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Eklat um den Wolf bei GroKo-Verhandlung

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Es war der emotionale Höhepunkt der GroKo-Gespräche: Am Wochenende vor der Einigung von Union und SPD kam es laut BILD-Zeitung zum „Beinahe Eklat beim GroKo-Poker wegen Wölfen“. Doch was war passiert? Fast zwei Stunden lang stritten zuerst die Fachpolitiker und dann die Parteispitzen über das Thema Wolf, Herdenschutz und die Gefährdung des Menschen. Durchsetzen konnte sich am Ende die Union: Der Wolf wird künftig – in Ausnahmefällen – gejagt.

Spannender als die gefundene, sehr komplizierte Lösung, ist die Tatsache, dass Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) – entgegen allen Regeln – aus der Runde der Fachpolitiker mit in die Spitzenrunde der Chefs drängte, wollte – wie die BILD schrieb – die Sitzung sogar „stürmen“. Doch: sie durfte nicht mit rein! In BILD stellte Hendricks auf Anfrage ihre Sicht dar: „Von Sitzung stürmen kann keine Rede sein. Das Thema wurde im Rahmen des Landwirtschaftskapitels am Samstag beraten. Ich habe lediglich angeboten, aus Umweltsicht zu ergänzen. Der Wolf ist ja ein Artenschutzthema, und damit kenne ich mich aus.“ Doch: Andere Teilnehmer der Runde sehen das anders. WuH bat daher den amtierenden Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) um eine Klarstellung.

Foto: Chrisitan Schmidt MdB

WuH: Herr Minister, wie haben Sie den Prozess im Vorfeld der Einigung der GroKo-Verhandler zum Thema Wolf empfunden? Und wie stellt sich der in der BILD als „Beinahe Eklat beim GroKo-Poker wegen Wölfen“ beschriebene Szene mit Ihrer Kabinettskollegin Barbara Hendricks aus Ihrer Sicht denn dar?
Christian Schmidt: „2016 fielen über 1 000 Nutztiere dem Wolf zum Opfer. In den Verhandlungen war allen klar, dass wir handeln müssen – ich habe keinen Eklat wahrgenommen. Wir haben engagiert diskutiert. Ich denke an die Sicherheit der Menschen und an die Tierhalter, die von uns Antworten erwarten.“

WuH: Wie stehen Sie zum Thema Wolf, Herdenschutz und die Gefährdung für den Menschen?
Schmidt: „Die Rückkehr des Wolfes ist ein Zeichen für den guten Zustand unseres Ökosystems. Aber der Wolf ist ein Raubtier ohne natürliche Feinde bei uns. Wir müssen eine Grenze ziehen, wo die Aus­brei­tung des Wol­fes die Tier­hal­tung stark be­ein­träch­ti­gt. Und: In unserem dicht besiedelten Land darf der Wolf nicht zur Gefahr für Menschen werden.“

WuH: Warum muss der Wolf aus Ihrer Sicht zum Abschuss frei gegeben werden?
Schmidt: „Es geht nicht darum, jeden Wolf zu bekämpfen – er hat sein Existenzrecht und soll seinen Platz in unserem Ökosystem behalten. Wir müssen dafür sorgen, dass Weidehaltung auch in Zukunft möglich ist. Wenn die Sicherheit gefährdet wird, oder es zu viele Wölfe werden, muss man auch über Entnahme reden. Dazu werden wir Kriterien entwickeln.“ fsl

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