Chefredakteur Heiko Hornung äußerst sich zum Westerwälder Wisent (Foto: Peter Schmitt)
Straftat eines Wildhassers. Für einen Jäger unwürdig
Kann in unserem Wald nichts mehr leben, was Schalen trägt? Als vor ein paar Tagen ein ausgezehrter Wisent-Stier im Westerwald gefunden und getötet wurde, fand das Landesuntersuchungsamt in Koblenz schnell die Ursache: Eine entzündete Schussverletzung am Lauf. Der Wisent im Westerwald teilt damit das Schicksal vieler junger Wanderhirsche, die ihre Rotwildgebiete verlassen (sehen Sie hierzu auch WuH 14 ab 21. Juli im Handel). Sie werden geschossen. Während sich die Jäger, die den Hirsch befunken, sich noch hinter behördlichen Anordnungen verstecken können, aber eigentlich nur Angst haben, dass auch der Nachbar die Anwesenheit des Rotwildes bemerkt haben könnte und es vorher erlegt, zieht das beim Wisent nicht. Er ist streng geschützt, und trotzdem hat einer auf ihn abgedrückt. Warum? Es lässt sich darüber trefflich spekulieren. Aber es würde mich nicht wundern, dass derjenige, der hier illegal schoss, wusste, was er tat. Er wollte den großen Pflanzenfresser einfach nicht in seinem Wald tolerieren. Angeschossen würde er sich nicht nur verziehen, sondern womöglich in einem anderen Revier verenden. Damit würde der Tatverdacht nicht auf ihn fallen. Denn hätte er ihn erlegt, hätte er ein Problem mit einer 1000-kg-schweren Leiche gehabt – eine kalkulierte Straftat eines Wildhassers mit Büchse. Für einen Jäger ist das unwürdig und das Motiv einfach nur widerlich.
Heiko Hornung