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Angriff der Ektoparasiten

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Wenn Hunde sich kratzen:
Sie können nicht nur stechen, Blut saugen und Juckreiz verursachen, sie können auch Bandwürmer übertragen und Allergien auslösen: Flöhe! Neue, anwenderfreundliche Mittel verringern das Risiko eines Neubefalls und machen den Kampf gegen die Plagegeister noch effektiver.

 

Die Mundwerkzeuge des Flohs unter dem Elektronenmikroskop: Effektive Bohr- und Saugeinrichtungen aus Chitin

Von Ilse Düngelhoef

Die eigentliche Plage lauert im Verborgenen. Nicht selten wird der Flohbefall des Hundes unterschätzt. Da entdeckt man vielleicht ein paar Flöhe in der Jacke des Hundes, beseitigt sie und vergisst die Sache wieder. Aber was ist mit den Nachkommen der Plagegeister? Bereits wenige Flöhe können schnell zum Problem werden, denn ihre Fortpflanzungsleistung ist enorm.

Ein weiblicher Floh legt durchschnittlich 40 bis 50 Eier pro Tag, und das über einen Zeitraum von 50 bis 100 Tagen. In einem Flohleben ist ein einziges Weibchen in der Lage bis zu 2 000 Nachkommen zu erzeugen. Diese Zahlen machen deutlich, dass selbst ein offensichtlich geringer Flohbefall ohne geeignete Bekämpfung schnell ungeahnte Ausmaße erreichen kann, zumal die erwachsenen, sichtbaren Flöhe nur etwa fünf Prozent des tatsächlich vorhandenen Flohaufkommens ausmachen.

Der Hundefloh (Ctenocephalides canis) ist ein bräunliches, flügelloses Insekt mit seitlich komprimiertem Körper. Weibliche Flöhe können bis zu vier Millimeter groß werden, männliche sind in der Regel einen Millimeter kleiner. Das dritte Beinpaar ist zu Sprungbeinen ausgebildet, mit denen er bis zu zehn Zentimeter hoch und 30 Zentimeter weit hüpfen kann. Der eigentliche Hundefloh ist oft nicht das Hauptproblem. Nach einer Untersuchung sind die beim Hund am häufigsten anzutreffende Vertreter der Katzenfloh (Cephalides felis) und der Igelfloh (Archaeopsylla erinacei).

In Mitteleuropa leben etwa 80 Arten dieser Ektoparasiten. Es kommt immer mal wieder vor, dass sich Flöhe vom Hund auf den Menschen „verirren“, der für sie eigentlich ein Fehlwirt ist. In diesem Fall sind Bisse zwar nicht auszuschließen, dürften aber ohne größere Folgen bleiben. Weit gefährlicher für den Menschen ist der Menschenfloh (Pulex irritans) und der Rattenfloh (Nosopsyllus fasciatus), der die Pest übertragen kann. Beiden Arten gelten aber auf Grund der hohen Hygienestandards in Industrieländern als ausgerottet.

Flucht ins Dunkle

Ganze 95 Prozent einer Flohbevölkerung, die Flohbrut (Eier, Larven und Puppen), bleiben dem Auge des Hundehalters verborgen. Sie ist überall dort zu finden, wo sich der Hund aufhält: auf der Decke, im Teppich, auf der Couch, im Auto oder Garten. Floheier sind oval, milchig-weiß, glänzend und nur einen halben Millimeter lang. Schon kurz nach der Ablage fallen die Eier aus dem Fell des Hundes zu Boden. Die geschlüpften Larven flüchten sogleich ins Dunkle und verbergen sich in kleinsten Ritzen und Winkeln. Dort ernähren sie sich von organischen Abfällen und dem Kot erwachsener Flöhe. In diesem Stadium der Entwicklung sind die Larven etwa sechs Millimeter lang und haben bereits eine deutliche braune Kopfkapsel mit kauenden Mundwerkzeugen. Sie häuten sich mehrmals und verpuppen sich anschließend.

Unter für sie ungünstigen Umweltbedingungen, wie Kälte und Trockenheit, können sie eine längere Puppenruhe einlegen. Sobald die Temperatur jedoch ansteigt, entwickeln sich die Puppen zu Jungflöhen, die in ihrem Kokon auf einen geeigneten Wirt warten. Angeregt durch die Druck- und Wärmereize eines vorbeilaufenden Tieres verlassen die Jungflöhe ihre schützende Puppenhülle und belagern den Wirt. Fehlen die entsprechenden Reize, erweisen sich Jungflöhe als wahre Überlebenskünstler. Dann können sie völlig unbeachtet sogar über ein halbes Jahr in ihrem Kokon überleben, so dass ein Neubefall des Hundes auch nach längerer Flohfreiheit möglich ist.

Geradezu leichtes Spiel haben sie in einer warmen Wohnung. Schnell sind hier unbemerkt mehrere Flohgenerationen herangereift, die dem Hund und manchmal auch dem Menschen keine Ruhe lassen.

Ziele einer effektiven Bekämpfung sind:

1. Den Hund von erwachsenen Flöhen zu befreien.

2. Die Flohbrut in allen Entwicklungsstadien auszumerzen.

3. Die Vermehrung der Flöhe zu unterbrechen, um über einen
längeren Zeitraum einem erneuten Befall vorzubeugen.

Das geht nicht ohne eine durchdachte Strategie und den Einsatz entsprechender Flohbekämpfungsmittel. Die Strategie stützt sich im wesentlichen auf zwei Säulen: Zum einen die Behandlung am Tier zur Reduzierung eines akuten, sichtbaren Flohbefalls und zum anderen eine Behandlung der Räume, in denen sich der Hund aufhält.

Letzteres ist wichtig, um die vorhandene Flohbrut zu vernichten und Neuinfektionen vorzubeugen. Regelmäßige Flohkontrollen machen zudem ein frühzeitiges Eingreifen möglich und beugen ernsthaften Erkrankungen wie Bandwurmbefall und Allergien vor.

Flöhe in Schach halten

Bis vor einiger Zeit wurde die Standard-Behandlung am Tier ausschließlich mit sogenannten Adultiziden, also Mittel gegen ausgewachsene Flöhe, durchgeführt, die als Shampoos (z. B. „Defencare“), Sprays (z. B. „Bolfo“), Puder (z. B. „Defencare-Puder“), Flohhalsband (z. B. „Parasitex“) oder „Spot-on“ (z. B. „Tiguvon“) erhältlich sind. Zwar machen diese Mittel den erwachsenen Flöhen, die sich in der Jacke des Hundes tummeln, erfolgreich ein Ende, die nachrückende Flohbrut im Lager des Hundes bleibt jedoch weitgehend verschont. Solche Adultizide sind daher in erster Linie als therapeutische Maßnahmen anzusehen, die zwar die aktuelle Flohbesiedelung beseitigen, die Ursache für einen erneuten Befall aber außer Acht lassen. Ein geringes Flohaufkommen kann mit ihnen dennoch in Schach gehalten werden.

Sinnvoll sind Wachstumsregulatoren

Die derzeitigen Standard-Flohbekämpfungsmittel werden heute überwiegend in praktischen „Spot-on“-Tuben angeboten. Diese Adultizide enthalten Wirkstoffe, die neben den erwachsenen Flöhen auch einen Teil der von ihnen produzierten Eier und Larven unschädlich machen (z. B. „Advantage“, „Stronghold“), oder gleichzeitig gegen Zecken wirken (z. B. „Frontline“, „Exspot“). Allerdings werden beispielsweise für „Tiguvon“ bereits weit verbreitete und für „Frontline“ beginnende Resistenzen beobachtet.

Eine sinnvolle Strategie gegen Flohprobleme – nicht nur am Tier, sondern auch in dessen Umfeld – verfolgen die sogenannten Wachstumsregulatoren. Sie gehen gezielt gegen die große Masse der nachrückenden Flohbrut in den verschiedenen Entwicklungsstadien vor. Wachstumsregulation ist quasi eine Umgebungsbehandlung des Hundes und hat somit vorbeugenden Charakter. Für Mensch und Tier ist der Einsatz von Wachstumsregulatoren absolut ungiftig, da sie in deren Organismus keinen Angriffspunkt finden.

Dem Flohzirkus ein Ende bereiten

Man muss zwei verschiedene Wachstumsregulatoren unterscheiden: Der eine Typ (z. B. „Lufenuron“) stoppt die Entwicklung der Flöhe, indem es die Entstehung des Chitins, welches das Insekt in den einzelnen Entwicklungsstadien für seine äußere Hülle benötig, hemmt. Eine Produktserie namens „Program“ macht sich diese Wirkungsweise zu Nutze. „Program“ gibt es für Hunde in Tablettenform und muss monatlich verabreicht werden. Das Mittel wirkt über das Blut des Haustieres (systemische Wirkung), so dass der Floh zuerst zustechen muss, bevor die gewünschte Wirkung einsetzt. Die Flöhe im Fell des Hundes werden daraufhin unfruchtbar, und es entwickelt sich keine Folgegeneration mehr. Die zum Behandlungszeitpunkt bereits vorhandene Flohbrut wird jedoch nicht erfasst. Die eigentliche Wirkung von „Lufenuron“ tritt also erst mit einer zeitlichen Verzögerung ein. Mit jedem Flohbiss erhöht sich jedoch das Risiko von Parasiten- und Krankheitsübertragungen (Bandwürmer, Allergien) auf den Hund.

Der andere Typ (z. B. „Pyriproxifen“) ist den Hormonen der Flöhe ähnlich und bringt deren Hormonhaushalt so durcheinander, dass erwachsene Flöhe unfruchtbar werden und die Übergänge vom Ei zur Larve bis hin zum Puppenstadium und dem erwachsenen Floh gar nicht erst stattfinden. Mit der Unterbrechung des gesamten Entwicklungszyklus hat auch der immer wiederkehrende Flohzirkus ein Ende. Die erwachsenen Flöhe im Fell des Tieres werden darüber hinaus so geschädigt, dass sie nach einigen Tagen absterben.

Der schon aus Umgebungssprays bekannte Wirkstoff ist seit etwa einem Jahr auch für die einfache „Spot-on“-Anwendung am Tier beim Tierarzt erhältlich (z. B. „Cyclio“). Er wirkt nach Verteilung auf der Haut durch den direkten Kontakt mit dem Floh und gelangt über das Fell auch dorthin, wo Eier, Larven und Puppen zu finden sind. Der Vorteil dieser Wirkungsweise liegt darin, dass die bereits zu Beginn der Behandlung vorhandene Brut direkt mit dem tödlichen Wirkstoff in Berührung kommt und der Hund schon mit der ersten Behandlung vor einem Neubefall geschützt ist. Darüber hinaus hat „Cyclio“ eine ausgesprochen lange Wirkungsdauer von drei Monaten.

Entseuchung der Wohnräume

Ein kombinierter Einsatz – Wachstumsregulatoren und Adultizide – ist zumindest in den ersten Monaten notwendig, wenn sich in der Jacke des Hundes die Flöhe nur so tummeln – wovon vor allem Bodenjäger und Nachsuchenführer ein Lied singen können. Hier kommt es zunächst darauf an, die erwachsenen Flöhe schnell zu dezimieren, um das Risiko von Krankheitsübertragungen sowie die Folgegeneration gering zu halten. Daher sollten bei einer Flohplage Wachstumsregulatoren gemeinsam mit speziellen Insektenbekämpfungsmitteln gegen erwachsene Flöhe (Adultizide) angewendet werden. Es muss auch darauf geachtet werden, dass alle Haustiere, die zusammen gehalten werden, gleichzeitig behandelt werden. Das verhindert, dass Flöhe beispielsweise von der unbehandelten Hauskatze auf den flohfreien Hund übersiedeln.

Treten danach immer noch hartnäckig Flöhe auf, oder werden auch Tierbesitzer und vor allem Kinder gestochen, ist davon auszugehen, dass die Umgebung sehr stark beziehungsweise schon seit längerer Zeit von der Flohbrut heimgesucht ist. In diesem Fall lohnt sich eine separate Entseuchung der Wohnräume.

Dafür bietet der Markt ebenfalls zahlreiche, hochwirksame Produkte an, die meistens Kombinationen aus Adultiziden und Entwicklungshemmern enthalten. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass das Gros dieser Wirkstoffe (z. B. „Permethrin“, „Cypermethrin“, „Propoxur“, „Diazinon“, „Phoxim“ und andere) Reizungen und Allergien auslösen können, zumal sie relativ lange in der Umwelt verbleiben.

Leben besonders empfindliche Personen (Kleinkinder, Schwangere, Allergiker) im Haushalt, ist die Anwendung synthetischer „Soft-Pyrethroide“ eher angeraten. Diese Wirkstoffe zeichnen sich bei gleich guter, aber kurzer Wirkung durch einen schnellen Abbau aus und sind daher umweltfreundlicher. Hier verwendete Wachstumshemmer wie „Pyriproxifen“, „Fenoxycarb“, „Methopren“ oder „Triflumuron“ werden auch in Form von Umgebungssprays und Foggern (Raumvernebeler) als ungefährlich für Mensch und Tier eingestuft, da in deren Körper keine Angriffsstellen für diese Mittel vorhanden sind.

Das Mittel „Indorex-duo-aktiv“ kombiniert beispielsweise den Wachstumshemmer „Pyriproxifen“ mit den rasch abbaubaren Insektiziden „Sumithrin“ und „Bioallethrin“. Die Insektizide töten erwachsene Flöhe innerhalb kürzester Zeit (24 Stunden) ab und zerfallen anschließend. Der Wachstumsregulator hemmt die Entwicklung der Flohbrut sechs Monate lang.

Produkte zur Umgebungsbehandlung sind beim Tierarzt in verschiedenen Ausführungen als Fogger, Spray oder Pumpspray erhältlich. Zur Entseuchung größerer Flächen wie Kellerräume, Stall oder Schuppen empfehlen sich die Fogger, da sie am ergiebigsten und einfach zu handhaben sind. Für kleinere Flächen oder zur gezielten Behandlung von Autos, Polstern oder Nischen, wie unter schweren Möbeln, bieten sich Sprays und Pumpsprays an.

Beratung mit dem Veterinär

Für den Laien ist es jedoch oft schwierig, das Ausmaß einer Flohplage und die tatsächlich notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen einzuschätzen. Daher empfiehlt es sich, gemeinsam mit dem Tierarzt eine individuelle Flohstrategie festzulegen. Der Veterinär kennt sich mit der Parasitologie und den Wirkstoffen aus und wird entsprechend beraten.

Wenn einer der Hunde mit Flöhen befallen ist, werden bald alle einen Juckreiz verspüren

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