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Volkszählung

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AUS DEM TESTREVIER
Der Lenz kam in großen Sprüngen. Mitte März waren die Wiesen auf einmal grüner, und das Rehwild ließ sich an lauen Abenden gut beobachten. Zeit, die Häupter der Lieben zu zählen.
Heiko Hornung

Ein Sechser auf dem Geiersberg. Einer von 20 gezählten Mehrjährigen im Testrevier Foto: Lukas Braunroth

Der März war in diesem Jahr der wärmste, seit Wetterdaten aufgezeichnet werden. Bei durchschnittlich acht Grad schoss die Vegetation nur so heraus. Birnen- und Apfelbäume
schienen die Kirschbäume in der Blüte überholen zu wollen. Dazu kein Wölkchen am Himmel. Auch der Raps machte den Eindruck, stündlich höher zu werden. Bevor sich darin allerlei Wild verbergen konnte, beschloss die Redaktion, abends und morgens loszuziehen, nahezu das gesamte Revier abzusetzen und zu schauen, was an Wild über den Winter gekommen war. Zwölf Zähler schnappten sich ein Fernglas, Stift und Protokoll. An dem geplanten Abend- und Morgenansitz deutete sich bei schönem Wetter schon das an, was wenige Tage später allen Obstbauern und Winzern Sorgenfalten auf die Stirn zog: Es war plötzlich eisig kalt. Trotzdem staunte die Mannschaft nicht schlecht, als nach den beiden Ansitzen das Zählergebnis verkündet wurde: Insgesamt kamen 77 Stück Rehwild in Anblick. 40 abends auf der Ostseite, 37 morgens auf der Westseite. Davon waren 20 mehrjährige Böcke,14 Jährlinge, 22 Geißen, 21 Schmalrehe. Die aufgrund des fehlenden Tageslichts nicht mehr ansprechbaren Stücke wurden gleichmäßig auf alle Altersklassen
und Geschlechter verteilt. Das Geschlechterverhältnis wog leicht zugunsten des weiblichen Wildes. Eine Folge unseres versäumten Rickenkitzabschusses, den wir bei den Schmalrehen etwas nachholen werden. Nach den Ansitzen drehten sich die Gespräche insbesondere um jagdbare Böcke. Im Mai gilt es im Testrevier zunächst der Jährlingsklasse. Dabei fielen ein laufkranker Jährling auf der Himmelspforte und ein sehr schwaches Schmalreh auf der Heide auf. Beiden wird es ab Mai vorrangig gelten. Eine laufkranke Ricke an den Nussbäumen werden wir im Auge behalten. Spannend waren natürlich die mehrjährigen Böcke, denen es zur Blattzeit im Testrevier gilt. Entweder gab es Foto-, Filmaufnahmen oder auch Zeichnungen. Einige ältere Kameraden, die es in den vergangenen Jahren wiederholt geschafft haben, unsichtbar zu werden, präsentierten sich vor den Linsen und weckten jagdliche Sommerträume. Einen filmte Kollege Markus Deutsch mit der Digitalkamera. Nach unseren Aufzeichnungen muss er mindestens sechs Jahre alt sein.

Seltener Anblick: Ein Kernbeißer im Schwarzdorn. Foto: Sandra Lyding

Freudig registriert wurden auch zwölf Hasen (fünf abends, sieben morgens), was uns  allerdings veranlasste, die Mümmelmänner noch einmal gesondert mit dem Scheinwerfer zu zählen. Es wurden nicht mehr, und das obwohl wir auf die Hasenjagd verzichten. Die raubwildscharfen Redakteure registrierten genau das Auftauchen von vier Füchsen, einem Dachs, einem Baummarder und außer Konkurrenz einer Wildkatze. Interessanterweise kamen nirgends Sauen oder Damwild vor, was in den vergangenen Jahren stets der Fall war. Vielleicht waren dafür zahlreiche Holzeinschläge und Wiesenreparaturen im ganzen Revier verantwortlich. Am Rand der Protokolle dokumentierten die Zähler, soweit sie diese ansprechen konnten, auch Vogelbeobachtungen. Ornithologisch interessant waren der Anblick von Kernbeißer, Hohltaube, Schwanz-, Weiden- und Tannenmeisen sowie einem Habicht. Doch bevor am 1. Mai die Jagdzeit wieder beginnt, ist noch einiges zu tun. Denn die Kollegen registrierten auf ihren Bögen auch zahlreiche Revierarbeiten: Die Obstbaumleiter braucht eine neue Lehne, Pirschwege müssen freigeschnitten und gesäubert werden. Genug Gründe, um in den nächsten Tagen noch oft draußen zu sein.

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