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Aus dem WILD UND HUND-Testrevier

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Selektion und Gewohnheit Andre Westerkamp hielt am 19. und 20. Juni einen WuH-aktiv-Fangjagdlehrgang in unserem Revier ab. Die reich strukturierte Landschaftbot bot zahlreiche Anregungen für den Einbau von Fallen.

 

Aus der eigenen Kühltruhe hatte Westerkamp diesen Marder mitgebracht und zeigte das richtige Abbalgen

Von Michael Cosack

Der Inhaber einer Fangjagdschule war extra in den Taunus gekommen, um in unserem Testrevier die Vorzüge und gesetzlichen Pflichten der Fangjagd zu erläutern. Gleich zu Beginn stellte er deshalb klar: „Nach dem Seminar sind Sie in der Lage, aus jedem Hühnerstall eine Falle zu bauen. Aber Fangjagd ist 365 Tage im Jahr, deshalb brauchen Sie Zeit!“

Der gelernte Präparator ging zunächst auf die Geschichte der Fangjagd ein und stellte dann die unterschiedlichsten Fallen vor. Dabei machte der Vater von vier Söhnen deutlich, dass bei den Totschlagfallen nur noch solche Modelle erlaubt sind, die auf Zug auslösen, nicht auf Tritt. „Viele der Fallen, die im Handel angeboten werden, sind bei uns verboten, auch wenn damit im Ausland noch gejagt wird“, erklärte Westerkamp. Denn seine Prämisse ist klar: Fangjagd muss sein, aber nur mit fairen, erlaubten Mitteln! Dann fällt auch schon ein Wort, das sich wie ein roter Faden durch die zwei Tage zieht: „Selektion“

Zulauf entscheidet über die Wildart

Nach Westerkamps Auffassung müssen Fallenjäger genau selektieren: „Beim Lebendfang mache ich dies nach dem Fang, beim Totfang muss ich den Zulauf und Beköderung artspezifische Selektion betreiben.“ Als Beispiel gibt er für den Marderfang eine Zulaufbreite von acht Zentimetern an. Und wo er schon einmal beim Marderfang war, plauderte er gleich aus dem Nähkästchen und gab dem Auditorium nützliche Tipps und Tricks. Er schilderte den Bau eines Marderbunkers, erklärte den Einbau des Eiabzugseisens, die Installation von Sicherungen, falls Kinder oder Spaziergänger den Bunker öffnen, und erläuterte das richtige Ködern. Beim Ködern fällt dann auch das zweite Schlagwort: „Gewohnheit“! Alles Raubwild müsse an den Fangplatz gewöhnt werden. „Ich bringe schon ab Juni Eier aus, auch wenn ich nur in der Zeit vom 1. November bis 28. Februar fange“, erzählte Westerkamp. Am liebsten benutzt er möglichst kleine Eier, beispielsweise von Tauben oder Zwerghühnern. Diese bereitet Westerkamp zu Hause vor. Zur Befestigung klebt er einen Faden mit Hilfe von Eigelb auf das Ei. „Natürlich geht auch Heißkleber, aber nach meinen Erfahrungen ist das Eidotter immer noch der beste Kleber!“ Das Ei legt der „Trapper“ immer quer zum gedachten Weg des Marder auf den Auslöser. „Das mag der Räuber am liebsten“, weiß er aus 20 Jahren Erfahrung. Ein weiterer nützlicher Tipp beim Anködern wie auch späteren Fängischstellen der Eisen sei Anis-Öl. Westerkamp sprüht sich jedes Mal damit die Hände ein, wenn er die Eier ausbringt. „Natürlich durchwühle ich auch den Innenraum des Fangbunkers und gewöhne den Marder an diese optische Veränderung und an den immer selben Geruch von Anis-Öl“, erklärte der Seminarleiter.

Theorie wurde in der Praxis verdeutlicht

Danach ging es ins Revier. Hier stellte Westerkamp verschiedene Kastenfallen und Abzugeisen vor. Immer wieder betonte er dabei, durch Auswahl der Falle und der Größe des Zulaufs selektieren zu können. Beim Einbau der Kastenfallen mahnte er dazu, Staunässe zu vermeiden und bei Fallen in Bunkern oder Kisten für eine gute Luftzirkulation zu sorgen. Auch das Material müsse stimmen. Der Niedersachse empfiehlt Lärche oder Eiche – Hölzer die sich gut verarbeiten lassen und eine lange Haltbarkeit gewährleisten. Selbstverständlich wird der Fangplatz auch ordentlich verblendet, zum Beispiel mit einer Baustahlmatte, in die Äste gesteckt werden.

Von Versicherungen bis Wildkrankheiten

Als Auslöser dient dem Fanjagdprofi bei seinen selbstgebauten Fallen eine handelsübliche Mausefalle – eine der Grundideen des Niedersachsen. „Wenn Sie einmal begriffen haben, wie einfach man mit einer Mäuse- beziehungsweise Rattenfalle alle Auslöser modifizieren kann, werden Sie alle Fallen damit ausrüsten“, ist Westerkamp überzeugt.

Der zweite Tag fing mit einer kurzen Theorie zum Versicherungsschutz durch die Berufsgenossenschaft an. Wildkrankheiten wie Tollwut, Borreliose, Fuchsbandwurm und FSME wurden erläutert und wie man sich davor schützen kann. Auch die Kratzspuren an Birkenstämmen, das Lesen von Spuren und das Erkennen der Losungen verdeutlichte Westerkamp mit Hilfe von Fotos aus seinem Revier. Anschließend wieder im WILD UND HUND-Testrevier zeigte er, wie man einen Marder sicher und verwertbar abbalgt. Bevor er die ersten schnellen Schnitte ansetzte, nebelte er den Marder erstmal mit einem speziellen Fensterreiniger ein. „Das hilft gegen alle Parasiten“, sagt der Präparator. Mancher Seminarteilnehmer war sichtlich beeindruckt, wie schnell nur noch der Kern des Marders am Balken hing, und der Balg, in die Einweghandschuhe eingewickelt, für die Kühltruhe fertig war.

Wer fängt

Im Anschluss ging Westerkamp wieder auf die unterschiedlichen Fallen ein – erklärte die Funktion von Marderschlagbaum, Kofferfalle, Habichtskorb sowie die unterschiedlichen Fallen zum Einbau in Kunst- oder Naurbaue. Dies alles stets kritisch und mit Beispielen aus eigner Erfahrung gewürzt. Auch die Fangentnahme aus den Lebendfallen und das richtige Töten erläuterte Westerkamp. Er bediene sich für den Fangschuss einer .22 lfB und empfiehlt den Kopfschuss.

Wenn Sie auch einmal solch ein Seminar besuchen wollen, finden Sie alle Informationen in diesem Heft auf Seite 117 oder unter: wildundhund.de.

Schier unerschöpflich schienen die verschiedenen Fallen und Einbaumöglichkeiten für Kunstbaue zu sein. Auch hier erklärte Westerkamp das Für und Wider der einzelnen Modelle

 

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