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Die Kofferfalle

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Tierschutzkonforme Fangjagdsysteme:
Lebendfang unter modernen, jagdlichen Gesichtspunkten:
Vom Praktiker für die Praxis.

 

Ein Stellholz mit Schnier hält die Falle offen, bis der Mechanismus sie blitzartig zuklappen lässt

Von Andre Westerkamp

Die Fangjagd oder besser gesagt, die Jagd mit Fallen ist zeitaufwendig. Oft ist der Einsatz der Fallen mit Kosten und Mühen verbunden, was so manchen Jäger von dem Fang von Wild abhält. Darüber hinaus sind viele Verordnungen und Verbote erlassen worden, die einem die Fangjagd zusätzlich erschweren. Fallen stellen heißt nun einmal, jeden Tag die Fallen zu kontrollieren! Standorte verändern sich, das Raubwild verändert seine Lebensgewohnheiten. Gerade diese Unberechenbarkeit des Erfolges macht die Spannung dieser traditionellen Jagdart aus.

Auch Ratten lassen sich in dieser Falle fangen

Um weiterhin die Möglichkeit zu haben, das Raubwild mit Fallen zu bejagen, müssen sich die Jäger den Neuerungen stellen. Dazu gehört die Entwicklung moderner Fangsysteme und Fallen, die nachhaltig erprobt und geprüft wurden.

Eine der ersten Fallen, die eine solche Entwicklung genommen hat, ist die Kofferfalle. Sie wurde mehrere Jahre von erfahrenen Fangjägern in Niedersachsen auf ihre Tauglichkeit getestet und stellt eine der einfachsten und effektivsten Systeme dar. Diese Kofferfalle hat sich hervorragend bewährt für den Fang von Raubwild vom Wiesel bis zum Fuchs. Der Fangmechanismus per Rattenfalle ist so gebaut, dass auch der ungeübte Handwerker die fängige Stellsituation einfach herstellen kann. Hat man sich mit der Falle vertraut gemacht, benötigt der geübte Jäger wenige Sekunden dafür.

Im Grunde besteht die Falle aus zwei identischen Teilen, die durch ein Scharnier wie ein Koffer zusammenklappen. Ober- und Unterbau haben jeweils die Maße von 90 Zentimetern in der Tiefe und 120 Zentimetern in der Breite. Die Bretter sollten mindestens 3,5 Zentimeter stark und 20 Zentimeter hoch sein. Wichtig ist, dass beide Rahmen genau übereinander passen. Die in den Eckbereichen des unteren Rahmens zu sehenden Kanthölzer sind oben abgerundet und dienen der Stabilität. Kotgrubendraht (kein einfacher Maschendraht) unten und oben verhindern bei der geschlossenen Falle ein Entweichen. Engmaschiger Draht ist zu empfehlen, da auch Ratten sich in dieser Falle fangen lassen. Als lichtdichter Abschluss hat sich auf dem Deckel eine dickere Kunststoff-Folie wie Teichfolie bewährt. Dachpappe ist nicht geeignet, da sie zu sperrig ist und in unbehandelter Form bald reißt. Die Folie wird lediglich im vorderen Bereich der Falle vernagelt. Dadurch wird der hintere Bereich der Falle einsehbar. Einem Anheben der Abdeckung durch Wind muss vorgebeugt werden, beispielsweise durch Auflegen von Grassoden.

Im Idealfall ist der Koffer ebenerdig einzugraben, so dass der untere Rahmen fast mit dem Erdboden abschließt. Lediglich ein bis zwei Zentimeter des unteren Rahmens dürfen überstehen. Die Rahmung muss stets von Ästen und Erdreich gesäubert werden, ansonsten kann es zu Lichteinfall kommen, wenn die Falle nicht richtig schließt.

Als Auslöser dient eine handelsübliche Rattenfalle. Sie sollte allerdings frei von verottbarem Holz oder rostenden Elementen sein. Vom Schlagbügel der Falle wird eine Schnur durch den Fangraum der Kofferfalle auf die „offene“ Seite des Fangsystems geführt. Dort befindet sich die Abstützung, welche die Kofferfalle offen stehen lässt. Sie besteht aus zwei mit einem Scharnier verbundenen Hölzern. Die Spannschnur wird mit dem klappbaren Stellholz verbunden.

Der Koffer schließt sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit

Der Klappmechanismus wird per Zug am eigentlichen Köder ausgelöst. Durch ein Loch in der Rückwand ist der Köderfaden mit dem Auslösemechanismus der Rattenfalle verbunden. Zieht das Wild am Köder wird die Rattenfalle aktiviert, diese wiederum reißt über die Spannschnur im Innenraum das Stellholz blitzartig weg und der Koffer schließt sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Es ist darauf zu achten, dass die Köderschnur kurz genug ist, damit sich das Wild komplett im Fangkasten befindet. Was aber bei Einhaltung der Grundmaße kein Problem darstellt. Eine Stellhöhe des Kofferdeckels bis zu 25 Zentimetern ist praxisgerecht.

Eier sind die besten Locker

Bewährt hat sich die Falle in Hecken sowie dichtem Unterholz. Das Wild sollte sich von vorn der Falle nähern. Die Hauptwindrichtung muss immer durch die Breite des Kastens verlaufen, und nicht auf Vorder- oder Rückseite stehen. Dadurch wird die Köderwittrung am besten ausgetragen. Ein geschützt liegender Standort darf es dennoch sein, weil der Mechanismus der Kofferfalle windempfindlich ist.

Hat sich Wild gefangen, was der Schonzeit unterliegt, ist dieses unverzüglich durch das Anheben des Koffers freizulassen. Der Standort für diese Falle ist auf das Revier – jedoch außerhalb der Schutzzone eines befriedeten Bezirkes – begrenzt. Die Entnahme geschieht einzig durch Fangschuss. Mit einem Sicherheitsholz ist in der Gewöhnungsphase eine „Durchlaufstellung“ gewährleistet. In dieser Zeit wird der Fangbereich wie jeder andere Standort beködert. Erfahrungsgemäß sind Eier hier die besten Locker. Gescheide von Kanin und Hasen ziehen ebenso das Raubwild zum Fangplatz.

Gemäß Verkehrssicherungspflicht sollte der Auslösemechanismus der Rattenfalle mit einer Stolperschnur absichert werden. Läuft jemand unbedacht in den Bereich der Falle, löst die Person automatisch die Falle aus. Bewährt hat sich das System der Rasenfallenabsicherung. Hier wird die Stolperschnur in etwa 80 Zentimeter Höhe und in einem Radius um die Kofferfalle von zirka 1,80 Meter durch Ösen gezogen und am Mechanismus der Rattenfallle befestigt.

Dem Tierschutz entsprechend

In unserem sonst so geordneten Staat gibt es zum Erstaunen der Fachleute kein Prüfprotokoll, in dem festgelegt ist, was nach heutigem Stand eine Falle können muss beziehungsweise welchen Anforderungen das Fangsystem nachzukommen hat. Natürlich muss es dem Tierschutz entsprechen, aber mit welcher mechanischen Grundlage ist nicht genau festgelegt. „Lebend unversehrt oder sofort tötend“ ist die Maxime in der Fangjagd und der Selbstanspruch eines jeden Waidmannes. Für das erste Kriterium hat sich die Kofferfalle bewährt.

Eine Rattenfalle als Auslöser: Wird die rote Köderschnur gezogen, schlägt der Bügel um, und das Stellholz klappt weg

 

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