er problemlos auch Füchse.

Der Spinone gilt als umgänglich, unkompliziert, fröhlich und begeisterungsfähig. Ein ausgewachsener typvoller Vertreter seiner Rasse ist ruhig und freundlich – bisweilen auch sensibel. Er vereint gegensätzliche Wesenszuge wie Sanftheit und Entschlossenheit,
Aggressionslosigkeit und Mut, Freundlichkeit sowie ein wachsames Wesen.
Er braucht das Gefühl, ein vollwertiges Familienmitglied zu sein. Daher eignet er sich nicht für die Zwingerhaltung. Für jede Streicheleinheit ist diese Rasse sehr dankbar und fordert sie auch gerne mal ein. Spinone sind in der Regel keine Kläffer, sondern eher ruhig. Durchaus sind sie aber in der Lage, ihre Stimme zu erheben, wenn es sein muss.

Rassestandard

FCI-Gruppe 7: Vorstehhunde, Sektion 1.3, kontinentaler Vorstehhund, Typ „Griffon“
In Deutschland ist der Spinone Italiano vom Jagdgebrauchshundverband (JGHV) anerkannt und wird durch den Spinone-Italiano-Club Deutschland e. V. betreut.
Widerristhöhe: Rüden 60 bis 70 Zentimeter, Hündinnen 58 bis 65 Zentimeter
Gewicht: Rüden 32 bis 37 Kilogramm, Hündinnen 28 bis 30 Kilogramm
Körperbau: kräftig, derb, widerstandsfähig mit kräftigem Knochenbau sowie einer gut entwickelten Muskulatur
Haarkleid: rauhaarig, hart und dicht, ohne Unterwolle und vier bis sechs Zentimeter lang, jedoch kürzer an Fang, Haupt und Behängen
Fellfarbe: Es kommen die Farbschläge weiß, weiß mit orangefarbenen Platten, weiß-orange geschimmelt, weiß-orange geschimmelt mit orangefarbenen Platten, Braunschimmel, Braunschimmel mit braunen Platten und weiß mit braunen Platten vor. Ausgeprägte Augenbrauen, der Kinnbart und die runden bernsteinfarbenen Augen verleihen dem Spinone einen freundlichen, fast menschlichen Ausdruck. Bei weiß-orangenen Hunden
ist die Augenfarbe tief honig- oder bernsteinfarben. Bei Braunschimmel ist eine dunkle Farbe erwünscht.
Wesen: leichtführig, freundlich sowie kinder- und führerbezogen


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