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Die Dämmerungsspezialisten

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Im letzen Büchsenlichtden alten Bock bestätigen, bei Mond die Wiesen nach Füchsen ableuchten – da ist das „8×56“ in seinem Element. Nicht umsonst gelten Gläser mit diesen Kenndaten als „Standard“ in deutschen Revieren. WILD und HUND testete und gibt Tipps zum Kauf.


 

Maß halten: Um die Herstellerangaben zu überprüfen, wird genau gemessen – hier die Eintrittspupille.

Die Modellvielfalt ist groß, die Werbebroschüren versprechen „optische Höchstleistung“ – beides macht den Fernglaskauf nicht gerade einfach. Hier sind objektive Messergebnisse aus Labor und Praxis gefragt.

Da Ferngläser mit den Kenndaten 8×56 auf dem deutschen Markt die „Platzhirsche“ sind, war das für uns Grund genug, eine Auswahl dieser Modelle zu testen – einmal im Labor, aber auch in der Praxis. Handhabung und optische Qualität wurden dabei von mehreren Jägern im Revier unter die Lupe genommen. Dabei waren Tester in allen Altersklassen – von 18 bis 75 Jahre – dabei. Gerade ältere Jäger haben oft mit Augen-Problemen zu kämpfen – und dann erst recht mit Ferngläsern, wenn die eine oder andere Justierung nicht stimmt.

Neben den elf Modellen des Typs 8×56 liefen außer Konkurrenz noch zwei Ferngläser mit den Kenndaten 8×50 von Swarovski und Leica mit. Sie sollten Aufschluss darüber geben, ob es bei Modellen mit den Objektivdurchmessern 56 und 50 Millimeter Unterschiede in der Leistung gibt.

Im Labor wurden als erstes die Herstellerangaben überprüft. Um mögliche Messfehler auszuschalten, wurden alle Tests gleich zweimal durchgeführt – bei Leica in Solms und bei Swarovski in Absam/Tirol. Unterschiede bei den Ergebnissen sind auf unterschiedliche Meßaufbauten und Tester zurückzuführen (s. Tabelle „Die Testergebnisse auf einen Blick“, S. 8). Gerade bei den subjektiven Auflösungs- und Kontrasttests hängt vieles von der „Tagesform“ der Prüfer und den äußeren Umständen ab.

Vergrößerung

Die erste Prüfung im Labor galt den Eckdaten der Ferngläser: Vergrößerung und Eintrittspupille. Es wurde dabei immer das rechte Rohr des Fernglases durchgemessen. Waren dort Auffälligkeiten oder größere Abweichungen zu erkennen, wurde das linke Rohr mitgeprüft. Die Vergrößerung wurde bei Leica in einem automatisch arbeitenden Gerät überprüft, bei Swarovski manuell. Bei dieser Messung schnitten alle Testgeräte gut ab. Einzig beim Eschenbach war die Vergrößerung kleiner als angegeben: 7,6- statt 8fach – eine Abweichung von fünf Prozent nach unten. Die vorgesehene Norm für Ferngläser lässt nur drei Prozent Toleranz zu. Da das Eschenbach mit 289 DM das günstigste Glas im Test war, muss man hier wohl Abstriche hinnehmen.

Nächster Schritt im Labor war die Bestimmung der Eintritts- und der Austrittspupille. Erstere ist der Querschnitt der Linse, auf die das Licht fällt. Der Wert ist zumindest theoretisch identisch mit dem Objektivdurchmesser, hier also 56 Millimeter. Die Austrittspupille dagegen bezeichnet vereinfacht das, was hinten am Okular bzw. Auge an „Licht“ ankommt. Hält man das Glas im Abstand von etwa 30 Zentimetern vors Auge, sieht man die „Austrittspupille“ als helle Kreisfläche. Beide Größen verhalten sich entsprechend der Vergrößerung zueinander und lassen sich einfach berechnen: 56 (Eintrittspupille) geteilt durch 8 (Vergrößerung) = 7 Millimeter Austrittspupille.

Ein geringerer Durchmesser am Objektiv erzeugt somit auch eine geringere Austrittspupille. Stehen beim 8×56 noch sieben Millimeter am Auge an, sind es beim 8×50 nur noch 6,25 Millimeter. Das menschliche Auge hat einen Pupillendurchmesser zwischen sieben und vier Millimeter, abhängig vom Alter des Menschen. Folglich bringt ein größerer Objektivdurchmesser nicht mehr Licht ans Auge. Dafür hat man aber mehr Sehkomfort, da das abgebildete Objekt z. B. beim freihändigen Beobachten – wenn man „verwackelt“ – eher auf der Pupille bleibt.

Auch hier sind wieder Toleranzen bis drei Prozent zulässig. Fast alle Testkandidaten hielten ihre Versprechen 56 mm bzw. 7 mm ein. Nur die beiden Tasco-Gläser und das Eschenbach fielen aus dem Rahmen. Schon die zwölf Prozent negative Abweichung beim Tasco Titan lassen aus dem angekündigten 8×56 ein 8×50 werden.

Beim Eschenbach ist es dann ein 8×46 und das Tasco Compact wird gar zum handlichen 8×40. Diese Abweichungen sind nicht mehr mit dem günstigen Preis zu entschuldigen. Da viele Anwender eine Brille tragen, wurde natürlich auch die Tauglichkeit für Brillenträger geprüft. Ein Fernglas ist nur dann als brillenträgertauglich einzustufen, wenn das Sehfeld für einen Brillenträger noch mindestens 85 Prozent von dem eines Beobachters ohne Brille beträgt.

Hier erzielten fast alle getesteten Gläser 100 Prozent. Bei Lichter und Taiga – die baugleich sind – werden nur 80 Prozent des ursprünglichen Sehfeldes erreicht. In der Praxis ging dieser Wert aber wegen der schlechten optischen Eigenschaften der Linsen eher unter.

Gesichtsfeld und Mechanik

Bei der Prüfung des Gesichtsfeldes auf 1000 Meter liegen die gemessenen Werte zwischen 104 und 132 Metern. Herausragend ist hier das Zeiss Design Selection mit 132 Metern. Schlusslicht war das Tasco Compact mit 104 Metern. Zum Vergleich: Das Swarovski 8×50 kam auf 123 Meter Sehfeld.

Jagdlich eher weniger relevant ist die Naheinstelldistanz. Trotzdem sind die Daten in der Tabelle angegeben, da sie einiges über die verwendete Optik und die Verarbeitung aussagen. Bei der mechanischen Prüfung wurde natürlich ein sehr großes Augenmerk auf die richtige Ausrichtung der beiden Rohre gelegt; denn nur bei 100prozentig paralleler Ausrichtung erscheint auch ein klares Bild. Schon kleinste Abweichungen im Mikrometerbereich führen zu Verzerrungen.

Es entsteht das sogenannte Doppelbild – eine Überlagerung von zwei Bildern. Bis zu einem gewissen Grad können diese Abweichungen noch vom Auge bzw. Gehirn des Nutzers verarbeitet werden. Dabei gilt: Jüngere Beobachter können größere Abweichungen kompensieren. Aber irgendwann kriegen auch sie Kopfschmerzen. Logischerweise ermüdet die Beobachtung durch schlecht justierte Ferngläser schnell die Augen und den Geist.

Bei der Überprüfung ergab sich ein ausgewogenes Bild – alle teuren Gläser waren sehr gut justiert. Je günstiger die Gläser wurden, desto mehr Abweichungen konnten beobachtet werden. Auffällig war dabei aber kein Testkandidat.

Andererseits können auch Probleme durch unterschiedliche Fokussierung der beiden Rohre eintreten. So etwas entsteht durch das Verstellen des Dioptrienausgleiches, der meist auf das rechte Rohr des Fernglases angepasst ist. Da die meisten Menschen zwei identisch gute Augen haben, reicht es im Idealfall, den Dioptrienausgleich auf Null zu stellen. Dann sollten beide Rohre eine identische Fokussierung aufweisen.

Natürlich wurde auch dieses im Labor überprüft. Laut Norm darf eine Differenz von 0,5 Dioptrien vorliegen. Das Taiga und das Tasco Compact überschritten diese Vorgaben aber knapp. Dies kann jedoch mit der groben Einstellbarkeit der Nullstellung zusammenhängen.

Beim Steiner-Glas ist durch die Einzelokulareinstellung kein Test der Nullstellung möglich. Die Fokussierung muss hier einzeln durchgeführt werden. Die bislang genannten Tests dienten nur der Überprüfung der Kenndaten und der Verarbeitung. Erst die Messung der Transmission und des Streulichtes zeigen, wie gut die Optik überhaupt ist.

Transmission und Streulicht

Bei der Transmissionsmessung wird überprüft, wieviel Prozent des am Objektiv einfallenden Lichtes auch am Okular wieder rauskommen. Dabei unterscheidet man zwischen Tages- und Dämmerungslicht, entsprechend einer bestimmten Norm. Leica verwendete dafür ein automatisches Meßgerät, in Tirol wurde die Messung manuell durchgeführt. Die Genauigkeit ist deswegen weder besser noch schlechter – geringe Differenzen in den Werten lassen sich damit aber erklären.

Die gemessenen Werte für Tag und Nacht sind rein rechnerischer Natur – es sollen dabei die äußeren Gegebenheiten bei vollem Tageslicht und in der Dämmerung simuliert werden. Ein Tageswert von über 80 Prozent ist dabei in Ordnung. Je höher der Wert, desto besser eignet sich das Fernglas dann auch bei schlechterem Licht. Denn je mehr Licht durch die Optik gelassen wird, desto heller ist schließlich auch das Bild am Auge.

Spitzenreiter war das Zeiss Design Selection mit über 90 Prozent! Deutlich darunter lagen die Modelle Lichter, Taiga, Eschenbach und das Tasco Compact. Mit diesen Gläsern macht die Beobachtung in der Dämmerung überhaupt keinen Spaß mehr! Alle sonstigen Testkandidaten verhielten sich „unauffällig“ mit Werten zwischen 81 und 89 Prozent.

Kontrast- und Auflösungsprüfung

Richtigen Aufschluss über die Güte und Qualität eines Glases gibt aber nur die Überprüfung der Auflösung und des Kontrastes. Beides steht wie bei allen Tests von Jagdoptik im Mittelpunkt des Interesses. Schließlich geben sie entscheidende Auskunft über den qualitativen Bildeindruck, den der Betrachter wahrnimmt.

Die Prüfung dieser Punkte wird im Labor an einem Kollimator durchgeführt, der es ermöglicht, mit dem Fernglas im Labor auf unendliche Entfernung ein Testbild zu betrachten. Dieses Testbild besteht aus einer genauen Anordnung von schwarzen Strichen auf einem weißen Hintergrund. Durch die konstanten normgerechten Bedingungen wie Beleuchtung und Objektformen kann man objektiv vergleichen.

Natürlich wurden die Gläser auch im Freien getestet – aber dort sind beispielsweise die Beleuchtungsverhältnisse nie völlig identisch. Die Ergebnisse des Praxistests sind weiter unten aufgeführt.

Kontrast und Auflösung können nicht mit Maschinen getestet werden – nur das Auge des Menschen kann die Unterschiede erfassen. Somit spielt ein subjektiver Eindruck hier immer mit. Um diesen möglichst gering zu halten, überprüften bei Leica fünf Personen die Auflösung und den Kontrast. Bei Swarovski waren es vier Tester.

Bei der Auflösungsprüfung wird ein abnehmendes Zebrastreifenmuster begutachtet. Anhand der noch deutlich zu unterscheidenden Streifen kann eine genaue Zuordnung erfolgen. Das Ergebnis wird dabei in Winkelsekunden (Zeichen: “) wiedergegeben. Ein normalsichtiger Mensch kann ohne Hilfsmittel 60 Winkelsekunden auflösen – d. h. er unterscheidet auf 1000 Meter zwei Punkte, wenn sie 30 Zentimeter voneinander entfernt sind. Je höher die Auflösung, desto niedriger der Wert in Winkelsekunden.

Mit den getesteten Ferngläsern sollte eine Auflösung von fünf Winkelsekunden oder besser erreicht werden, damit sie als gut einzustufen sind. Bestes Glas in dieser Disziplin war das Docter 8×56. Mit durchschnittlich 3,25“ setzte sich das mit knapp 1400 DM relativ günstige Glas an die Spitze. Es folgten die Gläser von Leica, Swarovski, Optolyth und Zeiss dichtauf.

Lichter, Eschenbach, Tasco Compact und Taiga zeigten bei dieser Überprüfung keine überzeugende Leistung mit deutlichen Schwächen in der Bildwiedergabe. So nimmt man das Bild bei diesen vier eher verschwommen war. Man glaubt, durch eine beschlagene Linse zu gucken.

Das ganze steht im direkten Zusammenhang mit dem Kontrast. Nur wenn dieser gut ist, kann auch eine Unterscheidung im Zebrastreifenmuster erfolgen. Bei der ersten Messung erlebten die Tester beim Lichter-Glas eine Überraschung: Das Laborpersonal wollte nach dem ersten Durchschauen die Linsen auf Beschlag überprüfen, weil das wiedergegebene Bild so milchig war. Es stellte sich dann jedoch heraus, dass dieser Schleier durch die schlechte Optik erzeugt wurde.

Da bei schlechter Kontrastleistung auch die Auflösung leidet, sind die Modelle mit schwacher Auflösung auch gleichzeitig die mit niedrigerem Kontrast.

Wintertauglichkeit bei -20° Celsius

Natürlich wurden auch bei diesem Test die Ferngläser in die Kältekammer geschickt. Um einen Winterbetrieb zu simulieren, wurden sie bei einer konstanten Kälte von -20° Celsius zwei Stunden in der Klimakammer eingelagert.

Dabei zeigt der Test in der Kältekammer nicht nur, ob die beweglichen Teile der Gläser auch nach strengen Minustemperaturen noch beweglich sind. Bei der Konfrontation mit der warmen Außenluft beschlagen die Linsen sofort. Der Beschlag der Linsen von außen kann nicht verhindert werden. Aber ein Innenbeschlag spricht für undichte Gehäuse oder viel feuchte Luft im Inneren der Rohre. Um dies zu verhindern, wird die feuchte Luft gegen ein Stickstoffgas ausgetauscht.

Die Ergebnisse des Tests überraschten dann aber doch. Nur ein einziges Glas wies überhaupt einen Innenbeschlag nach der Temperaturänderung auf: das Zeiss Dialyt 8×56. Dieser Beschlag am inneren Prismensystem verschwand nach insgesamt 23 Minuten bei normalen Außentemperaturen wieder. Alle übrigen Gläser wiesen keinen Innenbeschlag auf. Dies zeigt, dass die Hersteller bewusst die Gläser auf schlechte Witterungsverhältnisse eingestellt haben. Natürlich wurde auch die Verstellbarkeit der Fokussierung, des Dioptrienausgleiches und der Brücke überprüft. Diese sollte auch bei niedrigsten Temperaturen noch relativ leicht funktionieren.

Die Leichtgängigkeit der Verstellungen hängt dabei von vielen Faktoren ab. So müssen beispielsweise die von den Herstellern verwendeten Fette bei Kälte geschmeidig bleiben. Die Ergebnisse spiegeln in etwa den Preis wider. Alle Gläser über 2000 DM waren selbst nach zwei Stunden in der Kälte leicht zu verstellen. Im einzelnen wurde die Verstellbarkeit sofort nach dem Wechsel zu +20° Celsius und nach jeweils fünf Minuten, zehn Minuten und 20 Minuten Auftauzeit geprüft.

Auch das Glas von Steiner war sofort nach dem Temperaturwechsel voll beweglich, wobei hier keine zu prüfende Fokussierung vorhanden ist. Bei Optolyth ging der Dioptrienausgleich schwer, was aber zu verschmerzen ist. Normalerweise stellt man sein Glas einmal richtig ein und justiert in der Kälte nicht ständig nach.

Die Gläser von Tasco, Taiga, Eschenbach und Lichter waren sofort nach Wechsel von Klimakammer mit -20° Celsius zu +20° Celsius starr – nichts ging mehr. Erst nach zehn Minuten konnten die beweglichen Teile wieder in Gebrauch genommen werden – und dies nur mit erheblichem Kraftaufwand. Eine genaue Fokussierung im Winter bei einigen Minusgraden ist da nicht mehr drin. Den Vogel schoß das Tasco Titan ab: Bei dem Versuch, die Fokussierung nach 10 Minuten Auftauzeit zur bewegen, drehte diese einfach durch.

Scheinbar hatte der äußere Teil des Verstellrades aus Gummi sich von der inneren Welle gelöst; denn von diesem Zeitpunkt an war überhaupt keine Einstellung der Schärfe mehr möglich.

Der Praxistest

Da sich dieser Test nicht nur an Optikfachleute richtet und das Hauptaugenmerk auf dem jagdlichen Einsatz liegt, sollte neben den Labortests natürlich noch eine praktische Prüfung durchgeführt werden. So wurden mehrere Jäger – vom Jungjäger bis zum „alten Hasen“ – mit sämtlichen Testgläsern zur Jagd geschickt. Gerade abendliche Ansitze boten die Gelegenheit, einmal alle Gläser gegeneinander auszuprobieren.

Die Ergebnisse spiegelten nicht nur die Qualität wider – es zeigten sich natürlich auch die unterschiedlichen Maßstäbe, die jeder selber setzt. Der eine bevorzugte Glas 1, da die Optik besser war. Für den anderen war Glas 3 wegen seines Preises besser. Bei der Gesamtbewertung wurde aber weniger auf den Preis geachtet als auf die übrigen Daten – vom Gewicht bis zur Optik. Auf der optischen Seite wurden die Tests im Labor von allen Praktikern bestätigt. Dabei wurden die im Labortest als schlecht bewerteten Gläser aber meist noch als akzeptabel eingestuft. Nur Taiga und Lichter bekamen auch hier schlechte Noten.

Bei den Beobachtungen in der Praxis zeigte sich dann auch der Unterschied zwischen dem 8×56 und dem 8×50. Am besten konnte man die Unterschiede bei den beiden – bis auf die Durchmesser – baugleichen Swarovski SLC erkennen. Die alte Weisheit – mehr Durchmesser gleich mehr Dämmerungsleistung – bewahrheitete sich. Die Unterschiede hierbei sind aber relativ gering. Auch der folgende, vielzitierte Satz bestätigte sich: Lieber ein gutes, teures Glas mit geringem Objektivdurchmesser als ein billiges mit großem Durchmesser.

So bieten die 8×50 von Leica und Swarovski in der Praxis erheblich mehr Leistung als die günstigen Gläser von Tasco, Lichter, Taiga und Eschenbach mit den 56er Objektiven. Die Gläser in der Klasse von 1300 bis 2600 DM zeichneten sich vor allem durch die Klarheit in der Bildwiedergabe aus.

Dies wurde auch in dem mit den Praxistestern durchgeführten Test zur Bestimmung von Farbsäumen bewiesen. Bei den Gläsern von Leica, Swarovski, Zeiss, Optolyth, Steiner und Docter wareen kaum Farbsäume zu erkennen. Farbsäume sind die Farbveränderungen, die an starken Kontrasten entstehen. Am besten ist die Beobachtung eines Laternenmastes gegen hellen Himmel auf mittlere Entfernung. Treten an der Kontaktstelle zwischen dunklem Mast und hellem Himmel Farbveränderungen – meist gelbgrün oder rotblau – auf, so spricht man von Farbsäumen.

Dass diese bei den getesteten Gläsern kaum auftraten, hat mit der sogenannten achromatischen Korrektur der Optik zu tun. Je besser dabei die Optik ist, desto kleiner und schärfer werden Farbfehler an den Kontraststellen abgebildet. Bei den schlechteren Prismensystemen verschwimmt dieser Übergang und damit auch die Farbveränderung. Viele nehmen diese unscharfen Farbsäume dann noch kaum wahr. Dies variiert von Benutzer zu Benutzer.

Wichtig in der Praxis: die Randschärfe

In der Praxis getestet wurde auch die Randschärfe – bei manchen Modellen wohl besser die Randunschärfe. Bei Gläsern wie Leica und Zeiss ist die Schärfe sowohl in der Mitte wie auch am Rand gut. Dies ist bei Eschenbach, Lichter, Taiga und Tasco Compact aber nicht der Fall – die Schärfe nimmt von der Mitte an dramatisch ab. Am Rand des Sehfeldes liegende Objekte sehen aus, als würden sie durch eine Nebelbank betrachtet.

Dadurch leidet auch der Sehkomfort, da so zum Beispiel sehr große Objekte im Randbereich nur unscharf wiedergegeben werden. Der Jäger müsste das Objekt immer genau in der Mitte des Sehfeldes halten, um maximale Schärfe zu erhalten bzw. um alle Details auch am Rand zu erkennen.

Hier zeigte sich die Überlegenheit der Gläser von Zeiss, Swarovski, Leica und Docter: Egal, wo das anvisierte Objekt im sichtbaren Bereich ist – es wird scharf abgebildet. Auch die Gläser von Steiner und Optolyth und das Tasco Titan boten in diesem Punkt noch gute Leistungen.

Ergonomie

Natürlich spielt beim Kauf eines Fernglases nicht nur die Leistung der Optik eine Rolle. Auch auf das Gewicht und das Äußere kommt es an. Wie groß die Auswahl ist, zeigt sich schon beim Ansehen. Vom handlichen Tasco Compact – gerade mal 17 Zentimeter hoch und 13 Zentimeter breit – bis zum schwergewichtigen Docter Nobilem – 22 Zentimeter hoch und gar 23 Zentimeter breit – war alles vertreten.

Neben der Bauform ist auch das Gewicht nicht zu vernachlässigen. Zwar trägt man sein Dämmerungsglas nicht ständig bei der Pürsch um den Hals. Aber ein hohes Gewicht lässt bei längerer Beobachtung schnell die Arme ermüden. Das mit 826 Gramm leichteste Glas im Test war das Tasco Compact. Mit 1503 Gramm fast doppelt so schwer war das Nobilem von Docter. Obwohl es mit einer sehr guten Optik aufwarten konnte, war es bei den Testern im Revier wegen des hohen Gewichts und der Abmessung nicht sehr beliebt.

Neben der äußeren Form sind natürlich auch die Handhabungseigenschaften wichtig. Schon bei der Einstellung der Schärfe unterscheiden sich da die Gläser. So haben beispielsweise das betagte Zeiss Dialyt, Lichter und Taiga nur ein sehr kleines Rädchen zur Fokussierung. Und das ist dann auch noch so schlecht plaziert, daß eine Verstellung mit nur einer Hand fast unmöglich ist. Auch Optolyth setzt auf dieses kleine Rädchen, hat aber zudem noch ein weiteres auf der Objektivseite der Brücke montiert. Bei der Beobachtung kann dann mit dem Ringfinger die Schärfe genau eingestellt werden.

Die anderen Hersteller vertrauen auf mehr oder weniger große Räder in oder vor der Brücke, die alle mit dem Zeigefinger gut erreichbar sind. Auch die Einstellbarkeit des Dioptrienausgleiches zwischen rechtem und linkem Rohr ist unterschiedlich gelöst. Die meisten Hersteller erlauben die Einstellung am rechten Okular. Beim Zeiss Design Selection ist diese Verstellung am Ende der Brücke angeordnet. Damit diese nicht versehentlich verstellt wird, wurde extra auf Schwergängigkeit der Einstellung geachtet. Eine versehentliche Fokussierung mit dem falschen Rad kann bei diesem Zeiss nicht passieren. Bei Leica wird für den Ausgleich die Fokuseinstellung nach vorne gezogen – eine durchaus praktische Lösung, da eine versehentliche Verstellung ausgeschlossen ist.

Die Lösung von Swarovski geht ebenfalls von diesem Grundgedanken aus. Zum Verstellen muß hier aber ein kleines Rädchen direkt an der Brücke reingedrückt und gleichzeitig noch gedreht werden. Bei Versuchen im Labor ging die Verstellung zwar sehr gut – in der Praxis war es aber schwieriger. Da beim Betrachten nicht direkt von vorn gedrückt werden konnte (der Kopf ist da im Weg), musste der Zeigefinger sowohl seitlich nach vorn drücken und dabei auch noch das Rädchen drehen. Wegen der Größe kann dabei kein zweiter Finger zu Hilfe genommen werden. Und bei Kälte ist ein Bedienen mit dem Handschuh oder klammen Fingern fast unmöglich.

Von den Testern wurde auch auf die Art der Augenmuscheln geachtet. Standard sind umstülpbare Augenmuscheln aus Gummi. Diese haben aber auch einige Nachteile. Bei öfterem Wechsel des Benutzers und damit verbundenem Auf- und Abstülpen dieser Gummiteile brechen sie nach einigen Jahren an der Knickstelle. Das Gummi – durch Witterungseinflüsse – spröde geworden, hält den Beanspruchungen einfach nicht mehr stand. Glück für den, der seine Muscheln dann einfach abschrauben und durch neue ersetzen kann. Bei den meisten Herstellern sind solche Ersatzteile auch noch Jahre nach dem Kauf, allerdings recht teuer, zu haben.

Sehr gefallen haben die Augenmuscheln vom Zeiss Design Selection. Sie sind schräg nach außen hochgezogen und bieten ausreichend Schutz vor Seitenlichteinfall. Bei Swarovski können ähnliche Augenmuscheln (knapp 50 DM) nachgerüstet werden – die „normalen“ raus- und die anderen reinschrauben.

Interessant ist die Konstruktion der Okularstutzen bei Leica und Swarovski, auf denen die Gummi-Augenmuscheln sitzen. Das Zauberwort heißt hier „Schiebe- oder Drehaugenmuscheln“. Bei beiden sind das aus Metall gefertigte Rohre, die herausgedreht bzw. herausgezogen werden können. Großer Vorteil dieser Lösung: Wird das Glas von Brillenträgern und Nicht-Brillenträgern eingesetzt, können diese Augenmuscheln nie brechen. Und der Wechsel ist einfach und unkompliziert. Zudem lassen sich die Okularstutzen schneller und einfacher reinigen.

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