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Verheddert und verschluckt

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Unarten des Damwildes und seine oft fatalen Folgen

Keine heimische Wildart verfängt sich so häufig in Stricken, Bändern, Drähten oder Geflecht wie das Damwild, und keine Wildart bekaut und verschluckt so gern Kunststoffteile. WuH berichtet regelmäßig von solchen Begebenheiten und ihren meist bösen Folgen und weist immer wieder darauf hin, möglichst keine Gefahren dieser Art in den Revieren zu dulden.

 

Dieser Knieper schleppte zunächst einen über 100 Meter langen E-Weidezaun-Draht hinter sich her bis er sich an einer Fichte verfing. Als man ihn fand, hatte er sich bei seinen Fluchtversuchen so fest an den Stamm gewickelt, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. So gelang es mühelos, ihn zu markieren und zu befreien. Drei Jahre später kam er etwa 15 Kilometer vom Markierungsort zur Strecke

Nicht in jedem Fall ist Unachtsamkeit oder Gedankenlosigkeit der Menschen Grund für entsetzliche Tragödien in freier Wildbahn. Manchmal sind es korrekt installierte Gatter- oder Weidezäune, die den jungen und mittelalten Damhirschen, man vermutet wegen ihres ausgeprägten Spieltriebes, zum Verhängnis werden. Welche Folgen dieses damwildtypische Verhalten haben kann, dokumentiert ein Beispiel aus einem Revier in Niedersachsen mit absolut nicht überhöhten Damwildbeständen. Gleich vier Hirsche wurden hier innerhalb weniger Wintermonate Opfer ihrer Eigenart, alles was im Gelände herumbaumelt „auf die Hörner zu nehmen“.

Ob es sich hierbei um eine so genannte Übersprungs-Handlung handelt, oder ob es sich einfach nur auf den übermäßigen Spieltrieb der jungen Damhirsche zurückzuführen ist, darüber streiten sich nicht nur die Gelehrten. Alte Schaufler neigen jedenfalls nicht oder nur selten zu solchen „pubertären“ Handlungen.

Eine weitere große Gefahr für das Damwild geht von in der Landschaft herumliegenden Kunststoffteilen aus. Damwild hat nämlich die fatale Angewohnheit, jede Plastiktüte oder Silage-Abdeckfolie, auch Schnüre, Stricke oder andere Dinge aus Kunststoff, die es erreichen kann, genüsslich zu bekauen und nicht selten zu verschlucken.

Wenn das unverdauliche Material aber erst einmal in den Pansen gelangt ist, wird das Wild es nicht mehr los. Die Folge: Es leidet und kümmert elend vor sich hin. Häufig wird Damwild erlegt, weil es einen kranken Eindruck macht , und erst später wird festgestellt, dass der Pansen bis zum Rand mit Kunstoff-gefüllt ist.

Ob diese auf die Dauer gesehen fast immer tödlich endende Neigung ebenfalls durch den damwildtypischen Spieltrieb ausgelöst wird, oder ob das unverdauliche Zeug wegen seiner Duftstoffe oder seines Geschmacks auf das Damwild eine ähnlich magische Anziehungskraft ausübt wie Auto-Schläuche auf Steinmarder, wird in Fachkreisen diskutiert. Eine plausible und verbindliche Erklärung wurde bis heute nicht gefunden.

Unglücks-Hirsch Nummer 1. Diesem Knieper konnte nicht mehr geholfen werden, er hatte sich mit einem langen Tau stranguliert. Die häufigen Stangenbrüche bei Damhirschen sind ein weiteres Zeichen für die arteigene Lust der jungen Hirsche am Herum-Rangeln

 

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