ANZEIGE

Hält oder hält nicht?

9121


Hochsitzeitern: sicher und langlebig:
Die Kanzel sieht aus wie ein kleiner Palast, die Leiter meist wie Resteverwertung. Zu geringe Materialstärke, einsetzende Fäulnis und die falsche Verarbeitung sind häufige Ursachen für Unfälle.

 

Ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte: Die Sprossen sind nur aufgenagelt, ohne zusätzliche Absicherung nach unten

Der Bau geschlossener Hochsitze läuft in vielen Revieren nach dem gleichen Muster ab. Beim Zuschnitt der Stangen für das Bockgerüst und die Leiter werden die Rundhölzer nach ihrem Durchmesser sortiert und dann abgelängt. Stets bilden die dicksten Hölzer die Eckpfosten, dann kommen die Querstreben und die Unterkonstruktion für den Aufbau. Das dünnere Holz bleibt für die Diagonalen und die Leiterholme. Für die Sprossen sucht man die Schnittreste zusammen und ergänzt diese mit den Stangen, die für die anderen Bauteile zu schwach waren. So vorzugehen macht die wenigste Arbeit, ignoriert aber, dass die meisten und folgenschwersten Unfälle beim Auf- und Abbaumen passieren.

Leiterholme und Sprossen gehören zu den wesentlichen Bestandteilen einer Ansitzeinrichtung. Beim Bau ist ihnen die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen wie allen anderen Bauelementen. Auch sie dürfen nur aus gesundem und genügend starkem Holz hergestellt werden. Holme müssen am oberen Ende noch mindestens zwölf, besser 14 Zentimeter stark sein. Sprossen aus Stangenholz sind an den Anlageflächen abzuflachen. Man darf sie auf keinen Fall aus den oberen Enden der Stangen fertigen. Dieses sogenannte Zopfholz ist weder besonders hart noch besonders widerstandsfähig gegen Fäulnis. Besser als Rundhölzer sind Kanthölzer im Querschnitt 6 x 8 Zentimeter geeignet. Es hat sich bewährt, einen Vorrat an Leitersprossen anzulegen und mit einem Holzschutzmittel zu imprägnieren. Noch besser, aber teurer, ist kesseldruckimprägniertes Holz.

Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen sind erforderlich

Der Gesundheit zuliebe muss jeder Jäger beim Bau von Leitern besondere Sorgfalt walten lassen und die Sprossen so anbringen, dass sie sich nicht lösen können. Allein auf die Haltbarkeit der Nagelverbindungen zu vertrauen, wäre leichtsinnig. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen sind erforderlich.

Für die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft war lange Zeit das Einsetzen der Sprossen in Einkerbungen in den Holmen das Maß aller Dinge. Gegen diese Vorgabe sind Revierpraktiker Sturm gelaufen, sie hatten längst bessere Methoden entwickelt. Mit der Novelle der Unfallverhütungsvorschriften (UVV) vom 1. Januar 2000 fiel endlich die Vorschrift der Einkerbung.

In der neuesten Fassung der UVV-Jagd wird lediglich das zusätzliche Abstützen der Sprossen auf dem Holm nach unten gefordert. In welcher Weise dies geschieht, bleibt jedem selbst überlassen. Das Einkerben der Holme ist damit keineswegs verboten. Es bleibt zulässig, sollte aber wegen der gravierenden Nachteile nicht mehr gemacht werden.

Argumente gegen das Einlassen von Sprossen

Eine Kerbe in einem Rund- oder Kantholz beeinflusst zwangsläufig dessen Stabilität und damit die Tragkraft. Die Schwächung könnte man bei einem Leiterholm natürlich dadurch ausgleichen, dass man stärkeres Material verwendet. Gerade bei Ansitzleitern sind dem jedoch Grenzen gesetzt, denn sie werden gern besonders leicht gebaut, damit man sie bei Bedarf umsetzen kann.

Es gibt aber noch wichtigere Argumente gegen die Einkerbung. Unsere Ansitz-einrichtungen sind ständig der Witterung ausgesetzt. In dem engen Spalt zwischen Sprosse und Holm sammelt sich Regenwasser, das nur langsam verdunstet, weil weder Sonne noch Wind die engen Ritzen erreicht. Holzzersetzende Bakterien und Pilze lieben solche Stellen. Hier finden sie ideale Lebensbedingungen. Sie zerstören das Holz, und es wird schon nach wenigen Jahren morsch und bricht.

Geschälte, aber sonst unbearbeitete Leiterholme aus gewachsenen Rundhölzern haben eine glatte und widerstandsfähige Oberfläche, an der das Wasser schnell abläuft. Wer schon einmal versucht hat, solche Stangen mit Holzschutzmittel zu imprägnieren, weiß aus eigener Erfahrung, dass die glatten Oberflächen die Flüssigkeit kaum aufnehmen. Es bleibt auf der Oberfläche, trocknet dort ab und wird mit der Zeit vom Regen wieder abgewaschen. Wo Farbe nicht eindringen kann, da hat auch Regenwasser keine Chance. Erst die Verletzung der äußeren Schicht durch das Einkerben verschafft dem Wasser Zutritt ins Innere des Materials.

Ein weiteres Argument gegen das Einlassen der Sprossen ergibt sich aus dem damit verbundenen Arbeitsaufwand. Es reicht ja nicht aus, mit dem Beil ein paar Hiebe zu setzen und die Sprosse darin festzunageln. Sprosse und Holm müssen aneinander angepasst werden und das erfordert gutes Werkzeug und handwerkliches Geschick. Mangelt es an einem von beiden, werden Leitern nicht sicherer, sondern es entstehen sogar zusätzliche Gefahren.

Sicheren Abstieg gewährleisten

Der Anspruch an eine alternative Sprossensicherung ist eine langjährige Zuverlässigkeit. Die Gefahr, dass Leitern brechen, wächst mit den Einsatzjahren. Daher taugen Sicherungen nichts, die mit der Zeit ebenfalls morsch werden. Die oft empfohlenen Distanzhölzer zwischen den Sprossen sind wenig geeignet, denn sie sind in der Regel dünner als die Sprossen und werden zumindest ebenso schnell morsch. Löst sich eine Sprosse vom Holm, können die Distanzhölzer die Last nicht sicher auffangen, sie reißen ebenfalls ab und der Jäger stürzt möglicherweise in die Tiefe.

Wirkungsvoller und schneller anzufertigen ist die Sprossensicherung aus einem unter der Sprosse eingesetzten Metallstift. Der Stift kann natürlich auch ein Nagel oder eine Schraube sein, wenn beide verzinkt (rostfrei) sind und wenn ihr Durchmesser mindestens acht Millimeter beträgt. Da man ein solches Metall nicht einfach in den Holm einschlagen kann, muss vorgebohrt werden. Der richtig eingesetzte Metallstift trägt die Sprosse ebenso sicher wie eine Einkerbung. Diese Art der Sicherung lässt sich im Zeitalter des Akku-Bohrschraubers aber viel schneller anbringen.

Noch empfehlenswerter als der Metallstift ist die Drahtsicherung in doppelter Hinsicht. Die Sprossen werden mit einem etwa drei Millimeter starken Draht umwickelt und untereinander verbunden. Sollten die Holme brechen, hängen die Sprossen quasi an einer Strickleiter, ein sicherer Abstieg ist möglich. Wird der Draht mit Krampen oberhalb jeder Sprosse nochmals am Holm fixiert, erhält man die gewünschte Sprossensicherung.

Draht bekommt man in verzinkter oder kunststoffummantelter Ausführung im Bau- und Gartenmarkt. Ein drei Millimeter starker Draht hat eine Zugfestigkeit von annähernd 250 Kilogramm!

Anforderungen der UVV erfüllen

Berufsgenossenschaftlich anerkannt und obendrein einfach zu montieren, ist der Sicherheitsbeschlag oder auch die Sprossenunterstützung. Der Beschlag besteht aus einem rund zehn Zentimeter langen und zwei Zentimeter breiten verzinkten Blechstreifen. Mit einem starken Ankernagel wird der Beschlag am Holm befestigt. Das Abstützen der Sprossen auf den Holmen geschieht durch das umgekantete Ende des Profils. Damit sind die Anforderungen der UVV erfüllt.

Zwei in das Blech eingestanzte Sicken (Beulen) halten Sprosse und Holm auf Distanz (rund fünf Millimeter). Stauräume, in denen sich Fäulnis bildet, werden damit vermieden. Wer keine Zeit hat, die Sprossen selbst anzufertigen, kauft gleich die vorgefertigten Leitersprossen, passend zu den Sicherheitsbeschlägen. Sowohl die Beschläge als auch vorgefertigte Sprossen werden in vielen Versandkatalogen angeboten.

Regelmäßig auf Sicherheit überprüfen

Der Mittelholm ist keine Sprossensicherung im engeren Sinn, wohl aber eine sinnvolle, ergänzende Sicherheitseinrichtung. In der Mitte der Sprossen werden diese durch ein aufgenageltes oder aufgeschraubtes Rund- oder Kantholz verbunden. Der Mittelholm kann ohne weiteres etwas schlanker sein als die beiden Seitenholme und er muss nicht einmal bis auf den Boden reichen. Allein die durch ihn erreichte zusätzliche Verbindung der Sprossen miteinander erhöht die Stabilität der Konstruktion erheblich.

Beim Auf- und Abbaumen bei Schnee und Glätte verhindert er zudem das seitliche Abrutschen der Füße. Zum Festhalten ist der zusätzliche Holm bestens geeignet.

Als ergänzende Sicherung kann der Mittelholm allerdings bei Leitern bis zu einer Breite von maximal 70 Zentimeter angesehen werden. Bei Holmabstanden, die weiter als 70 Zentimeter auseinander liegen, ist er unbedingt erforderlich, denn die langen Sprossen brechen leicht durch.
Jede der genannten Sprossensicherungen kann Unfälle natürlich nur dann verhindern, wenn die Leitern regelmäßig auf ihre Sicherheit hin überprüft und schon beim geringsten Anzeichen von Fäulnis repariert oder ersetzt werden. Die beste Sicherung taugt wenig, wenn die Sprossen völlig morsch sind.

So sollte es sein: Auf dem Bild ist die Leiter aus gesunden, starken Stangen hergestellt. Eine Drahtsicherung wird noch angebracht

weitere Bilder

Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4

ANZEIGE

ANZEIGE
Aboangebot