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Theorie der Vogelorientierung wankt

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Bisher glaubten Wissenschaftler, dass sich Zugvögel und Brieftauben mithilfe eisenhaltiger Zellen im Schnabel am Magnetfeld der Erde orientieren. Doch diese Sinneszellen haben offensichtlich andere Aufgaben.

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Eisenhaltige Zellen im Schnabel von Tauben dienen der Immunabwehr. Foto: Horst Niesters
Am Institut für Molekulare Pathologie in Wien untersuchte ein Forscherteam um David Keays bei Felsentauben (Columba livia) die im Schnabel lokalisierten eisenhaltigen Nervenzellen. Um sichtbar zu machen, wo genau diese Zellen liegen, wurden sie mit dem Reagenz „Berliner Blau“ angefärbt. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus: Die Anzahl der vermeintlichen Orientierungszellen ist zum einen im Oberschnabel sehr variabel, und außerdem kommen die Zellen auch noch in anderen Körperteilen vor. Die spezialisierten Zellen ballten sich – wie ein Zufall ergab – besonders um eine Infektionsstelle herum.
 
In weiteren Untersuchungen enttarnten die Forscher die blau gefärbten Zellen als dem Immunsystem zugehörige Fresszellen. Neben ihrer Funktion für die Krankheitsabwehr sollen sie aber auch den Eisenhaushalt der Vögel regulieren. Aufgrund ihrer Ergebnisse sehen die Forscher die Fähigkeit dieser Zellen, Reize weiterzuleiten und damit das Verhalten wie den Vogelzug steuern zu können, als widerlegt an.
 
Womit sich die Zugvögel jährlich auf der Route halten, ist weiterhin ein Rätsel. Das Forscherteam um Keays hofft, in weiteren Studien auch dieses zu knacken.
 
red.

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