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Zielfernrohrmontagen im Test: Gehebelt, geklemmt, genau?

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Eine preiswerte Montage – schnell abnehmbar und wiederkehrgenau.
Ein Vergleich zwischen der Rapid 2000 und der Suhler Speed soll zeigen, ob sie in der ersten (Montage-) Liga mitspielen dürfen.

 

Die Rapid 2000 wird seitlich aufgekippt und dann mit den beiden Hebeln arretiert

von Ralf Jüngling

Die Vorteile der schussfesten und wiederkehrgenauen Schwenkmontagen kombiniert mit dem günstigen Preis einer Aufkipp- bzw. Festmontage – das wäre doch die Montage sprich das Ei des Columbus.

Rapid 2000

Das dachte sich wohl auch Ali Kilic aus dem fränkischen Waigolshausen und entwickelte seine über Frankonia vertriebene Spannmontage.

Für den Test wurde ein 3-12×56 Zielfernrohr mit der einteiligen „Rapid 2000“ auf eine Frankonia-BBF „Leichtmodell“ im Kaliber 20/76-7x65R montiert.

Dabei handelt es sich vom Prinzip her um eine Aufkipp-Klemmmontage, die über zwei seitliche Hebel verriegelt wird. Auf der Unterseite des Montagekörpers ist ein Schwalbenschwanzprisma einseitig eingefräst, das aber nur auf zwei Flächen trägt.

Zum Aufsetzen wird das Zielfernrohr in das rechts in der Laufschiene eingefräste Prisma eingesetzt und dann nach links gekippt. Ein Nocken unten am Montagesockel greift dabei in eine Aussparung der Laufschiene, damit das Glas durch die Rückstoßkräfte nicht von der Waffe rutschen kann. Die Hebel werden dann nach hinten geschwenkt und die Montage damit im Prisma verriegelt.

Der einteilige Montagekörper wird aus hochfestem Aluminium gefräst und danach schwarz eloxiert, was die Oberfläche härtet und gleichzeitig gegen Korrosion schützt.

Die aus Stahl gefertigten Verriegelungshebel sind einstellbar, so dass sich eventuelle Fertigungstoleranzen an den Prismaschienen ausgleichen lassen und zudem die Montage fest auf der Schiene sitzt. Eine Seitenverstellung ist nicht vorhanden und in der Regel auch nicht nötig, da heutige Zielfernrohre alle mit Seitenverstellung ausgerüstet werden.

Die Montage ist sauber gefertigt und besticht durch ihre Bedienerfreundlichkeit – ähnlich der Blaser-Sattelmontage oder der Ruger-Montage.

Schussbilder der Rapid 2000

Die BBF-Montagenkombination lieferte zuerst ein hervorragendes Schussbild.

Danach zeigte sich bei wiederholtem Auf- und Absetzen des Glases zwischen den Einzelschüssen der Fünfschuss-Serien, dass sich die mittlere Treffpunktlage leicht nach links verlagerte und die Streukreise immer größer wurden.

Wie sich herausstellte, stauchten die Verriegelungsflächen der Hebel beim Anziehen die Laufschiene. Auf Anfrage erklärte der Hersteller, dass er die Verwendung einer eigenen Montageschiene für die Rapid 2000 empfiehlt, wodurch das Problem gelöst wäre.

Es ist zu hoffen, dass Frankonia dieses in Zukunft auch bei dieser BBF berücksichtigt, wie es jetzt schon beim Antonio Zoli-Drilling getan wird (Schiene Mehrpreis 96 DM, Montieren 38 DM). Hat man eine Waffe mit speziell gefertigter Prismaschiene, findet man in der Rapid 2000 eine bedienerfreundliche und preiswerte Montage.

Suhler Speed-Montage

Bei der Speed-Montage aus Suhl handelt es sich ebenfalls um eine Aufkipp- bzw. Aufschub-Klemmmontage, die über Kettner vertrieben wird.

Damit wurde ein 3-12×56 Zielfernrohr auf die Kettner-BBF S 2020 im Kaliber 20/76-7x65R montiert.

Der Körper besteht auch bei dieser sauber verarbeiteten Montage aus schwarz eloxiertem hochfestem Aluminium. Auf der rechten Seite frästen die Suhler ein Schwalbenschwanzprisma ein, das ebenfalls nicht auf der ganzen Länge, sondern nur auf zwei Flächen trägt.

Die Verriegelung erfolgt durch einen Hebel, der über eine Spannkurve (Exzenter) einen beweglichen Backen im Montagekörper gegen die Schiene drückt und so festklemmt.

Der Spannhebel wird über einen federbelasteten Druckknopf gelöst, der zum Abnehmen des Zielfernrohres um 90 Grad nach außen geschwenkt werden muss. Das funktioniert mit etwas Übung schnell und problemlos – eben mit „Speed“.

Damit die Montage beim Schuss nicht von der Schiene rutscht, hat die Montage auf der Unterseite einen kleinen Nocken, der bei aufgesetztem Zielfernrohr in eine Aussparung der Schiene greift.

Der hintere Zielfernrohrring ist mit einer Verstellmöglichkeit ausgestattet (Support), die gegebenenfalls seitliche Korrekturen der Treffpunktlage erlaubt.

Schussbilder der Suhler Speed-Montage

Die erste Fünfschuss-Serie beim Test zeigte ein hervorragendes Trefferbild.

Danach wurde das Glas mehrfach auf und abgesetzt (nach jedem Schuss in einer Fünferserie). Dabei verlagerte sich die Treffpunktlage nach links unten, die Streukreisgrößen allerdings blieben gleich.

Bei genauerem Hinschauen konnte man erkennen, dass die Laufschiene der Kettner-BBF den Rückstoßkräften der 7x65R nachgab und sich leicht an dem Nocken der Montage aufstauchte – vielleicht war das die Ursache für die Treffpunktlagenveränderung.

Alles in allem aber ist die Suhler Speed sehr preisgünstig und empfehlenswert, wenn sie auf eine Waffe mit der entsprechend vorbereiteten Schiene geführt wird.

Fazit

Nimmt man die „Rapid“ und die „Speed“, kann man wohl sagen, das sie durchaus eine Alternative zu herkömmlichen Montagen darstellen: Einfach zu bedienen, relativ simpel aufgebaut und preiswert (mit leichtem Preisvorteil für die Rapid 2000).

Doch was nutzt das, wenn die waffenseitige Ausstattung, sprich die Schienen der Kombinierten, die auf sie einwirkenden Kräfte nicht aushalten? Hier besteht noch deutlicher Nachholbedarf. Und da sind die Waffenhersteller gefordert.

 

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