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Test: Victorinox „Fireman“

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Aus der Schweizer Messerschmiede Victorinox kommt ein mehrteiliges Klappmesser, das aufgrund seiner Größe und Ausstattung auch für Jäger interessant ist. In den Katalogen der Jagdausrüster wird man aber vergebens danach suchen.

 

Das abgebildete Victorinox „Fireman“ gibt es für ca. 40€ im Fachhandel

von Hans-Ulrich Herding

Fireman, zu deutsch Feuerwehrmann, lautet die Bezeichnung. Das Messer wurde speziell für den Einsatz im Rettungsdienst entwickelt und dafür mit einer besonderen Klinge ausgestattet, dem so genannten Gurtenschneider.

Diese etwa acht Zentimeter lange, gebogene Klinge mit verdickter, abgerundeter Spitze soll Feuerwehrleuten und Rettungssanitätern dazu dienen, angeschnallte Menschen aus Kraftfahrzeugen zu befreien, ohne dabei die Eingeklemmten zusätzlich durch Schnittverletzungen zu gefährden.

Gurtenschneider als Aufbrechklinge

Dabei sieht der Gurtenschneider nicht nur aus wie eine Aufbrechklinge, er lässt sich auch hervorragend als solche einsetzen. Dafür ist nicht zuletzt der bei Aufbrechklingen sonst nicht übliche Wellenschliff verantwortlich, der auch nach häufigem Gebrauch – wenn die Schneide eigentlich schon längst stumpf ist – noch mühelos selbst die dickste Sauschwarte auftrennt.

Das bringt erhebliche Vorteile gegenüber den herkömmlichen, nach innen gebogenen Schneiden von Aufbrechklingen. Sie sind aus besonders hartem Stahl gefertigt. Das verlängert zwar ihre Schnitthaltigkeit, macht aber auch das Nachschärfen zur echten Geduldsprobe.

Die Hauptklinge des Fireman ist knapp neun Zentimeter lang und 1,5 Zentimeter breit. Ihre Stärke am Rücken von gut zwei Millimetern verleiht Stabilität beim Einsatz als Schneidwerkzeug, übermäßige seitliche Belastungen sollte man jedoch vermeiden.

Das Aufhebeln des Schlosses oder Öffnen des Brustkorbs geschieht ohnehin besser mit der ebenfalls vorhandenen, aber nicht feststellbaren Sägeklinge. Sie ist mit fast 40 nadelspitzen Zähnen „bewehrt“.

„Liner Lock“-Sperre

Die Messerklinge wird nach dem Öffnen durch eine Blattfeder arretiert. Man nennt diese Art der Sperre „Liner Lock“. Zum Lösen drückt man die Sperrplatine mit dem Daumen zur Seite, sie gibt dann die Klinge wieder frei. Bei modernen Messern findet sich das Verriegelungssystem immer häufiger, denn es ist recht zuverlässig, unempfindlich und vergleichsweise einfach herzustellen.

Messer mit Liner Lock erkennt man meist an einer Aussparung in einer der beiden Griffschalen. Sie erleichtert das Herunterdrücken der Sperre mit dem Daumen, was aber nur bei einteiligen Klappmessern gut funktioniert.

Bei mehrteiligen Messern mit Hauptklinge in der Griffmitte sitzen auf beiden Seiten der Verriegelung die eingeklappten Zusatzklingen. Die Blattfeder des Fireman steht jedoch nur etwa drei Millimeter über. Auch wenn Säge und Gurtenschneider einigermaßen tief im Griff verschwinden, ist das Lösen der Sperre, gerade mit kalten oder nassen Händen, nicht ganz einfach.

Feststellbar ist neben der Messerklinge auch der große Schraubenzieher, der mit Kapselheber und Draht-Abisolierer in einer Klinge untergebracht ist. Der kleine Schraubendreher mit Dosenöffner, der Korkenzieher und die Bohr-Ahle sind nicht arretierbar.

Funktionen

In den schwarzen oder roten Nylongriffschalen stecken Zahnstocher und Pinzette – damit kommt man auf zwölf Funktionen, wobei Victorinox den Sicherungsring als dreizehnte hinzurechnet.

Angesichts einer solchen Ausstattung erscheint das Gewicht von 150 Gramm als nicht zu hoch. Deutlich unter dem Durchschnitt: der Preis. Das Fireman kostet knapp 60 DM. Und wer den Gurtenschneider nicht braucht, bekommt für rund 45 DM das ansonsten identische Messer „Forester“. Etuis aus Leder oder Kunststoffgewebe kosten zehn bis 20 DM.

Klar, dass solche Preise nur bei vollautomatisierter Fertigung erzielt werden können. Trotzdem ist die Verarbeitung ausgezeichnet. Alles in allem ist das Messer viel zu schade, um es ausschließlich den Feuerwehrleuten zu überlassen.

 

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