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Südtirol: Rechnungshof will Millionen-Schadensersatz für Murmeltierabschüsse

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Weil sie in den Jahren 2010 bis 2014 Abschussgenehmigungen für rund 3 500 Murmeltiere, Steinböcke und Kormorane erteilt haben, sind der ehemalige Landeshauptmann Luis Durnwalder und der frühere Direktor des Südtiroler Amts für Jagd und Fischerei, Heinrich Erhard, von der ­Zentralsektion des Bozener Rechnungshofes am 19. Juni zu Geldstrafen von weit über 550 000 Euro verurteilt worden.

Murmeltier
Murmeltiere sind in der Alpenregion weit verbreitet.
Foto: Reiner Bernhardt

Angeklagt hatte sie vor Jahren Robert Schülmers von Pernwerth, ehemals Leitender Staatsanwalt am Bozner Rechnungshof. Er argumentierte, dem Staat Italien sei durch den Abschuss ein Schaden entstanden, den die Verantwortlichen wiedergutzumachen hätten. Seiner Argumentation folgte das Gericht damals nicht, doch 2016 legte die Staatsanwaltschaft Rekurs ein – und erhielt nun von der Zentralsektion Recht.

In einem Interview mit der Südtiroler Tageszeitung kündigte Durnwalder an, er werde das Urteil auf allen Ebenen bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anfechten. Landeshauptmann Arno Kompatscher und Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler verwiesen auf die primäre Gesetzgebungsbefugnis Südtirols sowie auf die Bemühungen, den lokal vorherrschenden Situationen und den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Zudem sei die ausgestellte Geldstrafe weit übertrieben. Ihr lag offenbar der Preis eines Präparats, zum Beispiel 300 Euro beim Murmeltier, zugrunde.

Unterstützung kam auch aus Brüssel: FACE-Präsident Dr. Michl Ebner bezeichnete das Urteil als schweren Angriff auf nachhaltige Jagdsysteme in Europa. Der Verband sprach den Betroffenen seine volle Solidarität aus. vk

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