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IIa-Hirsch-Abschuss sorgt für Ärger in Garmisch

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Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hat der Abschuss eines IIa-Hirsches für Ärger zwischen privaten Jägern und dem Betrieb der Bayerischen Staatsforsten Oberammergau gesorgt.

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Der erlegte ungerade 22-Ender war vom siebten Kopf. Die Trophäe wiegt zirka sieben Kilogramm. (Foto: Vivienne Klimke)
IIa-Hirsche sind in Bayern nach der staatlichen Richtlinie zur Hege und Bejagung des Schalenwildes zu schonen. Für Schutzwaldsanierungsflächen gilt diese Richtlinie allerdings nicht. Die Untere Jagdbehörde Garmisch-Partenkirchen hatte dem Forstbetrieb im Jagdjahr 2010/2011 fünf IIa-Hirsche zum Abschuss freigegeben. Als Grund nannte ein Sprecher des Landratsamts die „hohe Verbissrate im Bereich des Forstbetriebs Oberammergau“ sowie den „erhöhten Schutzwert der vom Forstbetrieb bewirtschafteten Sanierungsgebiete“.
 
Das wurde einem ungeraden 22-Ender vom siebten Kopf zum Verhängnis: Als er im Bereich der Hegegemeinschaft Wildsteig auf Staatsforstgebiet zog, wurde er erlegt – obwohl dort keine Sanierungsfläche bestand. Dies stieß auf heftige Kritik aus der Jägerschaft. Der stellvertretende BJV-Kreisgruppenvorsitzende von Garmisch-Partenkirchen, Thomas Bär, erwarb die Trophäe des Zukunftshirsches und setzt sich seither mit dem Forstbetrieb und der Unteren Jagdbehörde über den Abschuss auseinander, den er für ungerechtfertigt hält. Der Hirsch, der seit gut drei Jahren als Brunfthirsch im Nachbarrevier zum Staatsforst ein großes Rudel führte, hatte unter anderem als seltene Besonderheit eine gegabelte linke Mittelsprosse. Seine Trophäe von über sieben Kilogramm hätte ihn, laut Bär, im reifen Alter zu einem so begehrten Abschusshirsch gemacht, dass er wohl eine Eurosumme im fünfstelligen Bereich in die Kasse der Bayerischen Staatsforsten und somit in den Wald hätte bringen können.
 

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Hirsch Willi zu Lebzeiten (Foto: JG)

Nachdem das Landratsamt den Forstbetriebschef Meinhard Süß nach dem Abschuss zuerst zu einer Stellungnahme aufforderte, ruderte es später zurück: Der Abschuss sei rechtmäßig gewesen, denn eine Beschränkung auf Sanierungsgebiete sei nicht als Auflage in den Abschussplan übernommen worden. Auch „im Jagdbeirat wurde explizit kein Beschluss gefasst, dass der Abschuss von IIa-Hirschen für 2010/2011 nur auf Sanierungsgebiete beschränkt werden sollte“, so der Sprecher des Landratsamts. Erst im Rahmen der Jagdbeiratssitzung im Mai 2011 habe sich herausgestellt, dass eine entsprechende Beschränkung gewünscht sei. 

Während der Streit in der Region noch schwelt, hat die Oberste Jagdbehörde im Forstministerium bereits Partei ergriffen: Sie hat den Erleger des umstrittenen 22-Enders zum Revieroberjäger befördert – wegen zwölf Jahren einwandfreier Dienstausübung.         vk


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