Der Hamster als Schädling in der Niederjagd
Im Juni vorigen Jahres ging ich nachmittags 5 Uhr an einem Gerstenschlag entlang. Durch das feine Klagen eines Junghasen aufmerksam gemacht, eilte ich durch die heftigen Bewegungen der Halme die Stelle erkennend, hin und sah einen Hamster, der den noch immer klagenden Hasen wütend und fauchend hinter das linke Blatt „biss“ und auf diese Weise das Herz freigelegt hatte. Den linken Lungenflügel hatte der Hamster in dieser kurzen Zeit schon verzehrt bzw. in seine Backentaschen verstopft.
Ein Schlag mit einem Rehstock brachte dem argen Räuber ein schnelles Ende. Den Junghasen, der wohl acht Tage alt, nahm ich noch im Verenden auf, auch seine beiden Geschwister fand ich unweit der Überfallstelle, wo allem Anschein nach die alte Häsin gesetzt hatte. Den nächsten Hamsterbau entdeckte ich zur Ernte zirka 75 Meter von der Überfallstelle entfernt.
Einige Jahre vorher waren auf einem Kleeschlage von 32 Morgen die Rebhühner, zirka fünf Paare, die dort ihre Gelege hatten, gegen Abend immer so aufgeregt, daß ich Katzen dort vermutete, sah aber auch nicht eine einzige und konnte mir die Unruhe der Hühner nicht erklären. Nach Abnahme des Klees fand ich fünf zerstörte Gelege, deren Eier zum größten Teile aufgebissen und verzehrt waren.
An zwei Abenden schoss ich mit 6 mm-Tesching 32 bzw. 20 Stück Hamster. Auf dem Kleestück war nicht ein einziges Gelege ausgekommen; dies hatte ich den Hamstern zu verdanken, die dann auch ihre gerechte Strafe erhielten.
Wolferode, Otto Vogt in WILD UND HUND Ausgabe 4/1912