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Gelungene Kombination

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Bockbüchsflinte Merkel Super Leicht II:
Leicht und führig – das verspricht sich jeder Jäger von einer Bockbüchsflinte. Erst recht, wenn sie ein „super-leicht“ als Modellbezeichnung führt. Björn Ebeling schaute sich an, was die Merkel SL II noch zu bieten hatte.

Von Björn Ebeling

Nahezu alle Hersteller mehrläufiger Kipplaufwaffen setzen heute auf das Baukastenprinzip: Eine Basküle mit Wechselläufen macht es möglich. So verwandelt sich zum Beispiel eine Bockbüchsflinte durch das Einlegen eines Wechsellaufes einfach in einen Bergstutzen oder eine Bockbüchse. Ähnlich ist es bei manchen Drillingen, die zum Bock- oder Doppelbüchs-Drilling werden.

Auch im Suhler Traditionshaus Merkel wird nach diesem altbewährten Rezept verfahren. In der Vergangenheit hatten wir bereits den Merkel-Bergstutzen B 2 vorgestellt (WuH 21/2001), dessen Laufbündel auch in die SL II eingelegt werden kann (Preis: 1 725 Euro, nachträglicher Einbau: 205 Euro). Nun stand die Bockbüchsflinte SL II in den Kalibern 8×57 IRS und 20/76, montiert mit einem Docter 3-12×56 mit Leuchtabsehen, für den Test zur Verfügung.

Bereits einige Tage nach dem Einschießen begleitete sie mich bei einem Reviergang. Es herrschte böiger Wind und überall waren kleine Trupps von Möwen in der Luft. Flugs das Glas von der Merkel, und als mich eine solche fünfköpfige Gesellschaft passierte, schwang ich mit, schoss – und fehlte. Gewöhnungsbedürftig ist die andere Balance der kurzen „BBF“ im Vergleich zur längeren Flinte ja schon. Aber gleich waren die nächsten Möwen im Anflug. Schnell den Sicherungs- beziehungsweise Spannschieber der Handspannung nach vorn geschoben – und die Waffe ließ sich nicht spannen. Ein Blick – der Verschlusshebel war nicht ganz geschlossen – korrigiert, gespannt und jetzt passte alles. Treffer!

Reine Geschmackssache

Die SL II ist eine so genannte Sicherheits-Bockbüchsflinte. Was die Konstrukteure neben dem Einschloss-Handspannsystem darunter verstehen, hatte ich beim schnellen Nachladen gemerkt: Sicherheit bis ins kleinste Detail.Und dazu gehört ein hundertprozentig verschlossenes System. Bei vielen Kipplaufwaffen ist es zumindest zu Beginn ihres Lebens typisch, dass sich der Verschlusshebel nicht ganz oder nur schwer in die Mittelstellung positionieren lässt und das Abkippen der Läufe einigen Kraftaufwand erfordert. Beides ist beabsichtigt, weil es durch längeren Gebrauch zu Toleranzen in den Passungen kommt. Entgegen diesen Erfahrungen bewirkt das Entriegeln der schlanken Suhlerin, dass das Laufpaar ohne Kraftaufwand abkippte. Alles bewegt sich sanft in den dafür vorgesehenen Bahnen.

Praktisch betrachtet ist der Laufhakenverschluss mit seinen breiten Auflageflächen sicher und solide. Der gewöhnliche Gebrauch einer Kombinierten ist auf den jagdlichen Einsatz ausgerichtet, so dass Schusszahlen und -serien sich in Grenzen bewegen, die technisch problemlos zu meistern sind. Eine Einschränkung von Funktion oder Einsatzbereich ergibt sich also nicht. Ein Plus an Sicherheit aber sehr wohl, nachdem der Spannschieber erst in vorderer Stellung verhält, wenn die Waffe „bombenfest“ verriegelt ist.

Die Schussbereitschaft lässt sich mit wenig Kraftaufwand herstellen. Ursächlich hierfür sind zwei Faktoren: Erstens sind die Führungen des Spannschiebers auf dem Kolbenhals teflonbeschichtet, was den Reibungswiderstand erheblich reduziert. Zweitens verfügen alle Merkel-Sicherheits-Bockwaffen nur über ein Schloss und folglich stellt sich nur der Widerstand einer Schlossfeder dem Daumendruck entgegen.

Die Einschränkung, keinen zweiten schnellen Schuss zur Verfügung zu haben, mag den einen oder anderen wohl von einem Kauf abhalten. Ebenso denjenigen, der eine Bockbüchsflinte mit der Option eines Bockbüchsen-Wechsellaufes begehrt, wird nicht auf sie schwören. Den alltäglichen Belangen auf der Jagd wird die SL II jedoch immer gerecht und stellte es im Test bei der Jagd auf Nieder- und Hochwild unter Beweis. Das Nachspannen für den Folgeschuss bedarf nur etwas Übung und geht dann fast automatisch. Die Notwendigkeit dazu wird sich nur in wenigen Fälle ergeben. Hierzu sind die Einsatzbereiche beider Läufe zu verschieden oder gar – etwa beim zweiten Schuss mit dem Flintenlaufgeschoss – von der Entfernung zu begrenzt. Also bleibt die Wahl eine Geschmackssache.

Tierstücke auf den Seitenplatten und englische Arabesken

Mit angenehmen Äußerlichkeiten geizt die SL II wiederum nicht. Neben einer insgesamt schlanken und eleganten Linienführung zählen hierzu ein Schnabelabschluss am Vorderschaft, Schweinsrücken und bayerische Backe am Hinterschaft sowie ansehnliches Nussbaumkernholz. Die Testwaffe in der Ausführung „Jagd“ glänzte zudem durch Gravuren, wie Tierstücke auf den Seitenplatten und englische Arabesken. Selbstverständlich keine Handgravuren, aber bei einem Preis von 2 460 Euro kann nicht mehr verlangt werden.

Eine griffige und gut geschnittene Fischhaut zeugt von solider Handwerkskunst, die sich ferner in den guten Übergängen von Holz zum Metall widerspiegelt. Wer mehr will, kann gegen entsprechenden Aufpreis mit den Modellen „Jena“, „Weimar“ und „Suhl“ Luxusausführungen mit entsprechenden Handgravuren, noch besserem Holz, oder Verschneidungen wählen. Für weniger halten die Modelle „Standard“ (mit kleiner Randstichgravur: 2 060 Euro) und „Premium“ (2 225 Euro) her.

Weitsicht ist das Gebot der Stunde

Nur 101 Zentimeter Länge und 3,7 Kilogramm Gewicht mit dem großen Zielfernrohr prädestinieren die Waffe für Ansitzjagd oder Pirsch – die SL II ist leicht, führig und liegt gut in der Hand. Ohne Zielfernrohr zeigt die Waage sogar nur 2 900 Gramm an. Wer da ein schweres Kaliber verschießen will, sollte auf den entsprechenden Rückstoß gefasst sein. Demzufolge ist Weitsicht das Gebot der Stunde, wenn aus der umfangreichen Kaliberpalette, die von der .22 Hornet bis zur 9,3×74 R reicht, die Wahl getroffen wird.

Auch wenn die Schussleistung dieser Waffe nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Serie ziehen lässt, wurde sie natürlich getestet. Einzelschussgruppe, Wärmeverhalten, Garbendeckung, Flintenlaufgeschoss-Treffpunktlage und schließlich das Zusammenschießen beider Läufe heißen die Disziplinen, in denen sich eine kombinierten Jagdwaffe messen muss. Die erste davon wurde in schneller Schussfolge von dem 8×57 IRS-Lauf auf 100 Meter mit der Note 3,7 – gemessen in Zentimetern, gemeistert. Das Warmschießverhalten der Waffe war gut, und es kam zu keiner Treffpunktlageveränderung durch die Wärmeausdehnung des freiliegenden Kugellaufes. Da schnalzten selbst die Beobachter auf dem Schießstand anerkennend mit der Zunge.

An die Grenze des Vertretbaren gestoßen

Ausgelegt für das Kaliber 20/76, passt in die SL II natürlich auch jede Patrone ab 65 Millimeter Hülsenlänge hinein. Der Schrotlauf mit einer Voll-Choke-Bohrung leistete dabei auf 25 Meter immer eine gleichmäßige Garbendeckung, ohne nachteilige Klümpchenbildung.

Das Brenneke-Flintenlaufgeschoss hat über das Zielfernrohr auf 50 Meter sieben Zentimeter Hochschuss, was jagdlich schon an die Grenze des Vertretbaren stößt. Hinzu kam auf diese Distanz eine Seitenabweichung nach rechts von etwa acht Zentimetern. Gerade wenn beim Schießen mit Flintenlaufgeschossen die Entfernung falsch geschätzt wird, kann die Treffpunktlage und Streuung schon in Zehn-Meter-Intervallen stark variieren. Auf 30 Meter war nämlich nur noch eine geringe Seitenabweichung zu beobachten. Das Zusammenschießen beider Läufe mit Kugel und Schrot ist ideal, und im Verhältnis zwischen Kugel und Brenneke wie oben dargelegt, noch vertretbar. Wohlgemerkt können die Ergebnisse mit einem anderen Flintenlaufgeschoss ganz anders ausfallen.

Ein Lob für die Abzüge: Bei beiden handelt es sich um selbstjustierbare, trockenstehende Direktabzüge, ohne die Möglichkeit, diese einzustechen. Ein Stecher ist bei Abzugsgewichten von 200 bis 500 Gramm für das vordere Züngel überflüssig. Am hinteren Abzug muss man je nach Einstellung zwischen 400 und 1 000 Gramm überwinden.

Höchstmaß an Sicherheit

Kein Glanz ohne Schatten. Bei dem Bergstutzen wurde seinerzeit in unserem Test die Oberflächenbeschichtung des Abzugsbügels bemängelt. Dem wurde aber abgeholfen, und die Vernickelung blieb während des mehrmonatigen Testzeitraumes ohne Beanstandung.

Ein knackendes Einrasten des Spannschiebers ist nach meinem Empfinden in der „Lautstärke“ eine gute akustische Kontrolle für das Spannen. Es fällt aber so leise aus, dass sich hieraus keine jagdlichen Nachteile ergeben; denn selbst Füchse auf kurze Entfernung wurden darauf nicht aufmerksam.

Etwas schnöde wirkt die Kunststoffschaftkappe, die mit normalen Kreuzschlitzschrauben befestigt ist. Ein wenig Gummi an der richtigen Stelle und ein Umfallen der Waffe wegen eines wegrutschenden Schaftes wäre kaum noch möglich. Ich meine, eine Sicherheits-Bockbüchsflinte sollte sich das Prädikat Sicherheit auch in diesem Punkte verdienen.

Unter dem Strich steckt bei der Merkel SL II in einem schlanken und schönem Körper ein robustes Arbeitstier mit einem Höchstmaß an Sicherheit. Für Ansitz oder Pirsch ist sie allemal eine Überlegung wert.

Rechts im Bild sieht man den Spalt zwischen freiliegendem Kugel- und Schrotlauf, der links neben der Vorderschaftsaufhängung durch eine Blende abgedeckt ist


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