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Visionen

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Sike_Boehm_09_2013
Nachdenklich streicht sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mir ist aufgefallen, dass auf der Hegeringversammlung niemand gelacht hat. Ich glaube, das möchte ich als erstes ändern“, sagt Marlene, frischgebackene Hegeringleiterin. Sie kräuselt die Stirn, schüttelt kurz den Kopf, wirft ihn in den Nacken und lacht: „Ach, ich hab so viele Ideen!“
Auf der vorangegangenen Hegeringversammlung wurde die 45-jährige Jägerin und Hundeführerin von Teckel „Nena“ und Terrier „Paul“ überraschend zur neuen Leiterin des Hegeringes Vulkaneifel gewählt. Einstimmig, wie sie stolz und glücklich berichtet. Marlene nippt an ihrem Sekt und plaudert von ihren Plänen. Sie möchte – gemeinsam mit ihrem Stellvertreter und Hunde-Obmann Michael – „ihren“ neuen Hegering von alten Zöpfen befreien, aber die Traditionen und das Brauchtum erhalten. Besonders die Jungjäger und die Vermittlung von ersten jagdlichen Schritten liegen ihr am Herzen. Der Nachwuchs soll die Möglichkeit bekommen, Nachsuchenführer zu begleiten, um zu erfahren, wie wichtig diese Arbeit für uns Jäger und nicht zuletzt für das Wild ist.
Marlene möchte die Frauen motivieren, sich mehr an den Aktivitäten zu beteiligen, weil „sie in der Öffentlichkeit positiver wahrgenommen“ würden. Überhaupt: Das Bild der Jägerschaft müsse froher und bunter rüberkommen. So energisch ihr die Worte aus dem Mund sprudeln, glaubt man ihr jedes einzelne davon. Und dass auf der nächsten Hegeringversammlung viel gelacht wird, erst recht.
Doch Visionen wirken sich nicht immer so positiv aus, wie sie angedacht wurden. Während in Deutschland der Wisent als Wildtier des Jahres 2014 im Rothaargebirge wieder Fuß fasst, hat man in Litauen damit schon 40 Jahre Erfahrung. Dort wurden damals Wisente ausgewildert. Doch nun muss man mit den Geistern, die man rief, umgehen. Die Wildrinder wurden unbedacht in Gegenden verbracht, in denen sich die besten Böden des Landes befinden. Sie sollen nun umgesiedelt werden, weil sie an Kulturflächen zu Schaden gehen.
Die Wisente sollen an anderer Stelle in Gatter gebracht werden, um dann nach einer Gewöhnungsphase wiederum freigelassen zu werden. Doch das ist gar nicht so einfach. Die imposanten Stücke müssen betäubt und in einer Transportkiste in ihr neues Domizil gebracht werden. Wie das litauische Umweltministerium diese Aufgabe bewältigen will, ist noch nicht völlig durchdacht. Lesen Sie ab Seite 52, dass die Vision, Großwild wieder anzusiedeln, alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellt.

 

 


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