ANZEIGE

WILD UND HUND: Jagdpraxis Allgemein

1329


Immer eine offene Tür

Meine Nummer eins im WuH-Testrevier ist die so genannte Lange Linie. Die Kanzel steht im Feldteil des Revieres, zu dem ein weitläufiges Grabensystem und ein langer Hang gehören. Der Name „Lange Linie“ rührt wohl von diesem dichtbewachsenen Hang her, der sich im rechten Winkel vor der Kanzel auf über 200 Metern Länge erstreckt. Er ist immer wieder für Überaschungen gut. Direkt vor der Kanzel ist ein gutbefahrener Dachsbau im Hang, und vor allem Reineke zieht auf seinen Beutezügen von dort immer wieder ins Feld.

Der Sitz ist eine mit Filz ausgelegte Sauerland-Panorama-Kanzel in kleiner Ausführung mit Balustrade und Geländer an der Türseite.

Um das Grünland vor der Langen Linie einsehen zu können, muss man immer mit offener Tür sitzen – irgend ein bauwütiger „Hochsitzexperte“ hat den Sitz falschherum aufstellen lassen. Wenn man nach rechts schießen will, sollte man immer daran denken, dass der Handlauf im Weg sein könnte. Und genau das hätte ich fast vergessen, als ich meinen stärksten Bock erlegen wollte.

Der zog im ersten Licht halbspitz auf den Sitz zu. Ich musste durch die offene Tür mitziehen, damit er nicht in meinen Wind kommen würde. Als er auf etwa 40 Meter heran war, wollte ich gerade abdrücken. Da fiel mir siedendheiß ein, dass das Geländer der Flugbahn des Geschosses ungeahnte Höhenflüge bescheren oder der Bock durch den zu erwartenden Splitterregen aus Holz zur Strecke kommen könnte. Also peilte ich schnell an der Waffe vorbei. Die Mündung – und in deren Verlängerung der Bock – befand sich noch oberhalb der Brüstung. Sekunden später war der Schuss heraus, und ich hatte meinen stärksten Bock gestreckt.

Arndt Bünting


ANZEIGE
Aboangebot