Die neue „Richtlinie zur Hege und Bejagung des Schalenwildes in Hessen“ vom 29. Januar sorgt für heftige Proteste von Rotwildjägern. Sie befürchten, dass deren Umsetzung die Sozialstruktur des Rotwilds vollends zerstöre.
In der Abschussrichtlinie heißt es, dass statt eines freigegebenen weiblichen Stückes der Jugendklasse ein anderes abschussnotwendiges weibliches Stück einer höheren Altersstufe einschließlich Hirschkalb oder ein Schmalspießer erlegt werden kann.
Foto: Naturfoto Schilling
In der Richtlinie sind bei dem zum Abschuss freigegebenen Rotwild Geschlecht und Altersklassen austauschbar. „Zahl vor Wahl“, lautet offenbar die Devise der Obersten Jagdbehörde, die die Vorschriften erlassen hat.
So heißt es zum Abschuss weiblichen Rotwilds in der Jugendklasse (Wildkälber und Schmaltiere): „Statt eines freigegebenen weiblichen Stückes der Jugendklasse kann ein anderes abschussnotwendiges weibliches Stück einer höheren Altersstufe einschließlich Hirschkalb oder ein Schmalspießer erlegt werden.“ Beim männlichen Rotwild kann in der Jugendklasse (Hirschkälber, Schmalspießer) auch ein „anderes abschussnotwendiges weibliches Stück der Jugendklasse“ geschossen werden.
Auf völliges Unverständnis stößt auch bei vielen Rotwildjägern die Regelung, dass der Abschussplan der Hegegemeinschaftsreviere automatisch auf 130 Prozent der vorherigen Abschusserfüllung festzusetzen ist, wenn die Schälschadensprozente bei der Buche über einem Prozent (%) und bei der Fichte über zwei % Prozent liegen. „Diese Richtlinie degradiert das Rotwild zum reinen Schadfaktor unter dem Motto ,Zahl vor Wahl‘. Altersklassengerechte Bejagung unter Berücksichtigung der richtigen Verteilung auf die Geschlechter wird ignoriert.“ Mit diesen Worten kritisiert der Vorsitzende der Rotwildjägervereinigung Taunus, Roland Fetz, in einer Rundmail an Rotwildjäger die neue Regelung. Fetz ruft zum „zivilen Ungehorsam“ gegen die Richtlinie auf und fordert, dass der LJV Hessen „schnellstens“ die Vertreter aller hessischen Rotwildhegegemeinschaften zu einem Treffen einlädt.
Der Vorsitzende der Rotwildjägervereinigung im Odenwald, Dr. Andreas Wiese, schließt sich dem Protest an. Wiese wörtlich: „Diese Richtlinie ist eine fachliche Katastrophe und wirft uns in unseren Bemühungen um Jahre zurück. Hier ist in der Tat massiver Widerstand erforderlich.“ roe