Die Kreisjagdverbände haben in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) die Neuwahl des Präsidiums des Landesjagdverbandes (LJV) erzwungen.
Auch noch-LJV Präsident Volker Böhning ist in die Kritik geraten.
Foto: Peter Diekmann
In einer erweiterten Präsidiumssitzung legten die Kreisverbände laut LJV-Pressesprecher Ulf Peter Schwarz den beiden Vizepräsidenten Wilfried Röpert und Reinhard Hube nahe, von ihren Ämtern zurückzutreten. Die jagdliche Basis wirft dem Präsidium vor, im Prozess um den Waldumbau eine „jagdfeindliche Stellung“ zu beziehen (WuH berichtete).
Die Kreisjagdverbände empfahlen laut Pressesprecher auch dem LJV- und DJV-Präsidenten Dr. Volker Böhning, „sich voll auf Berlin“ – also den DJV-Vorsitz – zu konzentrieren. Das neue Präsidium wird am 28. März auf der nächsten LJV-Delegiertenversammlung in Linstow gewählt. Böhning hatte schon nach seiner Wahl zum DJV-Präsidenten angekündigt, sein Amt als LJV-Chef 2020 niederzulegen.
Ein Teilnehmer der Sitzung, die am vergangenen Freitag (24. Januar) stattfand, berichtete WuH von turbulenten Szenen: „Es sind Worte gefallen, die sonst nicht gesagt worden wären. Wir haben uns einfach die Macht genommen“, sagte dieser Jäger. Die Kreisjagdverbände seien „ganz eng zusammengerückt, um zu erreichen, dass der LJV einen neuen, kreativen Kurs einschlägt“.
Die LJV-Vizepräsidenten Röpert und Hube hatten am 22. November 2019 Handlungsempfehlungen eines „Runden Tisches“ von Forstleuten, Waldbesitzern, Jägern und Naturschutzverbänden unterzeichnet, die in ein „ökologisches“ Landesjagdgesetz einfließen sollen. Dieser Faux pas sei passiert, weil LJV-Präsident Böhning durch seine Funktion beim DJV ausgelastet gewesen sei, sagte Pressesprecher Schwarz. Dr. Böhning selbst erklärte gegenüber WuH, dass er dies nicht so sehe. Er nehme vielmehr alle Termin des LJV wahr. Aufgrund heftiger Proteste der Mitglieder zog der LJV seine Unterschrift später zurück.
Böhning hatte laut Gesprächsvermerk am 30. Oktober 2019 an der Besprechung mit Vertretern von Landesforst und privatem Waldbesitz zum Thema „Waldverträgliche Wildbestände“ in der LJV-Geschäftsstelle teilgenommen. Der LJV-Präsident verwahrte sich jedoch gegen die Aussage der Kritiker, dass der LJV hier bereits Teilen des geplanten „Öko-Jagdgesetzes“ zugestimmt habe. Dieses Treffen habe lediglich dem Meinungsaustausch gedient, es seien keine Beschlüsse gefasst worden.
Die Kreisjagdverbände kritisieren jedoch insbesondere einen Passus in diesem Gesprächsvermerk. Dort heißt es: Die Wildbewirtschaftungsrichtlinie solle „ohne einen bisher erforderlichen Beschluss der Hegegemeinschaft“ so geändert werden, dass beim Rot- und Damwild Stücke der Altersklassen 0 und 1 sowie der weiblichen Altersklasse 2 über die geplante Stückzahl hinaus erlegt werden können. Der Abschussplan gelte dann automatisch „als um diese Stückzahl erhöht“. Laut Böhning gilt dies nicht landesweit, sondern bezieht sich nur auf Hegegemeinschaften, in denen ein Reduktionsabschuss dieser Wildarten festgesetzt worden ist. Ansonsten gelte der normale Abschussplan.
Die Kreisjagdverbände haben unterdessen ein neues Positionspapier „Wald und Wild“ erarbeitet und die Hegegemeinschaften eine landesweite Arbeitsgemeinschaft gebildet. Letztere beanspruchen nach Angaben eines Insiders auch einen Sitz im LJV-Führungsgremium. roe