Die Überjagung der Walrossbestände in der Arktis war ein wichtiger Grund, warum die einst florierende nordische Grönlandkolonie nach über 500 Jahren Siedlungsgeschichte kollabierte. Das vermutet ein Team von Wissenschaftlern um James Barrett von der Universität Cambridge, die mit Isotop- und DNA-Analysen zeitgenössische Elfenbeinartefakte aus ganz Europa ausgewertet haben.
Die Überjagung der Walrossbestände in der Arktis hatte negative Folgen für die einst florierende nordische Grönlandkolonie.
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Im späten zehnten Jahrhundert n. Chr. siedelten skandinavische Kolonisten erstmals in Grönland. Zum wirtschaftlichen Standbein entwickelte sich schnell der Handel mit Elfenbein, das aus den Stoßzähnen von Walrössern gewonnen wurde und in Europa zur Herstellung von Figuren und Sakralgegenständen stark nachgefragt war. Auf ihrem Höhepunkt zählte die Kolonie mehr als 6000 Einwohner und verfügte über einen eigenen Bischofssitz. Die Wissenschaftler fanden mit Isotop- und DNA-Analysen heraus, dass im Lauf der Jahrhunderte das grönlandische Elfenbein von immer kleineren Stücken stammte. Dies deutet darauf hin, dass die Jagdgründe der Grönländer in der Disko-Bucht überstrapaziert waren. Die Jäger mussten daher längere Strecken zu ihrer Beute zurücklegen, was die Wirtschaftlichkeit reduzierte. Hinzu trat die Konkurrenz durch afrikanische Elfenbeinimporte. Als Hauptgrund für die Aufgabe der Kolonie nehmen die Wissenschaftler allerdings klimatische Veränderungen an. Die gegen 1450 einsetzende „kleine Eiszeit“ ließ ertragreiche Landwirtschaft nicht länger zu. rig