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Bayerische Staatsforsten wollen Wild liegenlassen

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Das Unternehmen Bayerische Staatsforsten (BaySF) hat viel Kritik für eine gemeinsame Projektankündigung mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) vom 15. Juni eingesteckt, in der BaySF-Chef Martin Neumeyer ankündigte, geschossenes Wild künftig an Geier und Adler verfüttern zu wollen.

Laut BaySF soll Wild mit schlechten Schüssen künftig als Nahrung für Steinadler und co. im Revier liegengelassen werden.
Foto: Jörg Fischer

Das Unternehmen musste am 16. Juni nachjustieren und betonte in einer Stellungnahme, „dass das wertvolle auf der Jagd gewonnene Wildbret bestmöglich als hochwertiges Nahrungsmittel verwendet wird.“ Belassen würden „Wildtierteile und Aufbrüche“, die Abschüsse würden für das Projekt nicht erhöht, sondern man meine „Fallwild und Reste von zerwirktem Wild“. In der Pressemitteilung war jedoch unter anderem die Rede von „geschossenem nicht verwertbarem Wild“ gewesen.

Der Bayerische Jagdverband bezeichnete die Aussagen zum Umgang mit dem Schalenwild und Wildbret in einer Pressemitteilung vom 19. Juni als „nicht tragbar“. BJV-Vizepräsident Thomas Schreder habe sofort nach Kenntnis des Inhalts an den entscheidenden Stellen im Bayerischen Forstministerium protestiert und damit für die notwendigen Klarstellungen gesorgt. Bereits am 18. Juni hatte sich der Deutsche Tierschutzbund, Landesverband Bayern, positioniert. Er führte die Nahrungsknappheit bei den Greifvögeln in seiner Pressemitteilung auf die „radikale Schalenwildbejagung und den Verlust an Offenlandflächen durch Aufforstung im Gebirge“ zurück. Eine der Hauptnahrungsquellen des Steinadlers seien Gamskitze, die aber in den Hegeschauen in großer Zahl an der Wand hingen. Ein Präsidiumsmitglied äußerte die Befürchtung, Verstöße gegen Muttertierschutz und Tierschutzgesetz seien vorprogrammiert, wenn künftig geschossenes Wild im Gelände liegen gelassen werde. Der beste Schutz für Adler und co. bestehe hingegen in einem ausreichenden Beuteangebot und mehr Ruhe in den Revieren.

Auch der Bund Bayrischer Berufsjäger meldete sich am 24. Juni kritisch zu Wort: „Der Bund Bayrischer Berufsjäger spricht sich vehement genannten Teilinhalte des Leuchtturmprojekts aus und empfiehlt vielmehr, in die komplexe Diskussion zum Erhalt großer Greifvögel tiefer einzusteigen.“ Konkret forderte der Verband die BaySF auf, „sondern die Schwerpunktbejagung örtlich differenzierter zu gestalten. Parallel dazu müssen großräumige Ruhezonen und Gebiete mit extensiver Bejagung ausgewiesen werden“. Eine gesunde und ausreichend große Gamspopulation generiere aus Sicht des Bund Bayrischer Berufsjäger auf natürlichem Weg ausreichend Fallwild für die großen Greifvögel.

Laut der Pressemitteilung planen BaySF und LBV, die Zahlen von Steinadler, Bartgeier und Seeadler zu steigern, indem diesen mehr Nahrung in den Revieren überlassen wird. Zu diesem Zweck kündigten die BaySF auch an, in den Vorkommensgebieten der Arten auf bleifreie Munition umzusteigen. Während in der Pressemitteilung bereits zahlreiche Forstbetriebe genannt wurden, betonte die BaySF in der Stellungnahme, dass es eine lange Übergangszeit für die Umstellung auf bleifrei geben solle und die Kulisse für das Pilotprojekt „mit den betroffenen Forstbetrieben und dem LBV unter Einbindung erfahrener Jäger einvernehmlich erarbeitet werden“ solle. Projektstart werde im Jagdjahr 2021/22 sein.

vk

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