AUS DEM WUH-TESTREVIER
Jedes Jahr derselbe Zirkus: Kaum auf der Kanzel angelangt, zeigen die kleinen Insekten
dem großen Jäger, wer Herr im Haus ist. Wir haben einiges probiert, um den Spieß
herumzudrehen. Aber was hilft wirklich?
Peter Schmitt
Ob man es nun nachvollziehen kann oder nicht: Wespen stehen unter Naturschutz. Das heißt – auch für den Jäger –, Wespen oder deren Nester zu entfernen oder zu vernichten, ist verboten. Nur in besonders dringlichen oder gefährlichen Fällen erteilt die Untere Naturschutzbehörde auf Antrag eine Sondergenehmigung. In der Regel aber nur dem, der einen entsprechenden Sachkundenachweis vorlegen kann. Das heißt:
1. Wird es kaum eine Ausnahmegenehmigung geben, um ein Wespennest aus einem Hochsitz zu entfernen.
2. Wer würde in so einem Fall Geld für den professionellen Schädlingsbekämpfer ausgeben? Legal ist durch die Methode „Abriss“ also nichts zu machen. Somit bleiben zwei weitere Optionen: Einerseits die Insekten zu vertreiben, ohne ihnen einen Fühler zu krümmen, andererseits sie erfolgreich vom Inneren der Kanzel fernzuhalten, damit sie dort erst überhaupt kein Nest bauen können. Was das Vertreiben beziehungsweise das Ansiedeln-Verhindern über Geruch und Optik angeht, sind so ziemlich alle Methoden für die Kanzel ungeeignet. Alte Hausmittel, wie Kaffeepulver oder Zitrusfrüchte gespickt mit Nelken, haben sich auf Dauer als nutzlos erwiesen. Auch dass große, braune Papiertüten, die als Nestimitat aufgehängt werden, Wespen vom Neubau abhalten, ist nichts als ein Internet-Mythos. Besonders Augen öffnend war der Versuch, die aggressiven Brummer mit speziellen Mitteln abzuhalten oder zu verscheuchen. So versahen wir vergangenes Jahr sämtliche Kanzeln mit „Wespen-Frey“ von Hagopur. Manche Hochsitze waren bereits befallen, manche nicht. Das Ergebnis: mindestens ein, eher mehrere Nester in so ziemlich jeder Kanzel, in die die Insekten eindringen konnten. Ein Volk baute seine Behausung sogar direkt in die Dose, die noch halb mit der Abwehrpaste aus ätherischen Ölen gefüllt war. Fazit: alles Reinfall.
Anders, wenn man es schafft, alle Einflug- und Schlupflöcher der Wespen zu verschließen. Denn kommen die Biester nicht in das Innere der Kanzel, können sie darin auch kein Nest bauen. Klingt banal, ist aber gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Der Durchmessereiner Wespe ist eben nicht sonderlich groß. Das Hauptproblem bilden die Schlitze um Fenster und Türen. Beseitigen lassen die sich – falls passgenau gearbeitet – mit überstehenden Leisten, die am Rand der Außenseiten der Fensterklappen angebracht werden. So bietet sich kein Freiraum, sobald die Kanzel unbesetzt ist und die Luken geschlossen sind. Alternativ funktionieren auch Kunststofflippen, falls nicht ganz passig gearbeitet wurde. An der Unter-und Oberseite der Tür lassen sich von innen flache Leisten anbringen. So kann die Pforte mit Spiel immer leicht geöffnet werden, durch den Schlitz kommt trotzdem keine Wespe. Anschließend müssen die Wände auf Einflugmöglichkeiten gecheckt werden. Bei geschlossenen Kanzeln treten die vor allem an Astlöchern in Brettern oder bei Beschädigungen auf. Hier hilft Bauschaum oder Silikon. Auch Teppichauskleidung kann helfen. Die muss aber direkt am Korpus angebracht werden, sodass sich die Insekten nicht dahinter einnisten können.
All diese Maßnahmen bringen natürlich nur etwas, wenn sie vorgenommen wurden, bevor sich die Untermieter angesiedelt haben. Sollte man zu spät dran sein, kann noch ein Trick helfen: Wespen suchen die Kanzeln wegen des dunklen, ruhigen Rückzugsortes auf. Öffnet man nun vorsichtig – am besten früh morgens, wenn die Wespen noch inaktiv sind – alle Kanzelfenster sowie die Tür und lässt den Sitz einige Tage so stehen, kann es sein, dass die Zugluft und das Licht die Insekten zum Umzug bewegt. Meist hilft dieser Trick aber nur, wenn der Nestbau noch nicht weit fortgeschritten ist.