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Volle Deckung – Gestaltung von Wildäckern

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Gestaltung von Wildäckern

Wer Niederwild erfolgreich hegen möchte, muss nicht nur bei der Beutegreiferbejagung am Ball bleiben. Gerade die deckungsreiche Gestaltung von Wildäckern trägt entscheidend zur Verbesserung des Lebensraumes insbesondere von Fasan und Rebhuhn bei. Revierjagdmeister Sascha Schmitt berichtet, welche Pflanzen er auf den von ihm bestellten Äckern einbringt.

In den meisten Revieren sieht es nicht besonders üppig aus, wenn es um die verfügbare Wildackerfläche geht. Deshalb gilt es, die wenigen Möglichkeiten optimal zu nutzen. Nach mehreren Versuchen mit Fertigmischungen aus dem Handel, bin ich immer mehr dazu übergegangen, mir eigene Mixturen zusammenzustellungen oder Reinsaaten auszubringen.
Denn nicht jede „Zutat“ funktioniert auf den verschiedenen Standorten gleich gut. Ich säe selbst kleinere Wildackerflächen generell streifenweise ein. Immer grenzt an einen einjährigen Streifen ein mehrjähriger Abschnitt. So ist gewährleistet, dass die Fläche nicht jedes Jahr komplett umgebrochen werden muss und dem Wild der benötigte Raum für
das Brutgeschäft und die Aufzucht des Jungwildes bleibt. Die Breite der einzelnen Streifen ist dabei abhängig von der Größe der jeweiligen Fläche und des verwendeten Saatgutes.
Als Brutdeckung hat sich in meinem Revier das Knaulgras bewährt, das ich insbesondere entlang von Hecken einsäe. Durch diesen Grasstreifen erhöht sich die Attraktivität solcher Gehölze. In ihnen platzieren die Bodenbrüter ihre Gelege und ziehen ihre Jungen auf.
Knaulgras in einer Saatstärke von 25 bis 30 Kilogramm pro Hektar ist bereits im zweiten Jahr eine hervorragende Deckung und bietet auch im Winter guten Schutz für das Niederwild. Zudem wird es vom Feldhasen und auch vom Rehwild gern beäst. Da es erst ab dem zweiten Jahr seine volle Höhe erreicht, gebe ich beim Säen noch fünf Kilo Ackersenf
bei, der bereits im ersten Jahr dem Wild ausreichend Deckung spendet. Knaulgrasflächen benötigen neben der üblichen Düngung nur wenig Pflege und machen sich auf jeden Fall bezahlt.

In letzter Zeit wird das Rohrglanzgras als besonders geeignete Deckungspflanze ins Gespräch gebracht. Nachdem ich es auf mehreren Flächen eingesät habe, kann ich nur jedermann davon abraten. Im Sommer wird es so dicht, dass sich kein Wild darin aufhält, und im Winter legt es sich schon bei geringen Niederschlägen flach und erfüllt seine  Schutzfunktion – wenn überhaupt – nur noch eingeschränkt. Zudem haben mehrere meiner Kollegen meine Beobachtungen bestätigt, dass in den Rohrglanzgrasflächen nur wenig Wild auf den Jagden vorkommt und favorisieren ebenfalls für ihre Reviere das Knaulgras. Eine Wildackerpflanze, die insbesondere dem Fasan zugute kommt, ist das Sudangras. Diese einjährige Pflanze sollte in keinem Flugwildrevier fehlen. Sie erreicht eine Höhe von über zwei Metern und ist als Deckungsgewächs kaum zu übertreffen. Mit einer Saatstärke von 25 Kilogramm je Hektar bietet es Fasan und auch Rebhuhn bis weit in den März hinein
wirklich winterharte Deckung. Es sollte jedoch nur in bis zu 15 Meter breiten Streifen gesät werden, da sich ab dieser Breite die Fasanen nur schlecht treiben lassen. Beim Sudangras ist zu beachten, dass es sehr wärmebedürftig ist und daher erst Anfang Mai gesät werden sollte.

Eine mehrjährige Pflanze, die ich sowohl in Reinsaat als auch in Mischungen verwende, ist der Westfälische Furchenkohl. Mit seinen frostharten, breiten Blättern bietet er dem Niederwild ganzjährig Schutz und Deckung. Der Furchenkohl wird in einer Saatstärke von
zwei Kilo je Hektar gesät, wobei es sich empfiehlt, jede zweite Saatpfeife an der Drillmaschine zu sperren. So vergrößert man den Abstand zwischen den Pflanzen, das Wild kann sich schneller im Kohl bewegen, der wiederum genügend Platz hat, sich zu entwickeln. Beim Anbau von Furchenkohl ist zu beachten, dass er oft vom Erdfloh befallen
wird. Das erkennt man an feinen Löchern in den Blättern der Jungpflanzen. Hier hilft dann nur ein geeignetes Spritzmittel.  Da er äußerst trägwüchsig ist, muss man auch einer zu starken Verunkrautung entgegenwirken und ihm mit einer Düngergabe optimales  Wachstum ermöglichen. Wie das Sudangras sind insbesondere die Furchenkohlflächen in
den Wildäckern wahre Fasanenmagnete, in denen sich das Wild ganzjährig aufhält.
Wer nicht nur Deckung, sondern auch Körneräsung für sein Flugwild schaffen möchte, sollte es einmal mit Hirse versuchen. Sowohl Kolben- als auch die Rispenhirse bieten vorzüglichen Aufwuchs, und ihre Samen stehen nicht nur bei Fasan und Rebhuhn hoch im Kurs. Dabei muss man wissen, dass die Kolbenhirse in Sommern mit niedrigen  Temperaturen und hohen Niederschlägen nur eingeschränkten Körnerertrag bringt, jedoch
standfester als die Rispenhirse ist. In der Reifezeit der Samen sammelt sich an den Hirseflächen nicht nur das Wild, sondern auch Scharen von Singvögeln. Die aus Ostasien stammenden Hirsesorten stellen keine besonderen Ansprüche an den Nährstoffgehalt des Bodens und vertragen auch trockene und heiße Sommer sehr gut. Ich empfehle eine
Reinsaatstärke von 15 bis 20 Kilogramm je Hektar sowohl bei Kolben- als auch bei Rispenhirse. Eine noch relativ unbekannte Wildackerpflanze ist der Fenchel. Diese mehrjährige Pflanze bildet eine hervorragende, äußerst standfeste Deckung, die von allem Niederwild gern angenommen wird. Da das Saatgut sehr teuer ist, verwende ich ihn nur in
Saatmischungen. So genügen je Hektar fünf Kilogramm Fenchels amen in einer Mischung, um bereits im zweiten Jahr einen relativ dichten, bis zu zwei Meter hohen Bestand zu erreichen. Der Fenchel vermehrt sich in den Flächen sehr zügig und prägt das Bild des Wildackers bereits im dritten Jahr. In meinem Revier gibt es einige Flächen, auf denen der Fenchel bereits seit fünf Jahren steht und von allen Niederwildarten als Einstand  angenommen wird.

Eine seit Jahren bewährte und durch nichts zu ersetzende Wildackerpflanze im Fasanenrevier ist und bleibt der Mais. Seine festen Stängel bieten im Winter eine
dauerhafte Deckung, und seine Kolben sind insbesondere für den Fasan eine hervorragende Körneräsung. Er ist in Mischungen leider absolut konkurrenzschwach und muss daher in Reinsaat angebaut werden. Da das Tausendkorngewicht bei den einzelnen Maissorten stark
schwankt, können die Aussaatmengen bei Körnermais zwischen 25 und 80 Kilogramm
je Hektar betragen. Um einen hohen Kolbenertrag zu erzielen, sollte er jedoch mit etwas verringerter Stärke gesät werden. Als Sorte empfiehlt sich ein spät reifender Körnermais. Zudem muss man beachten, dass es sich dabei um eine nicht zu hoch wachsende Maisart
handelt, da diese nicht so windanfällig ist und länger stehen bleibt. Dass Mais ohne entsprechende Düngung keinen Ertrag bringt, ist eine Tatsache. Doch meiner Meinung nach kann kein Wildacker, egal aus welchen Pflanzen er auch besteht, ohne entsprechende Düngung zufriedenstellend gedeihen. Anderes zu behaupten, wäre einfach fern jeglicher
Praxis. Die Düngergabe sollte so gering wie möglich gehalten werden. Am besten lässt man eine Bodenprobe analysieren. Sie gibt Aufschluss über Art und Menge des Düngers.
Der einzige Nachteil beim Anbau von Mais ist, dass er nicht nur den Fasan anzieht, sondern auch die Wanderratte. Deshalb gehört ebenso wie an jede Fütterung und Schütte eine Rattenfutterkiste an den Maisstreifen. Das im Mais enthaltene Vitamin K macht die grauen Nager jedoch gegen manche Wirkstoffe im Rattengift immun, deshalb sollte man sich
vorher informieren, welches Gift trotz der Aufnahme von Mais noch ausreichend wirkt.

Eine mehrjährige Saatmischung, die sich in dem von mir betreuten Revier bewährt
hat, setzt sich wie folgt zusammen: 15 Kilogramm (kg) Sonnenblumen, 10 kg Waldstaudenroggen, 5 kg Rispenhirse, 4 kg Ackersenf, 2 kg Kulturmalve, 2 kg Fenchel, 1 kg Inkarnatklee, 0,5 kg Westfälischer Furchenkohl, 1 kg Steinklee sowie 0,5 kg Futterraps – pro Hektar. Wer die Fläche für Rehwild attraktiver gestalten möchte, kann noch 5 kg
Buchweizen in die Mischung geben. Während im ersten Jahr vornehmlich Senf,  Sonnenblume und Kulturmalve das Bild des Wildackers prägen, sorgen schon im zweiten Jahr Waldstaudenroggen, Fenchel, Steinklee und Furchenkohl für eine hervorragende
Deckung.

Die angegebene Menge reicht wie gesagt für einen Hektar Wildacker. Immer wieder wird behauptet, dass man Wildäcker nicht zu dick einsäen soll, da sie sonst zu dicht stehen und das Wild sie nicht annimmt. Das trifft meiner Ansicht nach aber nur für Reviere mit niedrigem Wildbesatz zu, denn sowohl der Hase wie auch Taube und Fasan dezimieren die auflaufenden Pflanzen beträchtlich. Bei kleinen Flächen kann die Beäsung bei entsprechendem Wildbesatz sogar zum Totalausfall der Pflanzen führen. Deshalb sollte man
gerade bei kleinen Wildäckern die Saatmenge lieber etwas höher wählen, um die Verluste durch das Wild zu kompensieren.

Da die meisten Reviere nicht über eigene landwirtschaftliche Geräte verfügen, wendet man sich am besten an einen ortsansässigen Landwirt, wenn es um die Bestellung der angepachteten Flächen geht. Er kennt die örtlichen Gegebenheiten und Bodenverhältnisse
meist genau und kann insbesondere bei der Düngung und der Unkrautbekämpfung
wertvolle Tipps geben. Denn eines steht fest: Gerade im Niederwildrevier ist man auf ein gutes Verhältnis mit den Landwirten angewiesen, wenn man in der Hege durchschlagende Erfolge erzielen will.

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