Christian Lindner, NRW-Landes- und Bundesvorsitzender der FDP, bereitet sich auf die Jägerprüfung vor. Im Exklusiv-Interview mit WILD UND HUND spricht er über sein Verhältnis zur Jagd, jagdpolitische Positionen seiner Partei und die damit verbundenen Perspektiven nach der bevorstehenden Bundestagswahl.
Christian Lindner plant die Jägerprüfung im Frühjahr 2018 abzulegen.
Foto: Agnes Langkau
WuH: Herr Lindner, Sie wollen den Jagdschein machen. Wie weit sind Ihre Bemühungen gediehen?
Lindner: Anfang Juni wäre meine Prüfung gewesen. Leider musste diese ohne mich stattfinden, weil erfreulicherweise die Wählerinnen und Wähler in Nordrhein-Westfalen eine neue Regierung wollten. Am Prüfungstag haben wir Koalitionsverhandlungen geführt. Am Ende gab es deshalb zunächst keinen Jagdschein für mich, dafür aber kommt ein neues Jagdgesetz für NRW. Das ist ein guter Deal.
WuH: Haben Sie die Vorbereitungen abgeschlossen?
Lindner: Nein. Es wird schon noch notwendig sein, da einiges zu intensivieren. Aber bis dahin ist genug Zeit. Erst kommt die Bundestagswahl. Ich plane meine Jägerprüfung für Beginn 2018.
WuH: Wie viel Zeit haben Sie bislang investiert, und wie haben Sie sich vorbereitet?
Lindner: Schon einige Monate. Mit einer Jagdschule habe ich individuelle Termine für mich und zwei Freunde verabredet, die mit mir gemeinsam den Jagdschein erwerben wollen. Die Prüfung planten wir bisher in Niedersachsen – ganz einfach, weil es dort mehr Prüfungstermine gibt als in NRW. Ob wir daran festhalten, ist jetzt noch offen. Übrigens setze ich beim Theoriewissen vor allen Dingen auf Literatur und das Lernen mit Apps auf dem Handy.
WuH: Welche Berührungen hatten Sie bisher mit der Jagd?
Lindner: Ich bin im Bergischen Land groß geworden. Wir haben am Waldrand gewohnt und sind als Kinder und Jugendliche nicht auf den Spielplatz gegangen, sondern in den Wald. Ich habe im Wasser der Bäche gespielt und Baumhütten gebaut. Mit der Jagd hatte ich dort allerdings keine direkte Berührung. Mein erster Berufswunsch, war Bauer zu werden. Der Zugang kam dabei weniger über das Tier als über die Maschine, weil mich einfach die schweren Traktoren fasziniert haben.
WuH: Was hat Sie dann konkret animiert, den Jagdschein zu machen, und wie hat die Familie das aufgenommen?
Lindner: Zunächst einmal lerne ich sehr gerne auch in meiner Freizeit neue Dinge. Ich habe letztes Jahr Bootsscheine und Funkscheine gemacht und mich gefragt: „Was machst du in diesem Jahr?“. Zur Auswahl hatte ich zunächst den Motorrad-Führerschein und den Lkw-Führerschein. Doch dann kam die heftige Auseinandersetzung um das nordrhein-westfälische Jagdgesetz, und in der Beschäftigung mit diesem Thema als Vorsitzender der FDP in NRW habe ich beschlossen, die Jägerprüfung abzulegen. Meine Familie hat anfangs nur gedacht: „Das auch noch“. Aber ich gewinne im Freundeskreis immer einen oder zwei, die Lust haben, mitzumachen.
WuH: Haben Sie denn die Zeit, die Vielzahl der Berechtigungen und Lizenzen zu nutzen?
Lindner: Viel zu wenig. Im Urlaub auf Mallorca bin ich jetzt mal Sportboot gefahren.
WuH: Wo sehen Sie den Jagdschein angesichts der Reihe der von Ihnen erworbenen Scheine und Lizenzen?
Lindner: Vom Aufwand her ganz vorne. Im Vergleich zu allem, was ich zuvor gemacht habe, ist das was ganz anderes. Der Jagdschein ist Sportbootführerschein See plus drei Funkpatente zum Quadrat. Allein wenn ich überlege, wie lange ich auf dem Schießstand war, bevor ich die ersten Tontauben getroffen habe.
WuH: Sind Sie vom Typ her eher Ansitzjäger, der die beschauliche Ruhe und Abgeschiedenheit in der Natur sucht, oder passionierter Teilnehmer an Gesellschaftsjagden, der auf Hundegeläut und Treiberrufe lauscht? Eher Fleisch- oder Trophäenjäger?
Lindner: Zur Ansitzjagd bin ich schon mitgegangen. Das hat etwas. Der Wald ist ja ein ganz eigener Organismus, gerade in der Dämmerung, wenn man erkennt, das ist eine ganz eigene, von unserer Alltagswelt abgeschlossene Schöpfung. Sie zu beobachten, das sich verändernde Licht und die Geräusche, das hat eine gewisse Romantik. In der Vorausschau auf den Jagdschein würde ich jetzt dennoch die Drückjagd sagen. Aber man wird ja auch älter, vielleicht kommt dann das andere stärker zum Tragen.
WuH: Sie sind mit Ihrem Bekenntnis zum Jagdschein schon fast eine Ausnahme. Es gibt reichlich Politiker, die ihn haben, aber darüber in der Öffentlichkeit auf keinen Fall sprechen möchten.
Lindner: Das finde ich sehr schade. Was ist das für eine merkwürdige vermeintliche Tugenddiktatur, wenn Menschen sich so verstecken? Öffentlich wird ein idyllisches Bild der Landwirtschaft der 50er-Jahre gezeichnet und von Jägern, die mordlüsterne Sportler sind. Ich entziehe mich dem generell. Ich bekenne mich offen dazu, dass ich Auto fahre, dass ich einen alten Porsche als Leidenschaft habe, dass ich gelegentlich gerne eine Zigarre rauche und dass ich den Jagdschein mache. Gerade für mich als Bundesvorsitzender der Partei der Freiheit wäre es verrückt, meine eigene Freiheit im persönlichen Bereich zugunsten der politischen Korrektheit aufzugeben.
WuH: Haben Sie aus der Vorbereitung auf die Jägerprüfung Erkenntnisse gewonnen, die in die jagdpolitischen Positionen der FDP einfließen?
Lindner: Ja, meine geschätzten Instruktoren haben mich davon überzeugt, dass wir auch technisch aufrüsten müssen, mit Schalldämpfern und Nachtsichtgeräten. Diese Auffassung wollen wir bei der Novellierung des NRW-Jagdgesetzes einbringen.
Das WuH-Exklusiv-Interview fand in Lindners Büro im nordrhein-westfälischen Landtag statt: (v. l.) Christian Lindner (FDP-Bundesvorsitzender), Christoph Boll (WuH-Korrespondent West), Heiko Krämer (WuH-Redakteur), Moritz Kracht (Pressesprecher Lindner)
Foto. Agnes Langkau
WuH: Wo verorten Sie und die FDP die Jagd zwischen den Extrempolen Schädlingsbekämpfung und bürgerlichem Freiheits- und Eigentumsrecht?
Lindner: Wir sind da näher beim Freiheits- und Bürgerrecht. Denn Jäger sind zunächst einmal Bürger, die Verantwortung übernehmen. Die Jagd ist eine verdienstvolle Tätigkeit für unser Gemeinwesen und eine Form des aktiven Naturschutzes. Es ist zugleich eine Form der Ausübung des Rechts auf Besitz beziehungsweise auf Eigentum. Dieses Recht ist in besonderer Weise auch schutzbedürftig. Ich habe es nie verstanden, wie man der Auffassung sein kann, die Jagd sei ein Sport einer blutdürstigen Elite. Schon in der Revierpacht kommt ein besonderes Verantwortungsgefühl gegenüber der Natur zum Ausdruck. Nachhaltigkeit ist im eigenen Interesse eingepreist. Ich habe gelernt, welche besondere Bedeutung die Jagd für das ökologische Gleichgewicht hat, und wie teuer es für den Staat werden würde, wenn all das, was Jäger leisten, Beamte übernehmen müssten.
WuH: Wo findet dieses Recht seine Grenzen, etwa im Verhältnis zu Tier- und Naturschutz, bei der Fallenjagd, Prädatorenbejagung und der Nutzung von Bälgen?
Lindner: Der bestehende bundesrechtliche Rahmen hat sich insgesamt bewährt. Was wir eher mit Sorge beobachten, ist die Zersplitterung des deutschen Jagdrechts infolge teils ideologischer Jagdgesetznovellen in den Ländern. Das Jagdrecht soll weiterhin Vertrauen in die Sachkunde und das selbstbestimmte Handeln von Jägerinnen und Jägern setzen sowie das Recht am Grundeigentum achten.
WuH: Wie viel Eigenverantwortung räumen Sie dem Jäger ein, wie viel Kontrolle und Reglementierung soll sein – auch mit Blick auf das Waffenrecht?
Lindner: Ein Vertrauensvorschuss ist schon wegen des erwähnten Eigeninteresses der Jäger am Erhalt der Jagd gerechtfertigt. Das alte Jagdrecht in Nordrhein-Westfalen war auf der Höhe der Zeit und hätte in dem Punkt gar nicht verändert werden müssen. Beim Waffenrecht ist die FDP als einzige Partei der Meinung, dass der Status quo absolut ausreichend ist und sich bewährt hat. Das Problem sind wirklich nicht die Schusswaffen in Jägerhänden. Auch im Europäischen Parlament waren wir als einzige seriöse deutsche Partei gegen die aktuelle Waffenrichtlinie.
Laut Christian Lindner müssen wir auch technisch aufrüsten, mit Schalldämpfern und Nachtsichtgeräten.
Foto: Agnes Langkau
WuH: Wie stehen Sie zur immer wieder umstrittenen Pflichtmitgliedschaft der Jäger in der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), der gesetzlichen Unfallversicherung?
Lindner: Unsere Fachpolitiker berichten mir, dass der SVLFG-Beitrag oftmals als Belastung empfunden wird. Über mögliche Änderungen müssen man in einem gründlichen Verfahren, etwa im Rahmen einer öffentlichen Anhörung mit Fachleuten und den betroffenen Personenkreisen, sprechen.
WuH: Die universelle Gültigkeit des Jagdscheins wird immer mehr entwertet. Mal ist ein Schießnachweis
erforderlich, mal das Zertifikat aus einem Fachlehrgang. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung zur Kleinstaaterei auf Länderebene?
Lindner: Die Anforderungen werden ja auch immer höher. Aber selbstverständlich muss es zwischen den Bundesländern eine stärkere Abstimmung geben. Die zuständigen Landesminister, die ja die Gesetzesinitiative haben, müssen über den Bundesrat und die Ministerkonferenz zu Mustervorhaben kommen, gerade weil die Jäger zwischen den Bundesländern mobil bleiben müssen. Wie ich festgestellt habe, beginnen die Unterschiede schon bei der Vorbereitung auf die Jägerprüfung.
WuH: Ausgangspunkt dieser Situation ist eine Grundgesetzänderung von 2006, mit der die Zuständigkeit für das Jagdwesen aus der Rahmenkompetenz des Bundes in die konkurrierende Gesetzgebung überführt worden ist. Sehen Sie Möglichkeiten, das Abweichungsrecht der Länder von der bundesgesetzlichen Regelung stärker einzugrenzen oder gar den alten Rechtszustand wieder herzustellen? Ist das aus Ihrer Sicht überhaupt wünschenswert?
Lindner: Wünschenswert für eine ganze Reihe von Politikfeldern, etwa auch die Bildung. Da gibt es eine ganze Reihe von Punkten, die in der Verfassung geändert werden müssten. Aber das ist ein ganz dickes Brett, und ich befürchte, wir kommen nicht in den Zustand von vor der Föderalismusreform zurück.
Der Wolf sollte ohne Zuweisung einer Jagdzeit des Bundesjagdgesetz unterstellt werden, so Christian Lindner
Foto: Agnes Langkau
WuH: Schon der Katalog der jagdbaren Wildtierarten gehört nicht zum bundeseinheitlichen Kernbereich des Jagdgesetzes. Wie soll dieser Katalog künftig aussehen – mit Wolf oder ohne ihn, und in welchen Punkten halten Sie eine Änderung des Bundesjagdgesetzes für nötig?
Lindner: Den Katalog der jagdbaren Arten wollen wir ausweiten. Arten, die dem Jagdrecht unterliegen, profitieren ohne Zweifel von der gesetzlichen Hegeverpflichtung. Wichtig wird die Regulierung invasiver räuberischer Arten, wie Waschbär oder Mink. Der Wolf sollte wie der Luchs einstweilen ohne Zuweisung einer Jagdzeit dem Bundesjagdgesetz unterstellt werden. Dies würde den Wolf einerseits wegen der Hegeverpflichtung dem Schutz durch die Jäger zuordnen und andererseits ein engmaschiges Monitoring sowie rechtssichere Hegeabschüsse von verhaltensauffälligen Problemtieren ermöglichen.
Laut Christian Lindner sollte der Wolf einstweilen ohne Zuweisung einer Jagdzeit dem Bundesjagdgesetz unterstellt werden.
Foto: Jürgen Schiersmann
WuH: Wann kommt es denn endlich zum neuen Bundesjagdgesetz?
Lindner: In der nächsten Legislaturperiode, hoffe ich.
WuH: Brauchen wir in Deutschland insgesamt mehr Schutzgebiete, wie Nationalparke, NATURA-2000- und FFH-Gebiete, und in welchem Umfang soll in den Schutzgebieten die Nutzung und damit die Jagd eingeschränkt sein?
Lindner: Die Schutzgebietskulisse ist in den vergangenen Jahren erheblich ausgeweitet worden. Jetzt ist erst einmal eine qualitative Aufwertung des Bestands notwendig, unter Einbindung der Jagd. Jäger haben nicht zuletzt im Fach Naturschutz eine staatliche Prüfung absolviert. Ihre Sachkunde ist somit dokumentiert. Nutzungsbeschränkungen in Schutzgebieten sind aus unserer Sicht vor dem Hintergrund des jeweiligen Schutzzweckes gut zu begründen. Eine Entwicklung hin zu einem Flickenteppich aus nicht bejagbaren und bejagbaren Fächen kommt für uns nicht infrage.
WuH: Seit 15 Jahren gibt es das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD), das auf von Jägern gesammelten Daten basiert. Ist ein solches Wildtiermonitoring nicht – zumindest auch – nationale Aufgabe und damit Förderaufgabe des Bundes?
Lindner: Das Monitoring ist ein wichtiger Beitrag der Jäger zur Schaffung einer verlässlichen Datengrundlage. Dass es vom Thünen-Institut des Bundes begleitet wird, unterstreicht seine Bedeutung. Eine Förderung durch den Bund, als Honorierung des ehrenamtlichen Engagements, wäre sicher wünschenswert. Inwieweit dies möglich ist, muss man aber prüfen.
WuH: Wie beurteilen Sie die Konflikte zwischen den Bundesministerien für Umwelt und dem Agrarressort, etwa bei den Themen Wolf, Biber, GAP und Regenerative Energien, und wie würden Sie diese Konflikte lösen?
Lindner: Die politischen Rahmenbedingungen für die in Kulturlandschaften unerlässliche Regulierung der Wildbestände können überhaupt nur in enger Abstimmung mit einer naturnahen Land- und Waldbewirtschaftung sinnvoll entwickelt werden. Das Thema gehört daher klar zu den Kernkompetenzen des Ressorts Land- und Forstwirtschaft.
Auch diejenigen, die keine Jäger sind, haben erkannt, dass es nicht um Naturschutz geht, sondern um ideologische Vorstellungen, so Christian Lindner.
Foto: Agnes Langkau
WuH: Nach der Bundestagswahl am 24. September möchte die FDP bekanntlich eine Regierung zusammen mit der Union bilden. Wo sehen Sie die jagdpolitischen Unterschiede zur CDU?
Lindner: CDU und CSU stehen uns sicher näher als andere Parteien. Aber die CDU ist leider nicht mehr die CDU von früher. In vielen Fällen ist sie heute angegrünt. Ich meine das nicht im ideologischen Sinne, sondern im Sinne einer vermeintlichen politischen Korrektheit. Da gibt es manchmal einen moralischen Absolutheitsanspruch, den wir kritisch sehen. Auch in jagdpolitischen Positionen beugt sich die Union eher dieser politischen Korrektheit, selbst wenn die veröffentlichte Meinung von Klischees geprägt ist. Die Union hat bei vielen Fragen eine Art Beißhemmung, weil sie befürchtet, öffentlich verhetzt zu werden als Partei der Jäger und gegen den Tierschutz zu sein.
WuH: In Koalitionen mit den Grünen hat die CDU immer wieder ihre jagdpolitischen Positionen aufgegeben – andere sagen, die Jäger verraten. Wird uns das auch mit der FDP blühen, erst recht in einer Jamaika- Koalition?
Lindner: Wir werden in keine Koalition gehen, in der unser Profil nicht erkennbar ist. Diese Lehre haben wir aus dem Jahr 2009 gezogen. Das ist doch nun in NRW deutlich geworden, wo es der FDP zu verdanken ist, dass der Ausbau der Windkraft im Wald gebremst ist und wir künftig einen größeren Abstand zur Wohnbebauung haben. Selbst in Schleswig-Holstein ist es gelungen, mit den Grünen in der Regierung zu einer deutlichen Veränderung bei der Windkraft zu kommen. Ich will keine falschen Erwartungen wecken. Solange die FDP keine absolute Mehrheit erzielt, muss man Kompromisse machen. Aber wir wollen schon die Richtung einer Regierung mitbestimmen. Wenn der Unterschied einer Regierung mit oder ohne FDP nicht sichtbar wird, gehen wir in die Oppositionsrolle – wie in Baden-Württemberg. Dort haben wir den Sirenenklängen von Herrn Kretschmann im vergangenen Jahr, doch Teil einer Ampelkoalition zu werden, nicht nachgegeben. Ideologische Vorhaben, die zum Teil im Programm der Grünen sind, werden mit uns nicht umgesetzt.
Laut Lindner ist die CDU ist nicht mehr die CDU von früher.
Foto: Agnes Langkau
WuH: Sie schließen also eine Koalition, an der FDP und Grüne beteiligt sind, nicht grundsätzlich aus?
Lindner: Es kommt auf die konkreten Inhalte an. Die Grünen sind für die CDU immer billiger zu haben als die FDP. Denn für die Generation, die jetzt bei den Grünen Verantwortung trägt, ist es die letzte Chance. Da werden dann vielleicht zehn Kohlekraftwerke abgeschaltet. Dann sind die möglicherweise direkt an Bord. Bei uns liegt die Latte höher, weil wir ja 2009 schon Erfahrungen mit Frau Merkel gemacht haben. Wir wollen Veränderungen erzielen bei Zuwanderung, Bildung, Steuern und Europapolitik, bei der digitalen Infrastruktur und mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt. Aber erst einmal müssen wir in den Bundestag kommen.
WuH: Welchen Stellenwert hat die Jagdpolitik in Koalitionsgesprächen?
Lindner: Das ist ein wichtiges Politikfeld. Die Jagd steht stellvertretend für eine Politik, in der es um Vertrauen in den Bürger, Respekt vor dem Eigentum und Zurückweisung ideologischer Eindrücke geht. Auch diejenigen, die keine Jäger sind, haben zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen erkannt, dass es nicht um Naturschutz geht, sondern um ideologische Vorstellungen. Insofern hat das Thema Jagd eine hohe symbolische Bedeutung.
WuH: Welche Ressorts möchte die FDP im Fall der Regierungsbeteiligung nach der Bundestagswahl übernehmen, und spielt dabei irgendeine Rolle, dass der
Parteivorsitzende den Jagdschein macht?
Lindner: Nur weil ich den Jagdschein mache, werden wir sicher nicht das Ressort übernehmen wollen, in dem die Jagd beheimatet ist. Ich bin ja auch leidenschaftlicher Autofahrer und will nicht Verkehrsminister werden. Es macht immer Sinn, Ressorts zu verantworten, die zu den Schwerpunktthemen passen, mit denen man Wahlkampf gemacht hat. Generell gilt: Ich gehe gerne in der Opposition die Regierung jagen, oder ich will, wenn wir in der Regierung sind, die politische Drückjagd auf die Probleme des Landes vorantreiben.
Nur weil ich den Jagdschein mache, werden wir sicher nicht das Ressort übernehmen wollen, in dem die Jagd beheimatet ist, so Lindner.
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Das Interview führte Christoph Boll, Bearbeitung Heiko Krämer (WuH).
Vier spannende Fragen an Christian Lindner sehen Sie hier im Video: