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Leidenschaft im Mittelpunkt

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-Interview-

Der europäische Jagdverband „Federation of Associations for Hunting & Conservation Europe“ (FACE) hat mit Filippo Segato einen neuen Generalsekretär. Heiko Hornung traf ihn zum Gespräch.

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Herr Segato, wir haben zehn Jäger auf der Messe „Jagd & Hund“ gefragt, ob sie mit dem Begriff FACE etwas anfangen können. Keiner nannte den Europäischen Jagdverband. Macht Sie so etwas nachdenklich?
Filippo Segato: Ich hoffe, dass der deutsche Jäger weiß, wer der DJV ist, denn die nationalen Jagdverbände sind unsere Mitglieder. Wir arbeiten als Lobbyisten auf europäischer Ebene in einem komplizierten Netzwerk. Ich glaube, wir können nicht erwarten, dass ein normaler Jäger sich bewusst ist, wie wichtig diese Arbeit dort ist. Aber natürlich müssen wir daran arbeiten, dass die nationalen Jagdverbände auch auf ihr europäisches Engagement durch die FACE hinweisen.
Wie wichtig ist für die FACE der Ausgang der Europawahl?
Filippo Segato: Sie ist für uns sehr wichtig, weil sich damit die Zusammensetzung des EU-Parlamentes ändert. 60 Prozent der Abgeordneten werden zum ersten Mal gewählt werden. FACE strebt eine breite parteiübergreifende Unterstützung an und will Abgeordnete in allen politischen Gruppen identifizieren, die sich für die Jagd engagieren möchten.
Wen könnten Sie in Deutschland denn empfehlen?
Filippo Segato: Es gibt sehr viele Abgeordnete aus Deutschland, die uns geholfen haben. Ich möchte Ihnen aber lieber keine Namen nennen.
Im vergangenen Jahr haben wir eine große Kormoran-Kampagne durchgeführt, aber in Brüssel ließ sich niemand für das Thema begeistern.
Filippo Segato: Das liegt an der Vogelrichtlinie. Der Kormoran aber ist ein Problem für die Fischer und nicht für die Jagd.
Heißt das, dass Fischer und Jäger nicht zusammenstehen sollten?
Filippo Segato: Die Jäger sind bereit den Fischern bei der Regulierung zu helfen. Aber der Kormoran ist kein Jagdproblem.
In Deutschland verschanzt man sich hinter Europa und fordert, dass man für viele Vogelarten, auch den Kormoran, einen gemeinsamen Managementplan bräuchte. Doch die Sache kann europäisch nur über das Naturschutzrecht geregelt werden. Wie schwierig ist es, dass man in Europa keinen Jagdrechtskreis hat?
Filippo Segato: Diese Rahmenbedingungen der EU existieren seit 35 Jahren. Wir haben gelernt, mit diesen zu arbeiten. Es gibt Kreise, die diese gerne torpedieren würden, doch dann würde nicht nur der Naturschutz verlieren, sondern auch die Jäger. Mit den Ausnahmeregelungen kann man auch in den Mitgliedsstaaten arbeiten. Frankreich, Italien und Griechenland haben gelernt, beispielsweise mit der Vogelrichtlinie gut umzugehen.
Aber wird Jagd unter dem Naturschutz nicht zur Ausnahme? Wie sehen Sie das? Holland ein Vorbild für Europa?

 


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FACE-Präsident Gilbert de Turckheim (l.), Generalsekretär Filippo Segato (M.) und WuH-Chefredaktuer Heiko Hornung. (Foto: red.)
Filippo Segato: Das sehe ich überhaupt nicht. Jagd ist als nachhaltige Nutzung festgeschrieben. Ich glaube nicht, dass die Kommission das Ziel hat, in Europa die Jagd einzuschränken. Sehr wohl sehen wir aber, dass viele Länder eine sehr restriktive Auslegung des Rahmens vorantreiben und mdann mit der EU als Schuldigen argumentieren, dabei hätten sie weit mehr Spielräume gehabt. Ich kann nur berichten, dass die Kommission sehr wohl erkannt hat, dass die Jäger auf der Fläche durch die nachhaltige Jagd für den Erhalt natürlicher Ressourcen wichtig sind.
Trotzdem kommt es aus den Reihen der Kommissare immer wieder zu seltsamen Vorstößen, wie zum Beispiel der Kommissarin Malmström, die das Waffenrecht verschärfen möchte.
Filippo Segato: Das ist ein Missbrauch des Umfragetools als demokratischem Instrument. Frau Malmström ist nicht für die Waffenrichtlinie zuständig. Sie versucht, hier eine Kompetenz zu bekommen, die sie gar nicht hat. Sie will sich mit dem illegalen Handel von Waffen beschäftigen und hat nichts Besseres gefunden, als den legalen Waffenbesitz ins Auge zu fassen. In der Waffenrichtlinie ist festgelegt, dass man 2015 wieder darüber diskutieren muss. Malmström wollte sich mit ihrem Vorstoß in die Diskussion bringen. Diese Direktive beinhaltet schon jetzt alles, was den Handel und den Besitz von Waffen regeln muss. Es stimmt nicht, dass die Regeln nicht streng genug sind. Die Darstellung der Situation ist vollkommen falsch.
Sie sind sehr jung Generalsekretär geworden. Was haben Sie sich vorgenommen?
Filippo Segato: Plötzlich sieben Millionen Jäger zu vertreten, ist keine einfache Geschichte. Ich habe die Gelegenheit, ganz verschiedene Kulturen zu repräsentieren. Ich versuche, zu erklären, wie es um diese Leidenschaft bestellt ist, die europäische Bürger antreibt, auf die Jagd zu gehen. Ich glaube, ich werde Erfolg haben, wenn ich etwas von dieser Leidenschaft vermitteln kann. Das unterliegende Ziel der europäischen Behörden ist die Harmonisierung. Aber bei der Jagd wird es unmöglich sein, alle über einen Kamm zu scheren.
Für Sie wäre der vereinigende Faktor Leidenschaft? Lässt sich das verkaufen?
Filippo Segato: Wir vertreten Bürger, und das sind Menschen, Menschen leben von ihren Leidenschaften und Freiheiten. Außerdem spielt uns die Zukunft in die Hände. 2020 werden 80 Prozent der Bevölkerung im urbanen Raum wohnen, die anderen 20 Prozent werden auf dem Land sein. Diese 20 Prozent werden dazu aufgerufen sein, das Land zu bestellen und zu verwalten. Ich glaube, die Jäger sind in einer perfekten Position, diese Aufgaben zu übernehmen.
Würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage: Ich jage, weil es mir Spaß macht?
Filippo Segato: Natürlich. Wir müssen den Mut haben, das zu sagen. Natürlich folgen wir Regeln. Aber es ist der wichtigste Punkt überhaupt. Bislang sind die Jäger nur mit sehr technischen Argumenten aufgetreten. Aber die Entscheidungsträger tun sich mit emotionalen Argumenten viel schwerer. Wir müssen uns emotionaler präsentieren, die kulturellen Werte und das Menschliche hervorheben. Und wir brauchen Menschen und Politiker, die sich dazu bekennen. Ich bin Jäger und bin stolz darauf.
Viele fürchten sich vor der Aussage, dass es eine Lust ist, Beute zu machen.
Filippo Segato: Wir gehen nicht zur Jagd nur um zu töten, aber es ist natürlich schöner, wenn man Beute gemacht hat. Selbstverständlich auf eine nachhaltige Weise.
Hat man sich vor dieser Provokation zu lange gefürchtet? Wie viele Anhänger haben Sie für Ihre Passionsidee?
Filippo Segato: Wir müssen dazu stehen, im Rahmen des rechtlich Erlaubten. Es ist natürlich wahnsinnig schwer, so etwas Komplexes in Medien richtig zu präsentieren.
Worin besteht dann ihr Erfolg?
Filippo Segato: Wenn die Jäger von Skandinavien bis nach Spanien auch noch in 10 bis 20 Jahren mit Freude zur Jagd gehen. Dann haben wir einen guten Job gemacht.
Welche Konflikte stehen in der nächsten Zeit an?
Filippo Segato: Die Waffenrichtlinie, invasive Arten und die Vogelrichtlinie mit ihren Anhängen wird neu verhandelt.
Wird sich darin beispielsweise bei den Gänsen etwas verändern?
Filippo Segato: Wenn wir mit guten Argumenten kommen.
Bei den Gänsebesätzen hat sich richtig etwas verändert, die Vogelrichtlinie hat da nicht Schritt gehalten, wäre ein Argument.
Filippo Segato: Wir haben in Frankreich und Spanien Anträge, die Jagdzeit um eine Woche auszudehnen. Andererseits hat Holland entschieden, Gänse ab dem 1. Februar wieder zu vergasen.
Dass so etwas überhaupt in der EU möglich ist?
Filippo Segato: Das ist eine Definition von Management. Töten außerhalb des Jagdrechts.
Wie sehen Sie die Sache mit dem Wolf in der EU?
Filippo Segato: Es hat sich schon viel verändert. Der Wolf wird überall kommen, das ist klar. Er ist in der EU genauso heilig wie in Deutschland. Die Kommission ist gerade dabei, auch mit den Naturschützern eine Gesprächsbasis auszuloten, weil es vor allem in Ländern, wo er sehr lange nicht vorkam, zu Problemen kommt. Zunächst muss man anerkennen, dass es einen Konflikt gibt. Um weiterzukommen, müssen die Diskussionen zwingend sachlich geführt werden. Aber ist der Wolf wirklich ein Problem für die Jäger? Ich glaube, wir können seine Ausbreitung gelassen beobachten. Mir macht viel mehr Sorge, dass die drängenden Probleme, wie der ständig steigende Flächenverbrauch, wegen dieser ganzen Wolfsdiskussionen nicht realisiert werden. Und gerade hier haben der Naturschutz und die Jagd eine große gemeinsame Schnittmenge.

 

 

 

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