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Elchhunde – Drei Nordlichter

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Sie sehen aus wie Wölfe und werden oft mit Huskysverwechselt: Elchhunde. Katrin Huber stellt drei Vertreter der skandinavischen Jagdbegleiter vor.

Elchhunde

Mutig, ausdauernd, selbstständig und zuverlässig sollen sie sein –gleich einem Fels in der Brandung. Ihre Anspruchslosigkeit, ihre physische Härte, die sie in Skandinavien aufgrund der Witterungsverhältnisse zwangsläufig brauchen, und ihre Widerstandskraft sind legendär bei den nordischen Rüdemännern. Den Hunden eilt der Ruf voraus, treu zu ihren Besitzern zu stehen. Wer einmal sein Herz erobert hat, der wird es behalten. Sie sind erfüllt von Arbeitseifer, und ihr großes Durchhaltevermögen wird nicht nur beim jagdlichen Einsatz sehr geschätzt.
Mit Gewalt, Zwang und Drill stößt der Hundeführer bei den Elchhunden ganz schnell an eine Grenze – und kommt mit Sicherheit nicht zum gewünschten Ziel. Die abverlangte Arbeit muss ihnen sinnvoll erscheinen, denn die Nordischen lösen einen Großteil ihrer Aufgaben selbstständig. Sie werden nie absolut gehorsam sein, wer das durch Zwang einfordert, zerstört die Seele seines Elchhundes.
In Deutschland sind sie kaum bekannt – in Skandinavien hingegen wäre die Jagd ohne diese Vierläufer kaum vorstellbar.
Der Elchhund hat einen ehrlichen Charakter und ein überaus freundliches Wesen. Familienfreundlichkeit und Kinderliebe zeichnen ihn besonders aus, dennoch ist er wachsam und verteidigt sein Rudel, wenn es sein muss. Dies tut er weniger bissig, als lautstark. Er ist ausgeglichen und sozial gegenüber Artgenossen. Der Grundgehorsam und das tägliche Miteinander erfordern eine liebevolle, aber konsequente Hand, die die Eigenständigkeit des Vierläufers respektiert. Im Allgemeinen sind Elchhunde am liebsten draußen. Sie sind nicht hitzeempfindlicher als andere nordische Hunderassen. Im Sommer sollte man jedoch über Tag keine Höchstleitungen einfordern und auf jeden Fall einen schattigen Rückzugsort zur Verfügung stellen. Andernfalls findet man später im Garten eine Höhle, die vorher nicht existierte. Wasserfreude spricht man den Vierläufern ab, eine Abkühlung im Fluss oder See erfolgt meist nur bis zum Bauch – wenn überhaupt. Im skanidinavischen Winter kühlen die Hunde bei Nässe zu schnell aus, wenn sich die komplette Unterwolle mit Wasser vollsaugt. Da das Trocknen zu lange dauert, lassen sie es lieber ganz sein.

Elchhunde gliedern sich in drei Rassen. Zu ihnen gehören der Jämthund, der seinen Ursprung in Schweden hat, der Norwegische Graue Elchhund und der Norwegische Schwarze Elchhund. Alle drei werden der FCI-Gruppe 5, Spitze und Hunde vom Urtyp, Sektion 2 Nordische Jagdhunde, zugeordnet und sind jeweils als eigene Rasse anerkannt.
Der bekannteste und am weitesten verbreitete ist der aus Norwegen stammende „Norsk Elghund Grå“, der graue norwegische Elchhund. Seine Vorfahren leben schon seit 6 000 bis 7 000 Jahren gemeinsam mit den Menschen. Bei Ausgrabungen im Südwesten Norwegens hat man in der Vista Höhle zwei Hundeskelette gefunden, die als Elchhundartige identifiziert werden konnten.

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Norwegischer Elchhund „am Band“. Bei der Leithundjagd sucht der Vierläufer nicht ausschließlich mit tiefer Nase.

Auch in alten Wikingergräbern (vor cirka 800 bis 1 200 Jahren) hat man ähnliche Hundeskelette gefunden. DNS-Untersuchungen belegen allerdings, dass der heutige Hundetyp nur etwa 100 bis 200 Jahre alt ist.
Der Rassestandard aus dem Jahr 1901 geht auf einen Hund namens „Gamle Bamse Gram“ zurück, der dem Konsul Jens Gram aus Ask gehörte (1865).

Dieser Vierläufer war im ersten Zuchtbuch eingetragen. 1877 wurden 15 Elchhunde bei der ersten Hundeausstellung in Norwegen präsentiert. Zunächst wurde die Rasse gemeinsam mit dem Jämthund als „Gråhund“, FCI-Standard 112, geführt. 1981 wurde der heutige Norwegische Graue Elchhund als eigene Rasse anerkannt und wird seitdem als FCI-Standard 242 geführt. Die Bezeichnung „Gråhund“ wurde daraufhin gestrichen. Im „Norske Elghundklubbers Forbund“ werden jährlich etwa 1 000 Welpen registriert.
Der graue Norweger ist ein typischer Spitz. Sein Körper soll kurz, kompakt und quadratisch gebaut sein, der Hals elastisch und gut aufgerichtet. Der Brustkorb ist breit und tief, was zur imposanten Erscheinung beiträgt.

Die Rute wird stolz und fest eingerollt über dem Rücken getragen. In diese typische Form rollt sie sich allerdings erst einige Wochen nach dem Wölfen. Ein erwachsener Hund kann die Rute nicht mehr gerade ausstrecken. Markant sind die hoch angesetzten Stehohren am keilförmigen Kopf.

Dieser Jäger bereitet seinen Jämthund gerade auf den Einsatz als Loshund vor.

Die Augen sind dunkel und lebhaft. Das Deckhaar ist reichlich und dick, mittellang, ohne Locken. Die Spitzen der Deckhaare sind schwarz und maßgeblich für die Gesamterscheinung. Charakteristisch ist die deutlich abgesetzte, dunkle Maske. Im Bereich von Brust, Bauch, Gliedmaßen und der Unterseite der Rute ist das Haarkleid grau in hellen Abstufungen.
In den vergangenen Jahren wurde der Phänotyp des Norwegischen Elchhundes immer dunkler, was von vielen Norwegern nicht gewünscht war. Die Ähnlichkeit zum Jämthund wurde zu groß. Deshalb wird aktuell in der Zucht wieder auf hellere Hunde Wert gelegt.

Der „große Bruder“ des grauen Elchhundes ist der große Elchhund aus Schweden, der Jämthund. Er stammt aus der gleichnamigen Provinz Jämtland in Mittelschweden und begleitet die Menschen dort seit Tausenden von Jahren. Bereits 1946 wurde der Jämthund als eigenständige Rasse anerkannt. Heute findet man ihn unter dem FCI-Standard Nr. 42.
Der Jämthund ist ein großer, kräftiger, rechteckig gebauter Spitz. Im Erscheinungsbild ist er dem grauen Elchhund sehr ähnlich, die Fellfarbe ist aber insgesamt dunkler. Trotz seiner großen Statur ist er schnell und sehr beweglich. Der Körper soll weder zu schwer sein, noch den Eindruck von Länge zulassen. Das Gewicht ist etwas höher als beim grauen Norweger und liegt im Schnitt zwischen 25 und 32 Kilo.
Dank seiner Kraft und Ausdauer wird er in Schweden nicht nur zur Elch-, sondern auch zur Bärenjagd eingesetzt. Wie alle anderen Elchhunde wird er sowohl als Los- als auch als Leithund geführt. Und auch auf der Wundfährte zeigen die nordischen Elchhunde sehr gute Leistungen.

Jämthund: typisch für den Schweden sind die cremefarbenen Abzeichen am Kopf.

Der dritte Vertreter der skandinavischen Elchhunde ist der „Norsk Elghund sort“ oder „Svarthund“, der Norwegische Schwarze Elchhund. Der auffälligste Unterschied zu seinen grauen Verwandten: das namensgebende schwarze, glänzende Fell. Ein wenig weiß an Brust und Pfoten wird toleriert.
Die Form der schwarzen Norweger ist ähnlich der anderen Elchhunde – ebenfalls ein typisch quadratischer Spitz.

Allerdings sind die Schwarzen die kleinsten und am zierlichsten gebaut. Die Widerristhöhe für Rüden liegt bei 46 bis 49 cm (ideal 47 cm), für Hündinnen bei 43 bis 46 (ideal 44 cm).

Ihre Abstammung ist historisch nur in wenigen Dokumenten belegt. Zwei Theorien besagen, dass es sich einmal um eine Variante der alten, nordischen Spitzhunde handelt, die bei den rentierbesitzenden Lappen entstanden sei. Eine andere Theorie besagt, dass der schwarze Elchhund einer Kreuzung aus dem grauen Dyrehund (Tierhund) und dem Finnenhund entstammt. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die Rasse erstmals erwähnt, 1877 offiziell anerkannt.

Kleine weiße Abzeichen auf der Brust werden beim Norwegischen Schwarzen Elchhund toleriert.
Die Unterwolle eines Elchhundes trocknet langsam. Dieser Jämthund wärmt sich unter der Jacke seines Führers.

1899 wurde Norwegens erster Rassehundeclub gegründet, der Norwegische Dyrhundeclub. Sogenannte Dyrehunde waren alle Spitzrassen, die für die Hochwildjagd auf Hirsch, Elch und Bär eingesetzt wurden. Unterschieden wurde in graue und schwarze „Tierhunde“, 1949 entstand dann die Rassebezeichnung grauer und schwarzer Elchhund.

Aus dem Dyrhundeclub wurde der Elchhundeclub. Die Zahl der schwarzen Elchhunde war in Norwegen immer sehr gering, das Hauptverbreitungsgebiet sind Nord- und Südtrondelag. Von 1960 bis 1990 steigerte sich die Zahl von 19 Hunden auf immerhin 168. Seit 1995 wurden in Norwegen 2 065 Hunde registriert.
Außerhalb Skandinaviens ist die Rasse so gut wie unbekannt. In Deutschland wird die Zahl der Elchhunde insgesamt auf 25 bis 30 Stück geschätzt. Als Jagdgebrauchshund hat er in Deutschland keine Bedeutung.

Jagdarten

Bandhund-/Leithundjagd:
Diese Jagdart ist hauptsächlich in offenerem, deckungsarmen Gelände und kleineren Jagdarealen sinnvoll. An der langen Leine, dem sogenannten Band oder Hängeseil,
folgt der Vierläufer frischen Elchfährten. Dabei sucht der Hund anders als in hierzulande gewohnter Manier des Schweißhundes nicht mit komplett „festgesaugter“ Nase am Boden, sondern häufig mit hoher Nase. Der Elch hat die Angewohnheit, vor seinem Einstand einen
Bogen zu schlagen und seine Fährte zu beobachten. Deshalb muss der Elchhund immer
wieder Wittrung aus der Umgebung einholen und versuchen, den Elch zu eräugen.
Im Idealfall bringt der Hund seinen Führer bis kurz vor den Elch. Der Jäger versucht dann, den Elch bis auf Schussentfernung anzupirschen, der Hund bleibt abgelegt zurück. Wesentlicher Unterschied zur Loshundjagd ist, dass bei der Bandhundjagd der Hund komplett stumm bleibt – auch am sichtigen Elch. Alle drei Rassen werden in ganz Skandinavien ebenfalls als Nachsuchenhunde genutzt.

Loshundjagd:
In der Regel wird der Hund dabei geschnallt und sucht frei nach frischen Fährten und der
Wittrung des Elches. Diese Art ist in ganz Skandinavien weit verbreitet. Auf der Fährte ist der Hund stumm. Er gibt erst Laut, wenn er direkten Kontakt zum Elch hat und ihn stellt. Der Hund soll das Stück dabei nur verbellen, ohne es zu packen oder niederzuziehen.
Der Elch nimmt zwar Notiz vom Hund und lässt sich im besten Fall von ihm ablenken. Er darf aber nicht so stark beunruhigt werden, dass er flüchtet. Zieht der Elch trotzdem weiter, folgt der Hund unaufgefordert. Für den Jäger gilt: Ist der Hund stumm, zieht der
Elch. Gibt der Hund Laut, hat er den Elch gebunden. Der Elchhund verfolgt dieses Prozedere so lange, bis der nachfolgende Hundeführer zum Schuss kommen kann.
Heutzutage erleichtert der Einsatz von GPS-Geräten die Ortung des Hundes, doch diese Art der Jagd ist Jahrhunderte alte Tradition. Hauptsächlich kommen Jämt und grauer Elchhund bei der Loshundjagd zum Einsatz.

 

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