Der Entwurf einer europäischen Waldstrategie ist in Brüssel durchgesickert. Schlechte Nachrichten für Waldbesitzer: Die Strategie verheißt Ungemach.
Die über 1000jährige Eiche von Dötlingen (Niedersachsen). Noch nicht ganz so lang, aber doch seit über 200 Jahren wird in Deutschland eine nachhaltige Waldwirtschaft betrieben, die ganz wesentlich zur Erhaltung der Artenvielfalt beigetragen hat. (Quelle: Rolf D. Baldus)
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat ist entsetzt. DFWR-Präsident Schirmbeck: „Der Entwurf zur EU-Waldstrategie will der nachhaltigen Waldbewirtschaftung Fesseln anlegen! Dies muss dringend geändert werden!“ Viel Zeit bis dahin ist nicht mehr. Am 20. Juli will die EU die zukünftig für die Mitgliedsstaaten verbindliche Strategie veröffentlichen.
Die beiden Hauptknackpunkte:
1) Anstatt die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffes Holz zu fördern, richtet sich die Strategie ausschließlich an der Biodiversität aus und bringt drastische Einschränkungen für die Forstwirtschaft mit sich.
2) Die Verantwortlichkeit für den Wald soll von den Mitgliedsstaaten auf die EU verlagert werden.
Die Furcht ist groß, dass die Waldbewirtschaftung und damit der nachwachsende Rohstoff Holz in Deutschland und der EU abgewürgt wird. Dann müsste das benötigte Holz von außerhalb der EU mit einem hohen CO2-Rucksack importiert werden. Außerdem gilt das sogenannte Subsidiaritätsprinzip, nach dem wichtige Aufgaben bei den Mitgliedsstaaten verbleiben, als ein wichtiges Grundprinzip für Europa. Während der Deutschen Ratspräsidentschaft 2020 hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits Ratsschlussfolgerungen zur EU-Waldstrategie verhandelt, die sich klar für die Zuständigkeit für die Wälder bei den Mitgliedstaaten aussprachen.
Nur gemeinsam mit der Forst- und Holzwirtschaft in Europa sei der Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter möglich, so der DFWR. Nutzungseinschränkungen und -verbote von nachhaltiger Waldbewirtschaftung führten jedoch auf den falschen Weg, nämlich zu einer Holzverknappung und gefährdeten zudem Deutschland und die EU als Bioökonomiestandort mit Millionen von Arbeitsplätzen, die überwiegend in den ländlichen Räumen liegen. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung und Verwendung des nachwachsenden Rohstoffes Holz seien Schlüsselfaktoren zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland und einer klimaneutralen EU.
Vor diesem Hintergrund hat sich der DFWR an Kommissionspräsidentin Dr. von der Leyen gewandt. Sie werde gebeten, sich dringend persönlich in die Konsultation zur EU-Waldstrategie einzuschalten und den vorliegenden Entwurf überarbeiten zu lassen.
rdb