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Nachlese zwischen Sturmschäden

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AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER

Mitte Januar zog die Redaktion los, um die zu Schaden gehenden Schwarzkittel zu bejagen. Sturmtief „Friederike“ hatte in Obertiefenbach ordentlich gewütet und die Jagd deutlich erschwert. Fabian Alexi

Fotos: Ingo Tesch (2), Peter Schmitt (1), Fabian Alexi (1)

Giftiger Standlaut von Parson Russell Terrier „Elwood“ tönt heiser und tief aus der Dickung direkt vor mir. Ich bin sicher, dass er Sauen vor sich hat. Langsam gehe ich in seine Richtung und schnalle den jungen Heideterrier „Jago“. Als er bei seinem weißen Kollegen ankommt, schlägt auch er tief an. Zusammen drängen sie den Borstenträger aus dem Kessel unter einer frisch umgeworfenen Fichte. Doch nach einigen Metern stellt sich die Sau erneut. So geht das einige Male quer durch die Dickung. Erst als ein weiterer Terrier und ein Drahthaar beischlagen und den Druck auf den Überläufer erhöhen, verlässt er das Brombeerfeld und flüchtet mit aufgestelltem Pürzel.

Die Ansprache am Morgen der Jagd klang vielversprechend, die Erwartungen waren hoch. Ständige Schwarzwildschäden am Schönborn veranlassten die Redaktion zu einer kleinen Drückjagd. Einige Rehe fehlten außerdem auf dem Abschussplan. In das Testrevier kamen die Schützen nur über wenige Wege, da Sturmtief „Friederike“ kurz vor der Jagd auf großen Flächen vor allem Fichten umgeworfen hatte. Nach kurzer Besichtigung der Windwürfe war jedoch schnell klar, dass die Jagd trotzdem sicher stattfinden konnte. Einige Stände mussten aber verlegt werden. In kleinen Treiben wollten wir einzelne Einstände kontrollieren. Unterstützt von drei Terriern und einem Drahthaar sollten wir das Schwarzwild vor die Schützen bringen.

Der gekrellte Überläufer wurde von den Hunden noch während des Treibens gehalten und vom Jäger abgefangen.
Sturmtief Friederike
Am Lagerfeuer wurden nach dem Streckelegen die Jagderlebnisse des Tages ausgetauscht.

Doch entgegen aller Erwartungen fanden die Hunde in den Dickungen am Ringwall und im Schönborn keine Sauen. Für das letzte Treiben umstellten die Schützen die Kleine Heide. Schon beim Angehen fiel ein Schuss. Tobias Thimm erlegte ein weibliches Kitz, dass die Schützengruppe von Markus Deutsch beim Angehen durch den Windbruch hochgemacht hatte. Wir durchkämmten zuerst ein kleines Brombeerfeld, das angrenzend an die Kleine Heide liegt. Einige Fichten waren auf die dornbewehrten Ranken gefallen. Unter einer davon steckte der Überläufer, den die Hunde aus der Dickung arbeiteten.

Das Hundegeläut hat unseren Ehrgeiz geweckt. Die Sau wollen wir auf die Strecke legen. Als sie aus der Dickung flüchtet, brüllt mein Namesvetter Fabian, der uns mit seinen Hunden auf der Jagd unterstützt, mit Mainzer Dialekt: „Saue, Obacht gebbe!“

Ein Schuss fällt. Peter Schmitt hat geschossen und ruft: „Der ist gekrellt! Kommt schnell her.“ Er darf seinen Stand nicht verlassen. Die Sau ist nach dem Schuss hinter einen umgefallenen Baum gerutscht. Einen Fangschuss kann er deshalb nicht antragen. Bevor ich mich aus den Brombeeren befreit habe, sehe ich den Überläufer sich schwerfällig aufrappeln und durch den Hochwald flüchten. Die weißen Terrier sind dicht auf seinen Fersen. Drahthaar und Heideterrier eilen aus der Dickung hinterher. Zusammen mit Fabian nehme ich die Verfolgung auf. Bereits nach 200 Metern stellen unsere Parsons die Sau. Sie umringen den Schwarzkittel, der mit gestelltem Kamm bedrohlich grunzt und Scheinangriffe macht. Dann bricht er aus und flüchtet ins Tal. Kurz vor der Schönborn-Dickung holen die größeren Hunde den Bail endlich ein und greifen den Schwarzkittel.

Als wir die Sau angehen, steht sie, gehalten von den vier Hunden, im knöcheltiefen Matsch der vom Regen aufgeweichten Wiese. Fabian fängt den Überläuferkeiler ab, während ich den Kopf sichere, damit er keinen der Hunde schlagen kann.

Als wir abgehetzt mit unseren Vierläufern auf dem Rückweg ins Treiben sind, machen wir einen kleinen Umweg zu Peter. „Wir haben sie. Die Sau liegt unten im Tal“, berichte ich. „Klasse, Jungs“, antwortet er erleichtert. Für ihn waren es bange Minuten.

An der Grillhütte verblasen wir im Fackelschein den Überläufer und zwei Stück Rehwild. „Friederike“ hat zwar die Jagd erschwert, doch als Schneider müssen wir nicht nach Hause gehen.

Die Dickungen im Testrevier sind eine Herausforderung für die Treiberwehr.
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