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Schaufeln, Sprossen, Leisten

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Altersansprache am Damhirschgeweih:
Wer sich mit Damwild intensiver beschäftigt, wird sehr schnell feststellen, dass es zu den interessantesten Wildarten gehört, die in unseren Revieren ihre Fährten ziehen. Das gerechte Ansprechen der Damhirsche ist viel schwieriger als beim Rothirsch und selbst für den erfahrenen Damwildjäger immer wieder eine große Herausforderung. Horst Rohleder gibt Tipps an praktischen Beispielen.

 

Ein reifer Schaufler vom 12. Kopf liegt zur Strecke. Die Stärke des Trägers, das dadurch fast dreieckig und kurz wirkende Haupt und die verkürzten Augsprossen stellen Alterskriterien dar

Von Horst Rohleder

Was gibt es für den passionierten Damwildjäger schöneres, als im bunten Herbstwald auf den Brunftschaufler zu pirschen oder im Schirm, still ansitzend, seine Damhirsche auf dem Brunftplatz anzusprechen. Es ist nicht zwingend nötig, vor Tau und Tag, wie bei der Rothirschjagd, draußen im Revier zu sein. Damwild ist meist tagaktiv, wenn auch die Aktivitätsschwerpunkte am frühen Morgen und abends liegen.

Auf guten Brunftplätzen tobt zur Hochbrunft (22. bis 28. Oktober) das Leben pur! Zu den etablierten Hirschen auf dem Brunftplatz kommen immer wieder neue Geweihte gewechselt, so dass ein stetes Kommen und Gehen herrscht! Anfang Oktober erscheinen einzelne Damhirsche auf dem Hauptbrunftplatz, schlagen ihre Brunftkuhlen und sitzen wie zur Probe darin. Danach verschwinden die Hirsche erst einmal wieder in irgendeiner Randabteilung. Aber auch hier sind sie aktiv und schlagen Markierungen in den Boden oder hinterlassen Duftmarken an herunterhängenden Zweigen. Das heißt, Damhirsche markieren in den ersten Tagen des Oktobers zuerst den Einstand, der in der Regel ganz in der Nähe des späteren Brunftplatzes liegt.

Zieht der Rothirsch in der „Hohen Zeit“ hinter dem Kahlwild her, wird der Damhirsch etwas später im Oktober seine Brunftkuhlen auf dem Brunftplatz aufsuchen und darin schreiend das Damkahlwild erwarten. Oft finden sich zu Beginn der Brunft nur Hirsche auf dem Brunftplatz. Nach und nach kommt das Kahlwild – so ist die Regel! Seit einigen Jahren beobachtet man allerdings in einigen Revieren Schleswig-Holsteins ein ähnliches Verhalten, wie es das Rotwild in der Brunft an den Tag legt. Aber in der Regel zieht beim Damwild das Tier zum Hirsch und nicht umgekehrt! Den alten Schaufler wird man oft vergeblich im Zentrum des Brunftplatzes suchen. Meist halten sich hier nur die besonders agilen, mittelalten Hirsche auf. Den alten oder auch den schon überalterten Hirsch wird man an der Peripherie des Hauptbrunftplatzes finden, oder er brunftet versteckt auf Nebenplätzen!

Wie schon erwähnt, ist das Ansprechen des Damhirsches viel schwieriger als das eines Rothirsches. Dabei spielen die Lichtverhältnisse eine große Rolle. Die Schaufeln prahlen mächtig, wenn der Geweihte voll in der Sonne steht. Seine Schaufeln erscheinen dann mächtiger als sie wirklich sind. Nur der erfahrene Damwildjäger lässt sich davon nicht täuschen und kann den Hirsch richtig einschätzen. Man muss das Geweih von allen Seiten sehen! Spitz von vorn sieht man von der Schaufel logischerweise nur sehr wenig, höchstens ihren Schrank. Von beiden Seiten breitstehend muss der Jäger den Hirsch gesehen haben, um seine Schaufelbildung genau anzusprechen. Zuerst sollte man sich allerdings voll auf den Körperbau konzentrieren – speziell auf Träger und Gesichtsausdruck. Ein kurzes, bulliges, von vorn fast dreieckig erscheinendes Haupt ist ein sicheres Alterszeichen.

Ganz anders verhält es sich natürlich in der Feistzeit. Da wirkt eben auch ein alter Hirsch noch nicht so bullig. Sein Träger ist zu der Zeit noch verhältnismäßig schlank. Dieses ändert sich allerdings zur Brunft hin. Natürlich kann man die einzelnen Stücke auch an ihrer individuellen Deckenzeichnung wiedererkennen. Hierzu muss man sich die Fleckenverteilung merken oder feststellen, ob ein so genannter Sattelfleck auf dem Ziemer vorhanden ist. Dieses individuelle Deckenmuster weist der Damhirsch über sein ganzes Leben hinweg auf. Will man sich auf dieses Ansprechmerkmal verlassen, ist es allerdings nötig, seine Hirsche zu fotografieren.

Etwas leichter geht es mit der allgemeinen Deckenfärbung. Es gibt dunkle und helle Typen. Ein dunkler Hirsch ist natürlich etwas leichter wiederzuerkennen. Aber was nützt es, wenn man mehrere dunkle Hirsche, womöglich noch vom gleichen Jahrgang, auf dem Brunftplatz stehen hat? Es ist deshalb von Vorteil, neben Jagdglas und Büchse immer ein Notizbuch mitzuführen, in dem die Geweihmerkmale skizziert werden. Hier ist auf die Stellung der Augsprossen besonderes Augenmerk zu richten! Sie können zwar von Jahr zu Jahr unterschiedlich lang ausfallen, ihre Stellung wird sich jedoch im Leben eines Hirsches in der Regel nicht verändern. Die Augsprossen können also zur Wiedererkennung eines Hirsches sehr wichtig sein. Die Schaufelbildung unterliegt von Jahr zu Jahr meist so großen Schwankungen, dass sie zur Identifizierung nicht herangezogen werden kann. Dafür besitzt aber das Damhirschgeweih, im Gegensatz zu den meisten Cervidenarten, spezielle Merkmale, die zur Altersbestimmung genutzt werden können.

Damhirsch vom ersten Kopf: Spießer. Keulenartige Verdickungen an den Spieß-Basen, starke Rosenstöcke. Die Spieße sind über Lauscher hoch. Schonen!

 


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