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Überraschungsfüchse

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Peter Schmitt

AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER
Im Vergleich zu den beiden letzten Jagdjahren hinken wir 2016/17 bei den Füchsen trotz intensiver Bejagung deutlich hinterher. Es machte den Eindruck, dass es heuer einfach weniger gibt – bis zu diesem Wintertag.

Überraschungsfüchse

Fotos: Peter Schmitt

Nach erfolglosem Morgenansitz führt mich mein Weg durch eine Aussiedlung hinunter in Richtung Obertiefenbach. Am Ende des Gefälles macht die Straße eine scharfe Linkskurve, verläuft parallel zu einem Bach auf eine kleine Wiese vor einem Fischteich zu,
um dann über eine Brücke zu führen. Gerade als ich die Kurve nehmen möchte, sehe ich auf dieser Wiese einen Fuchs. Er bemerkt das Auto auf etwa 100 Meter sofort und flüchtet in den Bewuchs neben der Brücke. Zwischen Straße und Bach liegt eine steile, belaubte Böschung. Ich bremse, schalte den Motor ab und lasse das Auto an der Einfahrt eines Forstweges ausrollen. Repetierer raus, Magazin rein, durchladen und mit langen Sätzen zur Böschungskante sprinten sind fast eins. Ich warte. Auf dem gefrorenen Laub müsste sich Reineke gut hörbar ankündigen. Aber es tut sich nichts.
Als ich die wenigen Meter zum Auto zurücklaufe, sehe ich den Rotrock wieder auf der kleinen Wiese stehen. Er fixiert mich und will sich empfehlen – aber scheinbar nur widerwillig. Mehr mals dreht er sich beim Davonschnüren um und sichert zurück. Kurz bevor er das rettende Gestrüpp am Bachbett erreicht, klappt er im Schuss zusammen.
Ich nähere mich der Beute und sehe den Grund, weshalb der Fuchs nur zögerlich von dannen ziehen wollte. Ein aus ungeklärten Gründen verluderter junger Sechserbock liegt, von Reineke bereits stark angeschnitten, am Wiesenrand.
Da das Reh übel riecht, ich keine Handschuhe dabei habe und den Arbeitstag antreten muss, lasse ich es vorerst liegen. In der Mittagspause kehre ich zurück – mit Handschuhen. Der Plan: den Bock auf die schlecht einsehbare Nachbarwiese auf der anderen Seite des Baches ziehen. Dort müsste es beim momentanen Frost auch ohne Mond möglich sein, frühmorgens einen Fuchs von der Deckung der dort gelagerten Silageballen aus mit Schrot zu erlegen. Im Moment, in dem ich loslegen möchte, meine ich ein Tapsen im etwa hundert Schritt entfernten Wald zu vernehmen. Und tatsächlich! Nach etwas Suchen sehe ich den Verursacher: Ein Fuchs schnürt am Waldrand zügig auf der Böschung entlang und

verschwindet in einem kleinen Kronenhaufen direkt neben einem Forstweg. Das gibts doch nicht! Ich habe nur die Büchse dabei, aber einen Versuch ist es allemal wert. Das Ansitzglas auf dreifach gedreht, nähere ich mich dem Haufen. Nichts zu sehen.
Also draufgestiegen und etwas auf dem Astwerk gewippt. „Bestimmt ist Reineke längst über alle Berge“, denke ich, als ich rückwärts wieder heruntersteige. Genau in diesem Moment zeigt sich ein Paar Gehöre auf der anderen Seite des Haufens. Wie ein Blitz fährt ein roter Wischer spitz von mir weg. Ich hake die Situation innerlich schon ab, da dreht
er im rechten Winkel ab. Der schnell hingeworfene Schuss fasst hochblatt, und der zweite Fuchs des Tages, eine starke Fähe, rolliert im Schuss. Fuchs Nummer 14 und 15 liegen an diesem Januartag zur Strecke. Noch haben wir eineinhalb Monate Jagdzeit, doch die
46 vom Vorjahr werden wir bei Weitem nicht erreichen.

Dieser junge Zukunftsbock hatte noch nicht abgeworfen und wurde von Reineke bereits stark angeschnitten.
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