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Augentest 3

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Wenn das „falsche“ Auge zielt, geht der Schuss am Ziel vorbei.
Wie entsteht die seitliche Abweichung der TPL?

 

Von Heinz Oppermann

Je größer die Zielentfernung ist, desto offensichtlicher wird die TPL-Abweichung bei einer Fehlsichtigkeit. Die Entfernung zum Ziel im Bildbeispiel liegt bei geschätzten 150 Metern und entspricht somit keiner jagdlich relevanten Schrotschussentfernung. Dennoch veranschaulicht das Bild die enorme Auswirkung eines Fehlschusses, dessen einzige Ursache die Fehlsichtigkeit des Schützen ist. Kann der von der Fehlsichtigkeit betroffene Schütze sein „verkehrtes“ Auge nicht schließen, oder ist die Sehschärfe seines normalen Zielauges zu schwach, so sollte er nicht die Anschlagseite wechseln, sondern sich für einen orthopädischen Schaft entscheiden.

Wenn auf Grund einer Fehlsichtigkeit bei einem rechts anschlagenden Schützen an Stelle seines rechten Auges das linke Auge dominiert, so übernimmt dieses beim beidäugigen Zielen auch die Führungsaufgabe, die im Normalfall dem rechten Auge zukommt. Durch die seitliche Position des linken Auges, die sich aus dem Augenabstand ergibt, blickt es in diagonaler Richtung aus einer leicht erhöhten Position über die Mündung zum Ziel, in unserem Bildbeispiel auf den Baum. Die vom rechten Auge aus ausgerichtete Laufachse (rote Linie) hingegen zeigt links neben dem anvisierten Baum, wo auch die TPL des Schusses (roter Stern) liegen würde.

Die horizontale (S) sowohl als auch die vertikale (H) Abweichung der TPL vom anvisierten Zielpunkt ist von der Drehung und Neigung des Kopfes zur Visierachse der Flinte hin abhängig. Da aber die Drehbewegung des Kopfes zur Anschlagseite hin größer ist als seine Neigung, ist auch die seitliche Abweichung der Treffpunktlage vom Zielpunkt wesentlich größer. Als mittleren Wert der seitlichen Abweichung kann man zehn Prozent von der Schussdistanz zu Grunde legen: Bei einer Schussdistanz von 25 Metern ist das eine seitliche Abweichung der TPL von 2,50 Metern (siehe Rechenbeispiel im Kasten). Auf die geschätzte Entfernung von 150 Metern bis zum Baum ergäbe das eine Abweichung nach links von 15 Metern. Die Höhenabweichung der TPL spielt bei dieser signifikanten Dimension der seitlichen Abweichung nur noch eine untergeordnete Rolle.

Im nachstehenden Berechnungsbeispiel zur Ermittlung der Seitenabweichung werden eine Gesamtvisierlinie vom Zielauge bis zur Mündung von 80 Zentimetern, ein Augenabstand von acht Zentimetern und eine Schussdistanz von 25 Metern zu Grunde gelegt. Danach ergibt sich die Formel:

25 000 mm x 80 mm / 800 mm = 2 500 mm = 2,50 m

 


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