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Afrikanische Schweinepest: Der schwarze(n) Tod

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Afrikanische Schweinepest: Erneut hat die für Wild- und Hausschwein tödliche Krankheit Europa erreicht. Wie erkennt der Jäger sie, und wie sollte er sich verhalten?

 Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel

Hausschwein
Fotos: Dr. Sandra Blome/ Friedrich Loeffler-Institut

Jedes Jahr fahren Jäger aus Deutschland zur Jagd auf Sauen nach Litauen. Inzwischen ist dort die Afrikanische Schweinepest (ASP) angekommen. Für nahezu jedes infizierte Stück Schwarzwild und jedes infizierte Hausschwein endet die Seuche tödlich. Alles, was mit Blut (Schweiß) infizierter Stücke in Berührung kam, kann zur Ausbreitung der Seuche führen. Auch vonseiten der Jägerschaft besteht deshalb dringender Handlungsbedarf, wenn der Seuche Einhalt geboten werden soll.

Zwei Formen der Schweinepest sind bekannt, die Klassische oder Europäische Schweinepest (KSP) und die Afrikanische Schweinepest (ASP). Beides sind anzeigepflichtige Viruserkrankungen. In Deutschland gab es KSP bei Wildschweinen zuletzt 2009 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Auch ASP trat schon in Europa auf. Bis zum Ende der 1990er-Jahre waren die Iberische Halbinsel und kurzzeitig auch die Niederlande, Frankreich und Belgien betroffen. Damals waren die Schwarzwildbestände allerdings noch deutlich geringer als heute.

Das ASP-Virus wurde, wie Experten vermuten, 2007 aus Afrika nach Georgien eingeschleppt und hat sich recht erfolgreich in den Nachbarländern bis nach Russland ausgebreitet. Aktuell rückt ASP von Osten her auf die EU zu.

Man darf also nicht von einer abstrakten Bedrohung reden, sondern muss von einer akuten Gefahr für unsere Schwarzwildbestände und vor allem auch für Hausschweine ausgehen. In manchen Gegenden Deutschlands werden Hausschweine in unglaublichen Zahlen pro Fläche gehalten. Ein prominentes Beispiel ist der niedersächsische Kreis Vechta. Mit Stichtag 31.12.2013 waren dort auf 81 258 Hektar Fläche 1 537 659 Hausschweine registriert.

Warum ist die Furcht vor dieser Seuche so groß? Die Antwort ist einfach. Hochvirulente Stämme des Virus rufen bei den infizierten Stücken, und das betrifft alle Altersklassen, eine akute Erkrankung hervor, deren klinisches Bild sehr unterschiedlich sein kann, die aber bei nahezu allen erkrankten Stücken innerhalb von sieben bis zehn Tagen zum Tode führt. Das Virus, das in Russland grassiert, gehört gerade zu diesen hochvirulenten Stämmen. Zudem gibt es keinen Impfstoff gegen ASP. Bei einem Ausbruch kann die betroffene Schwarzwildpopulation nicht durch orale Immunisierung geschützt werden, wie es bei KSP-Ausbrüchen praktiziert wird.

Die Ansteckung erfolgt sowohl bei ASP als auch bei KSP von Tier zu Tier oder auch über Körperausscheidungen (Losung, Harn, Speichel, Sperma). Bei der Übertragung der Afrikanischen Schweinepest spielen in Afrika

Lederzecken der Gattung Ornithodoros eine wichtige Rolle. Diese Zecken waren auch bei den ASP-Ausbrüchen auf der Iberischen Halbinsel von Bedeutung, während Zecken in Mitteleuropa keine Rolle zu spielen scheinen.

Bei uns sind insbesondere Blut (Schweiß) und bluthaltige Ausscheidungen für die Verbreitung der Seuche verantwortlich. Hygienemaßnahmen, etwa beim Aufbrechen erlegter Stücke und nach der Jagd, sind demnach besonders wichtig. Beide Viren (ASP und KSP) sind bei 4 °C monatelang und selbst in tiefgefrorenem Schweinefleisch über Jahrzehnte infektionsfähig. Insofern kann die Seuche auch durch Im- oder Export infizierter Fleisch-oder Wurstwaren verbreitet werden.

Die akute Form der Afrkanischen Schweinepest geht stets mit hohem Fieber einher. Die eher unspezifischen Symptome sind Fressunlust, Atembeschwerden, Durchfall sowie blaurote Verfärbungen des Wurfs (siehe Bild links), der Teller und des Bauches. Die befallenen Stücke zeigen häufig Verhaltensänderungen wie verminderte Scheu vor Menschen und Hunden und suchen kühlende Wasserläufe und Suhlen auf. Sie fallen durch schwankenden Gang auf und wirken abgekommen. Die Stücke setzen unter Umständen blutigen Harn ab. Beim Aufbrechen findet man häufig vergrößerte Lymphknoten, punktförmige Blutungen auf und in den Nieren sowie in der Harnblase.

Angesichts der Bedrohung durch ASP ist die Absenkung von Schwarzwildbeständen dringend notwendig. Dazu müssen alle jagdlichen Mittel ausgeschöpft werden. An KSP erkranken vorwiegend Frischlinge, weswegen deren Bejagung im Seuchenfall noch forciert werden muss. Das ist bei ASP anders. Hier erkranken alle Stücke. Da es keine Impfmöglichkeit gibt, muss die Bejagung des Schwarzwildes gegebenenfalls in allen Altersklassen und bei beiden Geschlechtern enorm intensiviert werden. Bei revierübergreifenden Bewegungsjagden ist allerdings darauf zu achten, dass die Sauen nicht durch zu rabiate Jagdmethoden (Hundeeinsatz) weit aus ihren Streifgebieten vertrieben werden und dadurch eventuell die Seuche weiterverbreiten.

Die unerlässliche Desinfektion der Jagdausrüstung, wie des Aufbrechmessers, ist das Gebot der Stunde. Dazu werden die zuständigen Veterinärbehörden hoffentlich in Kürze der Jägerschaft entsprechende Richtlinien an die Hand geben.

Wer zur Jagd auf Sauen in unsere östlichen und südöstlichen Nachbarländer reist, sollte seine Ausrüstung vor der Heimfahrt gründlich desinfizieren und weder Schwarten noch Trophäen mitbringen. Auch die Mitnahme von Wildbret, selbst in verarbeiteter Form, muss absolut tabu sein.

Jagdreiseveranstaltern ist dringend anzuraten, ihre Jagdteilnehmer auf die Gefahren durch die ASP aufmerksam zu machen und in ihren Vertragsrevieren angemessene Hygienemaßnahmen, zum Beispiel Desinfektionsmöglichkeiten am Aufbrechplatz, anzumahnen.

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