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Das Treiben beginnt. Hunde geben Laut, Schüsse fallen. Am Fuße des Drückjagdbockes hockt der junge Stöberhund mit auf gestellten Behängen und fiebert seiner Premiere entgegen. Eigentlich ideal, jetzt den Hund zu schnallen, damit er zeigen kann, was er gelernt hat. „Wer das macht, riskiert, dass der ge samte Lernerfolg gleich wieder über den Haufen geschmissen wird“, sagt Wachtelhundführer Alexander Busch. Deshalb schnallt er seine Hunde ungern in ihrem ersten Jahr auf größe ren Drückjagden: „Gerade in der ersten halben Stunde des Trei bens ist je nach Wilddichte überall Geläut zu hören, was für das selbstständige Stöbern nicht unbedingt vorteilhaft ist.“ Laut Busch neigt ein junger Hund dazu, sich diesem Laut anzu schließen oder zumindest zu schauen, was dort los ist. „Es gibt aber auch Stöberhunde, die bereits im Alter von zehn Monaten so gefestigt und selbstständig sind, dass dies weniger problematisch ist“, räumt Busch ein. Deshalb sollte jeder Führer seinen Hund genau beobachten und sich darauf einstellen, wie weit er entwi ckelt und in Sachen Ausbildung gereift ist. Ein großer Fehler liegt nach Buschs Einschätzung genau darin, dass manche Hunde führer zu früh zu viel von ihrem Vierläufer verlangen. „Führer, die mit zu viel Ungeduld vorgehen, sind an ihren hitzigen Hunden zu erkennen, die sich schnell zu sogenannten Horchern entwickeln“, sagt auch Brackenführer Jörg Lambert. Mit diesem Begriff bezeichnet er Vierläufer, die blindlings dem Laut anderer Hunde folgen, ohne eigene Suchaktivitäten zu entwickeln. „Ebenso kann es vorkommen, dass sich der Junghund einem anderen Schützen anschließt und von diesem gefüttert wird“, warnt Busch. Wenn man weiß, wie schnell Hunde lernen, rei chen eine oder zwei solcher Aktionen dafür aus, dass sich der Stöberhund diese Unart angewöhnt. Aus diesen Gründen bevor zugt der Wachtelmann im ersten Jahr möglichst kleinere Jagden gemeinsam mit dem jungen Hund. Dazu zählen Treiben, bei denen mit ein oder zwei weiteren Jägern Kulturgatter kontrol liert oder auch kleinere Dickungen abgestellt werden. In diesem Rahmen soll der junge Stöberer positive Beuteerlebnisse zusam men mit seinem Führer haben. Busch setzt den jungen Stöberer meist erst im zweiten Herbst auf größeren Bewegungsjagden ein, da seine Stöberanlagen bis dahin erst richtig gefestigt seien. „Auf gut organisierten Jagden ist die Jagdleitung über die Anwe senheit einzuarbeitender Junghunde informiert und wird die Stände entsprechend zuweisen“, sagt Förster Jörg Lambert. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil solche Stände erstens nicht direkt im Bereich von Straßen sein sollten, zweitens nicht gera de dort, wo mit dem stärksten Tumult zu rechnen ist. Straßen können eben nicht nur den unerfahrenen Hund in eine Gefahrenlage bringen, sondern auch dazu führen, dass der Hun deführer unter Umständen seinen Vierläufer einfangen bezie hungsweise holen muss, um ihn nicht unnötig zu gefährden“, räumt Busch ein. Denn: So sinnvoll Ortungsgeräte auch sind, es wäre absolut kontraproduktiv, dem Hund bereits bei seiner Bewegungsjagdpremiere nicht die Möglichkeit zu geben, in Ruhe selbstständig zu seinem Führer zurückzufinden. Auch der Zeitpunkt, wann der Hund zum Stöbern geschnallt wird, sollte bei der ersten Jagd bedacht werden. Nach Lamberts Auffassung sollte der Stöberer erst einmal eine geraume Zeit bei seinem Herrn am Stand verweilen, bis sich der erste Tumult der Fo to s: M ic ha el S ta dt fe ld Ortungsgeräte sind ein Muss. Dennoch sollte dem Stöberer Gelegenheit zum selbstständigen Zurückkommen gegeben werden. 57WILD UND HUND | EXKLUSIV | |
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