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Auf dem falschen Gleis

1998

Hubert Aiwanger
Der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger (links), im Gespräch mit WILD UND HUND-Chefredakteur Heiko Hornung (rechts) (Foto: red)

WILD UND HUND sprach auf der Messe Jagd & Hund in Dortmund mit dem Bundesvorsitzenden der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, über Jagdpolitik.

WILD UND HUND: Sie haben sich sehr früh gegen eine EU-Waffenrichtlinie ausgesprochen. Ist das ein Thema, mit dem die Freien Wähler punkten können?
Aiwanger: Ich bin überzeugt, dass es falsch ist, dass man nach Paris an die legalen Waffenbesitzer nach dem Motto rangeht: An die anderen komm ich nicht ran, jetzt kühle ich mein Mütchen an denen, die ich greifen kann. Damit beweist man nur Aktionismus. Legale Waffenbesitzer stehen auf der Seite der demokratischen Gesellschaft, weil sie die Gesellschaft auch über das Ehrenamt in Schützen- und Jägervereinigungen stützen.
 
WILD UND HUND: Wie sehen Sie die jagdpolitische Lage insgesamt in Deutschland?
Aiwanger: Die Jagdpolitik in Deutschland ist auf dem falschen Gleis. Mir gefällt schon nicht, dass in den einzelnen Ländern Jagdgesetze zu ideologischen Spielwiesen für die jeweilige Landesregierung geworden sind. Die eine nimmt munter Tierarten aus dem Jagdrecht, die andere verbietet Jagdmethoden wie die Fallenjagd. Vor allem bei rot-grünen Regierungen vermisse ich Fachlichkeit. Hier geht es nur darum, gewisse Klientele zu befriedigen. Das ist mir eine große Sorge. Diese Angriffe zielen ja nur vordergründig auf den Jäger und treffen vor allem die Grundeigentümer, die in ihrem Jagdrecht und Jagdwert beschnitten werden. Das ist eine Politik gegen das Eigentum, und dagegen müssen sich alle klar denkenden Menschen in der Mitte der Gesellschaft verwahren.
 
WILD UND HUND: Glauben Sie, dass in Deutschland angekommen ist, dass hier eine eigentums- und freiheitsfeindliche Politik betrieben wird?
Aiwanger: Bei den meisten noch nicht. Da steht immer noch der Tierschutz ganz oben und dass Jagd nicht mehr zeitgemäß ist. Aber ich bin der Überzeugung, dass es besser ist, Tierarten zunächst im Jagdrecht zu lassen oder dort aufzunehmen, weil damit eine Zuständigkeit verbunden ist, die auch Verantwortung mit sich bringt. Und wir haben an vielen Beispielen gesehen, dass Tierarten im Jagdrecht besser aufgehoben waren, als im Naturschutz.
 
WILD UND HUND: Früher war das ein klassisches Unionsthema. Jetzt werben viele rechte Parteien um die Jäger. Wo heben sich die Freien Wähler ab?
Aiwanger: Die Freien Wähler sind eine bodenständige Kraft. Wir schielen nicht danach, wo wir mehr Wähler gewinnen oder verlieren. Wir wollen eine politische Kraft der Vernunft sein. Ich werfe der Union vor, dass sie bei Koalitionen mit den Grünen bewiesen haben, dass sie den Grünen die Jagd und Jäger als Spielwiese lassen. Die Union ist dabei, traditionelle Wähler aus Kalkül aufzugeben. Wir müssen aber genau diese Leute hegen und pflegen, weil wir damit den Kern unserer Gesellschaft aufgeben.
 
WILD UND HUND: Haben die großen Parteien den ländlichen Raum aufgegeben?
Aiwanger: Das sehe ich in größtem Maße. Wer sich so verhält, der sägt an den Stützen der Gesellschaft und der Kultur.
 
WILD UND HUND: Wie sieht es mit den bundespolitischen Zielen Ihrer Partei aus? Ländliche Themen machen dort keine Mehrheiten, oder?
Aiwanger: Ich gebe zu, das ist ein harter Weg. Wir arbeiten uns mit diesen Themen und unseren Ideen jetzt auch in den Landtagswahlkämpfen, beispielsweise in Rheinland-Pfalz, durch. Ich betrachte es als Ehre, dass ich als Redner dort mit Jagdhornbläsern empfangen worden bin. Wir versuchen Bauern, Winzer, Grundeigentümer, Jäger und Schützen für uns zu gewinnen und ihnen zu sagen: Wir sind ein verlässlicher Partner. Wir sind in dieser Szene gut vernetzt. Und ich sehe in einer vernünftigen Politik für den ländlichen Raum und den Mittelstand einen Grundpfeiler auch unserer bundespolitischen Arbeit.


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