Die Schweizer Wildmonitoring-Organisation KORA hat in einer Studie seit 2015 im Berner Oberland festgestellt, dass der Luchs und die Jagd die Bestände der Gams in ähnlicher Weise beschränken.
Eine ganze Reihe von Faktoren hegt den Gamsbestand ein.
Foto: Jürgen Weber
In Zusammenarbeit mit dem Jagdinspektorat des Kantons Bern konnte sie dafür sowohl zehn Luchse für zwei Jahre mit GPS-Sendern überwachen als auch die Jagdstrecke für den Zeitabschnitt von 1960 bis 1994 analysieren. Der Einfluss des Luchses erwies sich als vergleichbar mit einer Abschussrate von 8 % des Gesamtbestands. In den meisten untersuchen Gebieten lagen die Jagdraten aber höher und hatten einen stärker limitierenden Einfluss als die Luchspräsenz. Wie sich im Detail zeigte, riss der Luchs vor allem besonders junge oder alte Stücke, er selektierte also ähnlich wie ein strenger Winter. Sank der Gamsbestand ab, wich der Beutegreifer auf anderes Wild aus. Die Jäger hingegen griffen bei den erwachsenen Stücken ein, deren Überlebenswahrscheinlichkeit ansonsten hoch ist. Laut Kora braucht es aber z. B. nach einem strengen Winter mit hoher Kitzsterblichkeit nur geringe Eingriffe in die adulte Klasse, um einen Gamsbestand zum Einbrechen zu bringen. Während die Abschüsse meist oberhalb der Waldgrenze stattfänden, risse der Luchs überwiegend im Wald, so KORA. Weitere Faktoren wirkten ebenfalls begrenzend auf die Gams, z.B. große Schneemengen, hohe Sommertemperaturen und das Auftreten von Rothirschen. Schon 0,5 Stück Rotwild pro 100 ha hätten eine vergleichbare Wirkung wie eine Jagdrate von 20 %, so die Organisation. Wie stark sich der jeweilige Faktor aber konkret auf den Gamsbestand auswirke, hinge von dessen Produktivität ab. Anlass für die Studie waren die rückläufigen Gamsstrecken der letzten Jahre in der Schweiz sowie daraus resultierende Forderungen, den Luchs einzudämmen. vk