ANZEIGE

PATRONEN-PORTRÄT .22-250 Rem.

55616

Rasante Amerikanerin
Seit 32 Jahren führt Wolfram Osgyan die .22-250 Rem. und hat in diesem Zeitraum mit ihr 1141 Rehe erlegt. Jede Erlegung hat er penibel festgehalten. Hier sein Erfahrungsbericht.

Foto: Michael Stadtfeld, Wolfram Osgyan

1.Mai 2012, 18.30 Uhr. Wie aus dem Nichts steht er plötzlich in der Wiese, der schwache Knopfer. Bis ich mein Gewehr in den Liegendanschlag gebracht habe, ist er wieder verschwunden. Vorsichtig pirsche ich mich an die Leiter, klettere die Sprossen hoch und richte mich für den Abendansitz ein. Eine halbe Stunde später erhebt sich der geringe Jährling wieder, um im Knall in sein 72 Meter entferntes Lager zurückzusinken. Knapp hinter dem Blatt hatte ich angehalten, und dort sollte auch die Kugel sitzen. Ich warte
auf das Erscheinen des Starken, den ich über vier Jahre wie meinen Augapfel gehütet habe. Der lässt sich bitten. Reh um Reh wechselt an, und nachdem bereits acht Geißen, Schmalrehe und Jährlinge auf der Wiese äsen, ohne vom gestreckten Artgenossen Notiz zu nehmen, beschleunigt sich der Puls mit jedem weiteren Ankömmling. Als er die Bühne betritt, trennen ihn 153 Meter von der Laufmündung. Noch steht er spitz, doch in die
Jährlinge kommt bereits Bewegung. Der Rotpunkt wandert auf den Stich, der Schuss bricht, der Bock fällt. Nun habe ich Muße, hole zuerst den Knopfer, dann den Wunschkandidaten und sinniere über die Schusswirkung. Bei dem mickrigen Böckchen dürfte nach aller Erfahrung der reine Kammerschuss nichts Größeres zerstört haben. Beim anderen werde ich wohl Abzüge vom Aufkäufer akzeptieren müssen. Voll auf den Stich, lässt nämlich die .22-250 Rem. nicht unbedingt unbeschädigte Muskelmasse im Blattbereich erwarten. Vom Abnehmer kriege ich jedoch ein Lob. Beide Stücke sind voll verwertbar.Man lernt eben auch nach über 1100 Abschüssen mit einer speziellen
Rehwildpatrone immer noch dazu. Knapp 32 Jahre zuvor war die Anspannung fast noch größer. Eine neue Steyr-Mannlicher mit dem neuen Kaliber .22.250 wollte erprobt werden. Da kam mir eine nichtführende, schwache Geiß (aufgebrochen 13.5 kg) gerade recht. Auf
50 Meter erhielt sie das 55 Grain „Power-Lokt“ von Remington hinter das Blatt und
überschlug sich nach 30 Metern Flucht. Beim Aufbrechen waberte mir gestockter Schweiß entgegen, und beim Zerwirken offenbarte sich die ganze Bescherung: ein gähnendes Ausschussloch, beidseitig brombeerfarbene Wände mit schaumigem Gelatineüberzug sowie gesulzte Blätter.

Der nächste Ansitz bescherte mir andernorts eine Kitzdublette. Das erste Geißkitz blieb mit Kammertreffer auf 60 Meter im Feuer, seine Schwester quittierte den Kammer/Blattschuss mit 20 Metern Flucht. Wenn mir jemand vorher erzählt hätte, dass man zweimal 8,5 kg Wildbret mit jeweils einer 3,5 Gramm-Kugel derart entwerten
kann, hätte ich ihn als Assistent Münchhausens weiterempfohlen. So läuteten die drei Schwalben keinen Sommer, sondern die Eiszeit für das „Power-Lokt“ ein. Da ich über eineinhalb Jahrzehnte Erfahrungen mit anderen Rehwildpatronen sammeln konnte und frühzeitig begonnen hatte, jeden Abschuss zu protokollieren, siedelte meine Frustrationstoleranz niedrig. Von nun an betraten Remingtons 55 Grain „pointed soft point“ und Normas zwei Grains leichteres Teilmantel die jagdliche Bühne – mit respektablem
Erfolg, was die Wirkung angeht und gleichzeitig akzeptabler Wildbretentwertung. Dennoch begleiteten gemischte Gefühle die Bilanz der ersten Halbsaison mit der .22-250. Nach Kontrollschüssen auf 100 Meter und vorangehendem Studium ballistischer Tabellen hatte ich sogleich einen Schuhkarton auf geschätzte 300 Meter aufgestellt und erfolglos beschossen. Als schön geschrieben entpuppte sich nämlich der ausgewiesene Geschossabfall von 19 Zentimetern auf 300 Meter. Erst beim doppelten Drüberhalten
fand letztlich die Kugel ins Ziel. Außerdem war die Büchse zu leicht und ihr Lauf zu dünn, um das Potenzial der Patrone auszureizen. Zwei Jahre zuvor hatte ein holländischer
Jagdgast mit seiner starkwandigen Winchester und der uns völlig unbekannten .22-250 neue Standards der Präzision definiert. Er zirkelte auf 100 Meter Schuss um Schuss in das berühmte Markstück. Die Waffe ruhte wie ein Baumstamm auf der Unterlage, vermittelte nicht den Hauch eines Rückstoßes und befähigte über den Schuss hinaus im Ziel zu bleiben. So wie sie schoss, sollte die .22-250 den Aussagen zufolge auch wirken: perfekt!
Ursprünglich war die .22-250 (5,6 x 48,56) eine „Wildcat“ auf der Basis der .250 Savage, gedacht als Varmint-Patrone für Ultra-Weitschüsse auf alle Arten zu Schaden gehender amerikanischer Nager sowie Koyoten. 1965 wurde sie schließlich von Remington fabrikmäßig laboriert, daher auch die Bezeichnung Remington, und avancierte rasch zum Star unter den .22ern. Heute führen sie alle amerikanischen Hersteller, dazu Norma, Sako und Sellier&Bellot im Programm. Übereinstimmend weisen die ballistischen Tabellen Mündungsgeschwindigkeiten für 53 beziehungsweise 55 Grains schwere Projektile um die 1130 m/s aus laufabhängig durchaus realistische Werte, wie Messungen belegten. Die auf dieser Basis errechnete E beträgt 1 642 Joule und die E immer noch 1 138 Joule. An
Reserven mangelte es demnach nicht. Noch mehr Power bringen die 5,6×61 SE vom Hofe und die 5,6×57 ins Ziel. Mangels Nachfrage und fehlenden Angebots genießen sie fast Artenschutz, und die .220 Swift fasste zumindest bei uns nicht Fuß.

1981 sah ich mich am Ziel aller Wünsche: eine Remington „700 Varmint special“
mit schwerem Matchlauf (Mündungswandung 8 mm), getuntem „Canjar-Trigger“, Abzugswiderstand unter 200 Gramm sowie einem Schmidt & Bender 2,5 – 10 x 56, Absehen vier. Letzteres ließ ich mir vom Hersteller mit einem feinstmöglichen Fadenkreuz in der Absehensmitte bestücken, denn (Serien-) Deckmaße von drei Zentimetern mehr sind für Präzisionsschüsse eher hemmend als förderlich. Nachdem ich einmal damit ein Fünfer-Schussbild mit acht Millimetern Durchmesser erzielen konnte, war mein Appetit auf weniger gestillt. Etwas mehr durfte es schon sein. Und solange die Streukreisdurchmesser die drei Zentimeter nicht merklich überschreiten, reicht die Präzision jagdlich allemal und überall.
Wir müssen die Kugel nicht in der Pupille des Karnickels unterbringen. Selbst fünf Zentimeter Streukreis bedeuten kein Handicap, wenn der Schütze in der Lage ist auf 200 Meter den berühmten Bierdeckel zu löchern. Letztlich ist es nicht entscheidend, was die Büchse unter optimalen Bedingungen zufällig geleistet hat, sondern was der Schütze von Fall zu Fall damit herausholt.

Die ersten 17 mit der „Varmint“ erlegten Rehe lagen auf Entfernungen zwischen 40 und 180 Metern im Knall. Neun davon wiesen einen reinen Kammertreffer ohne Beschädigung der Blätter auf. Bei den ersten acht waren die Ausschusslöcher wenig mehr als daumendick, die Hämatome wiederum nicht zu übersehen, aber nicht wertmindernd. Der sulzige Belag im Ausmaß von einer bis zwei Handflächen ließ sich nämlich von den
Rippen kratzen. Das neunte Stück, ein Jährling, stellte dagegen alle vorherigen Erkenntnisse auf den Kopf. Angepirscht und auf 50 Meter ziehend beschossen, saß zwar die Kugel perfekt, doch, aus welchen Gründen auch immer, war das Zwerchfell gesprengt
und eine Mischung aus Schweiß sowie grünem Panseninhalt füllte Leibeshöhle und Brustraum. Das 18. Stück, ein Schmalreh, sprang auf den Schuss aus 100 Metern wie gesund ab und flüchtete in den Wald. Lungenschweiß in der 60 Meter langen Wundfährte
führte mich zum Stück. Wiederum ein reiner Kammertreffer. Wären nun die beiden zuletzt geschilderten Fälle zufälligerweise zu Beginn der Erprobung eingetreten, hätte das sicher
Konsequenzen gezeitigt. So überwog der positive Eindruck. Und er hielt an. Die Zwischenbilanz nach einer höheren dreistelligen Anzahl von Abschüssen rechtfertigte die Wahl der .22-250 als ideale Rehwildpatrone für meine Revierverhältnisse mit Schussentfernungen vom Nahbereich bis jenseits der 200-Meter-Marke. Weitaus die meisten Stücke erhielten Kammertreffer. Als solche seien die definiert, bei denen der Einschuss hinter dem Blatt sitzt. Kratzt der Ausschuss das Blatt, wird er trotzdem als Kammertreffer gewertet. Schrägschüsse mit Eintritt im Kammerbereich und Schusskanal in die Leber fallen dagegen ebenso wie reine Lebertreffer unter die Rubrik „Leberschüsse“. Zu den Blattschüssen rechne ich die, bei denen entweder der Einschuss auf dem Blatt sitzt oder beide Blätter getroffen sind. Reine Herztreffer werden separat gewertet und „Hochblattschüsse“ fallen unter die Rubrik „Rücken“, sofern die Wirbelsäule tangiert wurde. Der Begriff „Träger“ schließt die gesamte Halswirbelsäule vom Ansatz bis zum Atlas ein, „Brustkern“ beinhaltet den Bereich des Brustbeins vor dem Blatt, „Stich“ den mittig frontalen Bereich des Rumpfes unterhalb der Halswirbelsäule bis zum Brustbein. Die Trefferverteilung wiederum hat viele Ursachen. Bei vertraut äsenden Stücken wird normalerweise immer der reine Kammertreffer angestrebt, im Bereich zwischen 30 und 60 Metern wurde auch das Gros der Trägerschüsse angetragen. Ich will an dieser Stelle keine Diskussion über Sinn und Unsinn von Trägerschüssen entfachen. Ich selbst wähle diesen Haltepunkt zunehmend seltener. Ich will niemanden animieren oder davon abhalten. Persönlich habe ich kein Stück Rehwild durch Trägerschuss verloren. Die wenigen gefehlten zeigten nach dem Schuss durch ihr Verhalten (Unsicherheit, verzögert einsetzende Flucht mit hohen Sprüngen, Verhoffen) den Fehlschuss an. Manchmal blieb sogar die Zeit zum Nachschießen. Wer den Trägerschuss anstrebt, sollte innerlich abolut ruhig sein und kontrolliert abziehen, ansonsten verbietet sich der Haltepunkt auf der Halswirbelsäule.

Herztreffer strebe ich nicht an. Das Herz sitzt nämlich tief im Wildkörper, sodass nach unten hin, insbesondere bei Schüssen von hohen Leitern, nicht mehr viel tödliche Trefferzone bleibt. Hochblattschüsse, Rücken-, Leber- und Pansentreffer oder solche auf den Brustkern fallen situationsbedingt an und entstehen unbeabsichtigt. Unterschiedliche Treffersitze haben mannigfache Ursachen. Bei der Jagd auf Trophäenträger beispielsweise in der Blattzeit schießt man schon eher mal auf das Blatt oder den Stich. Bei der herbstlichen Jagd auf Geißen und Kitze, bei der auch die Möglichkeit auf Dubletten oder gar Tripletten gegeben ist, erzwingen die Umstände den passenden Haltepunkt. In der Dämmerung lässt sich nicht mehr bestimmen, ob das Stück absolut breit oder ein wenig schräg steht. Weitschüsse bergen immer das Risiko, dass die Kugel ein wenig vom Haltepunkt abweicht. Bewegungen des Wildes im Schuss, häufiger jedoch des Schützen, bewirken ein Übriges. Hauptursache für Fehlschüsse sehe ich in der falschen Einschätzung
der Entfernung, Hast, unzureichender Waffenstabilisierung und unkontrolliertem Abziehen. Solange man das erkennt und das Zusammenspiel von Waffe und Schützen auf dem Schießstand umgehend überprüft, bleiben Ausnahmen das, was sie sind.
Ab 1993 musste die geliebte Remington einer „R 93“ mit dickem Matchlauf weichen. Primär waren es die Sicherheit durch die Handspannung der Blaser und die Optionen der Sattelmontage, die mich zu diesem Schritt veranlassten. Der Preis wiederum bestand in einem Abzug, der mich wegen seiner Charakteristik nicht hundertprozentig befriedigte und Nachbesserungen forderte. Gleichzeitig stellte ich auf Federal-Munition um. Die „R 93“ ließ sich nämlich nur mit der Federal verriegeln. Bange Fragen stellten sich nun: Würde die neue Laborierung ähnlich gut wirken wie die bisher verwendete und wie würden die Hämatome ausfallen? Als Direktvermarkter und geschätzter Lieferant konnte und wollte ich es mir nicht leisten, Zeit in wildbretchirurgische Nacharbeit zu investieren oder Abzüge zu akzeptieren.

.22-250 Rem.

Hinsichtlich der Fluchtstrecken blieb es mit der Federal-Munition in etwa beim Gewohnten, bezüglich der Hämatome wurde es eher noch besser. Allerdings erweckt
die Auswertung der Daten schon den Anschein, als gäbe es bei den unterschiedlichen
Losen geringfügige Unterschiede, zumal, wenn typ- und gewichtsgleiche Geschosse verschiedener Hersteller laboriert wurden. In der Regel orderte ich Einheiten bis 300 Patronen. Damit wurden selbstredend auch Raubwild und Raubzeug bejagt und auch häufig auf die Scheibe geschossen. Selbst beim Kugeldrilling wählte ich als kleine Kugel die .22-250 Rem. Als die Einschießmunition von Norma verbraucht war, suchte ich mein Heil mit der Federal und zog keine Niete. Die Patrone erfüllt aus der Kombinierten ihren Zweck,
doch reicht sie hinsichtlich der Präzision nicht an die Spezialistinnen unter den Mehrladern heran. Mit dem 65 Zentimeter langen, kannelierten Matchlauf für die „R 93“, die den dicken runden ersetzte, habe ich einen gefunden, der die Teilmantellaborierungen von Federal, Norma und Sako gleichermaßen verdaut und keine Haltepunktveränderungen fordert.
Bestückt mit dem 6-24 x72fachen Zielfernglas von Zeiss und aufgewertet mit einem
Matchabzug von Atzl spielt diese „R 93“ im Kaliber .22-250 mittlerweile in einer eigenen Liga: Je feiner das Absehen, desto exakter kann man zielen. Je größer sich das Ziel abbildet, desto präziser erscheint der Haltepunkt. Gleichzeitig schrumpfen aber auch Sehfeld und verstärken sich Vibrationen. Doch entsprechend stabilisiert macht es keinen Unterschied, ob 12- oder 24fach vergrößert visiert wird. Bis 220 Meter kann man Fleck
halten und dort sitzen auch die Kugeln, wenn die Waffe ausreichend stabilisiert ist und der Wind keinen negativen Einfluss ausübt. An dieser Stelle erlaube ich mir noch eine Anmerkung. In meinen jagdlichen Anfangsjahren suchten und fanden wir den Erfolg mit zweieinhalbfacher, maximal vierfacher Vergrößerung. Es gab mehr Wild und zu Ansitzzeiten keinerlei Beunruhigung, damit häufigeren Anblick und mehr Möglichkeiten. Schüsse über 100 Meter fielen demnach nur sporadisch an. Inzwischen sind die Wildbestände abgesenkt, der Publikumsdruck groß und das Wild unstet. Um einigermaßen erfolgreich zu bleiben, wollen die geringeren Chancen genützt sein. Wer nun befähigt ist, auch auf größere Distanzen eine sichere Kugel anzutragen, jagt erfolgreicher. Um ein einigermaßen fundiertes Urteil über eine Laborierung in einem bestimmten Kaliber abgeben zu können, bedarf es vieler Erlegungen und exakter Aufzeichnungen. Zu leicht trügen nämlich
die Erinnerungen, zu gerne verliert man sich in einem Pauschalurteil. Fakt bleibt, dass weder Gelatinebeschüsse noch andere Zielmedien die Praxis ersetzen können, dass zehn oder 20 Abschüsse, von denen weder Treffersitz noch Entfernung, geschweige
denn der Vertrautheitsgrad des Wildes bei der Schussabgabe berücksichtigt sind, keine seriösen Aussagen über die Praxistauglichkeit einer Laborierung erlauben. Messen lassen
sich Geschwindigkeiten, Flugbahnkurven, Durchschlagskraft, Streukreise Fluchtstrecken und Schussentfernungen. Was letztlich Wirkung und Hämatombildung verursacht, unterliegt keiner Gesetzmäßigkeit. Man kann nur die Ergebnisse konstatieren und Vermutungen anstellen. Ist es die Zielgeschwindigkeit? Wohl eher nicht. Ein ungewollter Doppeltreffer bei zwei Kitzen, jeweils 10 Kilogramm schwer, bei dem der Sprung vertraut war, und der Zufall bei beiden Stücken die Kugel von der gleichen Seite hinter das Blatt lenkte, führte nämlich zu einem überraschenden Ergebnis: Das beschossene Kitz lag im Feuer. Nach dem Zerwirken fanden sich so gut wie keine Blutergüsse. Beim zweiten Stück betrug die Fluchtstrecke 20 Meter und beidseitig machten hand flächengroße Einblutungen auf sich aufmerksam. Soviel dürfte klar sein: Die Zielgeschwindigkeit beim zweiten Kitz muss deutlich geringer gewesen sein als die über 1 000 Metersekunden, mit denen das 55-Grain-Geschoss in die Kammer des ersten Stückes eindrang. Überdies habe ich schon
genügend übel eingeblutete Rehe gesehen, die nachweislich mit langsamen Projektilen bepflastert wurden. Einen Trend verraten meine Daten dennoch: Rehe, die mit Kammerschuss im Feuer lagen, wiesen durchschnittlich weniger Hämatome auf als solche, die nach dem Schuss noch flüchteten. Alarmierte Artgenossen wiederum flüchteten weitaus öfter nach dem Schuss als vertraute. Solitäre Stücke erhalten die Kugel wesentlich häufiger im vertrauten Zustand, aus einem Familienverband in Folge beschossene sind durchweg alarmiert.

Nun zu den Zahlen: Erlegt wurden 385 Böcke, 305 Geißen/Schmalrehe und 451 Kitze. 632 (55,39 %) erhielten einen Kammertreffer, 173 (15,16 %) einen Trägerschuss, 112 (9,81 %) wurden am oder im Rücken getroffen. 90 Blattschüsse (7,88 %) und 49 Herztreffer (4,29 %). Je 20mal wurden Pansen oder Leber getroffen (1,75 %). 23 Rehe bekamen einen Treffer auf den Brustkern (2,01 %) und 13 auf den Stich (1,13 %). Protokolliert wurden ferner fünf Treffer durch das kleine Gescheide (0,43 %), drei hohe Laufschüsse, bei denen beide Vorderläufe getroffen waren (0,26 %), außerdem ein Schuss durch die Keule.
Von den 632 Rehen mit Kammertreffer waren 490 vertraut, davon blieben 387 (78,97 %) im Feuer; 103 flüchteten im Schnitt 21,79 Meter. Von den beunruhigten 142 mit Kammertreffer lagen 59 (41,54 %) im Feuer; 83 flüchteten durchschnittlich 23,35 Meter.
80 Meter betrug die längste Fluchtstrecke eines vertrauten Stückes mit Kammerschuss; kein alarmiertes floh weiter. Auf alle Kammerschüsse bezogen betrug die mittlere Fluchtstrecke 6,93 Meter (m). Bei Herztreffern verendeten 31 am Platz; sechs vertraute Rehe flüchteten durchschnittlich 14,1 m, 12 alarmierte durchschnittlich 22,9 m. Die längste Fluchtstrecke betrug 80 m (alarmiert). Herztreffer über alles zeitigten eine durchschnittliche Fluchtstrecke von 7,33 m. Rücken-, Träger- und Schüsse auf den Stich wie auch Blattschüsse durch beide Blätter bannten die Rehe auf den Platz. Brustkerntreffer zogen durchschnittliche Fluchtstrecken von 24,56 m nach sich, Pansenschüsse 5,5 m , Lebertreffer 4 m, solche durch das kleine Gescheide 9 m und die hohen Lauftreffer führten im Schnitt zu Fluchtstrecken von 40 m. Der in der Brunft spitz von vorne beschossene Bock mit Rippen/Keulentreffer erhielt den Fangschuss am Platz. Die mittlere Schussentfernung belief sich auf 93,66 m. 519 Stücke wurden zwischen 50 und 100 Meter beschossen, 244 bis 50 Meter, 199 bis 150 Meter, 120 bis 200 Meter und 59 über 200 Meter. Die meisten Rehe kamen im September zur Strecke (256) gefolgt von Oktober (189) und Mai (159). Die wenigsten im August ( 40). Ansonsten verteilt sich die Strecke wie folgt: Januar (72),
Juli (56), Juni (99), Dezember( 133), November (137). Die Vorverlegung der Jagdzeit vom 16. auf den ersten Mai brachte bei der vorliegenden selektiven Bejagung übrigens fast erwartungsgemäß keinen Vorteil.


ANZEIGE
Aboangebot