Schnell aufgebaut, stabil sowie pflegeleicht und bei Bedarf auch wieder zerlegbar. Wolfram Osgyan hat über einige Jahre mit Stahlrohrböcken gearbeitet und seine Erfahrungen gemacht.
Vier Pachtperioden, also 36 Jahre, steht die „Hanslohkanzel“ nun schon vor Ort und hat in dieser Zeit, an exponierter Stelle eingegraben, vier Orkanen getrotzt und noch keinen Blitz eingefangen. Am Kanzelaufbau aus Kanthölzern und Brettern sind Wind und Wetter nicht spurlos vorbeigegangen, doch seinem sechs Meter hohen stählernen Unterbau konnte der Zahn der Zeit bis dato nichts anhaben.
Jagdpartner Georg hatte sie seinerzeit aus Vierkantrohren zusammengeschweißt und mit Fußplatten versehen. Mein Part wiederum bestand im Grundieren sowie Streichen des Gestells und der festgeschraubten Aluleiter. Mit Hilfe eines Traktors, mit Seilen und Muskelkraft hatten wir schließlich zu dritt die Fußplatten in die ausgehobenen und sorgfältig nivellierten Löcher dirigiert, das Bauwerk aufgerichtet und die Platten mit Erdreich abgedeckt. Das war’s – auch mit der Pflege. Warum ich das erwähne? Aus Zeit- und Kostengründen verarbeiteten wir später bei den nächsten Kanzeln durchweg unbehandelte Fichtenstangen für den Unterbau. Mit dem Ergebnis, dass die meisten von ihnen nach einer Dekade in diversen Johannisfeuern landeten.Vor diesem Hintergrund mag man mein Interesse verstehen, als ich auf einer Messe am Stand von Hunting Experts, Mühlheim, einen zusammenschraubbaren Stahlrohruntersatz entdeckte. Ihn gibt es in drei Varianten: nämlich 0,8 Meter (Bodensitz), zwei Meter (Drückjagdsitz) und drei Meter (Hochsitz) hoch.
Fürs Erste schien mir die goldene Mitte richtig. Zu Hause hatte ich eine Kanzel, die aus sechs Elementen vor Ort zusammengefügt beziehungsweise wieder abgebaut werden kann. Auf den Bock befestigt hätte ich dann eine Ansitzeinrichtung mit circa 2,60 Zentimetern Sitz- und 3,30 Metern Augenhöhe. Das reicht nach meiner Erfahrung in vielen Fällen. Mehr muss es eigentlich nur bei kupiertem Gelände sein, wenn man in eine bestimmte Vertiefung partout einsehen will oder draußen im freien Feld, wenn Einblick ins Getreide vonnöten ist.
Um nämlich sicher aus dem Wind zu kommen, bedarf es mehr als stattlicher Bauhöhen, einer ausgeklügelten Statik und reichlich Material. Den in seine Elemente zerlegten Untersatz ließ ich mir per Spedition an eine Adresse im Revier liefern, denn für den PKW-Transport ohne Hänger sind die zwei Meter langen Stempel recht sperrig und versandfertig zusammengezurrt auch von sattem Gewicht. Beim Zusammenschrauben kann selbst der weniger Geschickte nichts falsch machen. Die vier Posten mit ihren Grundplatten und den angeschweißten Auflagen sind baugleich, und nur bei den Verstrebungsrohren gibt es zwei Längen für Waagrechte und Diagonale. Zu zweit – einer hält, der andere zieht die 13er-Sechskantschrauben samt Muttern an – geht natürlich der Zusammenbau flotter von der Hand. Passarbeit hingegen fordert die Auflage in
Das Gestell ist leicht transportierbar. Bei Bedarf kann das Gestänge auch zerlegt werden und ist somit noch kompakter. Fotos: Wolfram Osgyan
Form von Kanthölzern, über deren Stärke jeder selbst befinden muss. Sie nimmt nun die Bodenbretter oder das Bodenteil der Kanzel auf. Vier mitgelieferte Holz-Eckpfosten, die von oben in die quadratischen Stützen eingelassen werden, bilden das Gerüst für den Holzaufbau nach eigenem Ermessen: offen, mit Dach oder geschlossen. Geschraubte Eisenelemente in Verbindung mit Holz können jedoch aufgrund von Verspannungen immer potentielle Geräuschkulissen bilden.
Nichts ist ärgerlicher und erfolgshemmender, als ein Dröhnen oder Knacken von Gehäuse beziehungsweise Unterbau, sobald der Jäger das Gewicht auf seinem Sitz verlagert oder die Füße bewegt. Daher ist es nach meiner Erfahrung besser, das Kanzelbodenteil auf einen Holzrahmen zu setzen, als direkt mit den Metallauflagen zu verschrauben und den Aufbau selbsttragend zu gestalten. Am Boden stehen die Stützen jeweils 1,30 Meter auseinander. Sie sind, wie auch die Streben, feuerverzinkt sowie pulverbeschichtet und damit korrosionsbeständig.
Bohrungen in den Fußplatten sowie Ringschrauben in den Stützen ermöglichen eine zusätzliche Verankerung. An windgeschützen Orten braucht es diese nicht. Wo dagegen Stürme einwirken, empfiehlt es sich, das Bauwerk mit Stahlseilen und Bodenankern zu sichern und die potentiellen „Stolperfallen“ auch kenntlich zu machen. Hier rechtfertigt der Nutzen in jedem Fall den zusätzlichen Aufwand. Bodenunebenheiten gleicht man entweder mit der Schaufel oder mit variablen Verlängerungsteilen aus, die mitbestellt werden können. Nicht im Sortiment befindet sich hingegen eine Leiter. Es bleibt demnach der Fantasie des Einzelnen überlassen, wie er nach oben kommt. Alu- oder Stahlleitern bieten sich auf den ersten Blick an, verteuern jedoch den Grundpreis von 369 Euro und sollten diebstahlsicher befestigt sein. Holzkonstruktionen wiederum wollen überwacht, gepflegt und nach geraumer Zeit erneuert werden. Im vorliegenden Fall haben wir uns für letztere entschieden, acht Sprossen mit mäßigem Abstand und einen sehr bequemen Neigungswinkel gewählt. Wie lange letztlich die „Eiserne“ vor Ort bleibt, weiß niemand zu sagen. Fest jedoch steht, dass es sich um die Einzige im Revier handelt, die komplett ohne Beschädigung irgendwelcher Teile lagerfähig abgebaut und an anderer Stelle wieder ohne Maschineneinsatz aufgestellt werden kann. Ein Faktor, der bei Revier- und Pächterwechsel durchaus zählt.