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So klappt der Wechsel

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UMSTELLUNG AUF BLEIFREI
Neue Munition, alter Lauf: Wer auf bleifrei wechseln will, muss an mehreren Stellrädern drehen: Reinigen, Munition wählen, Einschießen. Dass dies kein Hexenwerk ist, zeigt Bernd Helbach.

Vor dem Einschießen der Waffe auf bleifreie Munition muss sich der Jäger klar sein, welche Geschosskonstruktion er verwenden will. Zur Auswahl stehen (v. l. n. r.): Solid-Projektile, Deformations- und Teilzerlegegeschosse.

Da liegt sie, die Einladung zur Bockjagd. Eine Entscheidung zuzusagen ist schnell getroffen, und die Hand geht zum Hörer. Doch Halt – fett gedruckt prangt mitten auf dem Blatt: „In unserem Jagdbezirk wird nur bleifreie Munition verwendet!“ Der Lauf der Büchse im Waffenschrank kennt nur Blei. Was tun, Einladung ausschlagen oder Waffe umschießen? Und welche Geschossart soll es sein? Ein Problem, vor das viele Jäger gestellt werden, sei es zur Bock- oder zur Drückjagd.

„Kein Problem“, sagt Jens Tigges, der in Kooperation mit dem Munitionshersteller Hornady Seminare durchführt, in denen Jäger ihre Waffe auf bleifreie Munition umstellen. „Vor dem Umschießen der Waffe muss der Lauf nicht chemisch
gereinigt werden. Während der Workshops hat sich gezeigt, dass eine normale mechanische Reinigung mit hochwertigem Waffenöl ausreicht.“ Tigges rät: „Nach einer konventionellen Reinigung sollten mindestens zwei, besser drei, 5er-Gruppen mit der neuen bleifreien Munition geschossen werden, um die Präzision und Treffpunktlage zu überprüfen. Grundsätzlich muss aber der Lauf irgendwann von jedem Geschossmaterial
chemisch-mechanisch gereinigt werden.“ Der Bayer gibt zu bedenken: Wurde der Lauf
noch nie einer chemischen Reinigung unterzogen, haben sich mit großer Wahrscheinlichkeit
Oxidschichten aus Pulverschmauch und Geschossablagerungen gebildet. Diese werden
durch die chemische Reinigung entfernt. Danach könnte es passieren, dass die Präzision deutlich schlechter wird. Es könnte auch nötig sein, eine größere Anzahl von Schüssen abzugeben, damit sich wieder so viel Geschossmaterial im Lauf ablagert, bis ein passender Innendurchmesser und gleichbleibende Verhältnisse bei der Laufbeschaffenheit gegeben sind. Der Mellrichstädter empfiehlt eine chemischmechanische Reinigung vor der Umstellung auf bleifreie Munition erst dann, wenn keine Laborierung gefunden wird, die jagdlich akzeptable Streukreise liefert.
Die WILD UND HUND-Experten Claudia Elbing und Michael Schmid stimmen der Aussage zu, dass der Lauf irgendwann eh chemisch-mechanisch gereinigt werden muss. „Warum also nicht vor dem Wechsel zu bleifreier Munition?“, fragen die beiden. Ihre Erfahrungen zeigen, dass sich nach der aufwendigeren Reinigung dann ebenfalls innerhalb zwei bis drei 5er-Gruppen eine jagdlich akzeptable Präzision einstellt. „Zudem bietet es zukünftig die Sicherheit, nach der chemischen Reinigung immer wieder auf die Ausgangssituation nach dem Einschießen zu kommen. Das Zielfernrohr muss dann nicht noch einmal neu eingestellt werden“, sagen die beiden Schwaben. Sie helfen in ihrer
Kreisgruppe Jägerinnen und Jägern bei der Umstellung auf bleifreie Munition. „Bis auf wenige Lauf-Geschoss-Kombinationen haben wir immer gute Streukreis-Resultate mit den Büchsen der Jäger erzielen können“, erläutert Claudia Elbing. Michael Schmid empfiehlt
zudem einen alljährlichen „Frühjahrsputz“ im Lauf – chemisch-mechanisch.

Bevor bleifreie Munition aus dem Lauf verschossen wird, müssen die hier gut sichtbaren Ablagerungen entfernt werden.

Reinigungszubehör
• Baumwolltuch, Pinsel, Zahnbürste
• Waffenwerkbank, Unterlage aus Filz/Gummi
• Putzstock mit kugelgelagertem Griff. Bei geschlossenem Systemkasten (Selbstlader) wird anstelle des Putzstocks ein Reinigungsseil/Kabel mit Bürstenadapter verwendet.
• Bronzebürste/Filze im passenden Kaliber
• Halterspitze für Patches/Filze im passenden Kaliber
• Laufreiniger (Solvent), Waffenöl, Kaltentfetter

Doch nachdem die Waffe gereinigt wurde, muss der Jäger sich im Klaren sein, mit welcher Munition er zukünftig jagen möchte. Zur Auswahl an bleifreien Geschosskonstruktionen
stehen Solid-Projektile, Deformations- und Teilzerlegegeschosse. (Ausführliche Beschreibungen dazu und Empfehlungen für den jeweiligen Einsatzzweck lesen Sie im Sonderdruck „BLEIFREI“ der Ausgabe 20/2013 oder in der Ausgabe 5/2015, S.
66). Hierzu raten Elbing, Schmid und Tigges, mindestens drei verschiedene Laborierungen der gewählten Geschosskonstruktion zu kaufen, um auf dem Schießstand die passende Lauf-Munition-Kombination zu finden.
„Oft funktioniert es schon mit der ersten Munition, denn die meisten bleifreien Projektile liefern heute bereits sehr schnell eine gute Präzision. Nicht verwendete Packungen nehmen Büchsenmacher auch zurück“, fügt Schmid hinzu. Bei einem Büchsenmacher schlägt das Reinigen und Einschießen ab circa 60 Euro zu Buche. Hinzu kommt jeweils auch der volle Preis für die angebrochene Packung Munition, sofern nicht anders verhandelt.

Ist die Umstellung auf bleifrei gelungen, müssen andere Reinigungsintervalle eingehalten werden. Bei Materialien wie Tombak oder Messing an bleihaltiger Munition liegen die Reinigungsintervalle mit circa 200 bis 500 Schuss, je nach Waffe, so hoch, dass eine chemische Reinigung im normalen Jagdbetrieb nur selten durchgeführt werden muss. Weichere Materialien, wie etwa reines Kupfer, bedürfen aber einer zum Teil wesentlich häufigeren Reinigung. Die drei Experten empfehlen nach den ersten 20 Schuss die Treffpunktlage zu kontrollieren (mit mindestens drei Schuss). Diese Prozedur sollte ebenfalls nach 100 Schuss wiederholt werden. „Der Jäger muss sich erst mit der neuen Kombination aus Waffe und Munition vertraut machen und Erfahrungen sammeln“, erklärt Tigges.

Die Waffe von grobem Schmutz befreien, damit während der Reinigung nichts in den Lauf gerät. Foto: Peter Schmitt

Sowohl Tigges als auch Schmid sind sich einig: Um den Lauf zu schonen und die Reinigungsintervalle für eine chemische Grundreinigung zu verlängern, sollte nach jedem Schießen der Pulverschmauch oder nach starken Temperaturschwankungen das Kondenswasser im Lauf mit Waffenöl neutralisiert werden. Danach wird der Lauf wieder mit Filzen oder Patches vollständig trocken gewischt (siehe Schritt 4, S. 51). Eine schnelle Lösung bieten dabei Reinigungs-Schnüre.
Wie Sie Ihre Waffe auf bleifreie Munition vorbereiten, lesen Sie in der folgenden Anleitung.

  1. Waffe reinigen
    Vorreinigen und Vorbereiten
    Grundlegend sollte die Reinigung in gut gelüfteten Räumen oder im Freien stattfinden. Zieloptiken mit Wechselmontagen abnehmen, ansonsten Optik mit Überzug schützen. Nach der obligatorischen Sicherheitsüberprüfung wird die trockene Waffe von grobem Schmutz befreit, sodass anschließend keine Partikel in den Lauf geraten. Dazu eignet sich im ersten Schritt ein Baumwolltuch, im zweiten ein Haarpinsel oder eine Zahnbürste. Danach sollte der Arbeitsplatz vorbereitet werden. Als Unterlage dient zumindest eine weiche Filz- oder Gummimatte. Eine Werkbank vereinfacht die
    Reinigung und verschafft Übersicht. Alle Utensilien (siehe Kasten Reinigungszubehör,
    S. 48) bereitstellen.
Eine Waffenwerkbank sorgt für Ordnung. Zudem muss das Gewehr nicht festgehalten werden. Foto: Claudia Elbing

2. Lauf entölen

Zwei Filze auf Putzstock aufdrehen und mit Kaltentfetter tränken. Stock vom Patronenlager
aus durchschieben und vorderen Filz abziehen. Putzstock herausziehen und zweiten
Filz abmontieren. Hierdurch wird eine erste Schicht Schmauchablagerungen freigelegt.

Die Filze werden mit Kaltentfetter getränkt und anschließend durch den Lauf geschoben. Foto: Peter Schmitt

3. Geschossablagerungen lösen und entfernen

Zuerst wird mit Waffenöl die oberste Schicht Ruß entfernt. Dazu wird ein getränkter Filz vom Patronenlager zur Mündung geschoben. Dann circa drei Minuten warten und mit trockenen Filzen sauber wischen. Die Reinigungswirkung ist an der Verfärbung der Filze erkennbar. Bei starker Verschmutzung färben sie sich dunkelgrau bis schwarz. Im zweiten
Schritt eine saubere Bronzebürste oder einen neuen Filz auf den Putzstock schrauben und Laufreiniger auftragen. Den Stock am Patronenlager einführen und so weit vorschieben,
dass die Bürste oder der Filz vollständig aus der Laufmündung kommt – vor dem Zurückziehen Bürste/Filz abmontieren. Den Reiniger zehn bis 15 Minuten einwirken lassen und danach mit Filzen/Patches trocken reiben. Die Verfärbung der Filze/Patches zeigt
diesmal grün- oder bläuliche Farbtöne. Die zwei Teilschritte so oft abwechselnd
wiederholen, bis keine Verunreinigung mehr erkennbar ist.

Nachdem das Waffenöl etwa drei Minuten gewirkt hat, verlässt der erste Schmutz den Lauf.
Den Laufreiniger mit Bronzebürste oder Filz im Lauf auftragen und mindestens zehn Minuten einwirken lassen.
Für Filze/Patches ist eine kaliberangepasste Spitze nötig.

4. Neutralisieren und Konservieren

Waffenöl auf einen Patch/Filz auftragen und durch den Lauf schieben. Tritt die Spitze aus
der Mündung aus, das Reinigungselement entfernen. Danach etwa ein bis zwei Minuten warten. Anschließend mit etwa vier bis fünf Patches/Filzen trocken wischen. Ein hauchdünner Ölfilm bleibt im Lauf. Anmerkung: Soll die Waffe nicht chemisch gereinigt werden, nur die Schritte 1 und 4 beachten. Diese sollten auch nach jedem Gebrauch der Waffe durchgeführt werden.

Filze für das passende Kaliber können Bürsten und Patches ersetzen.
Einen Filz mit Waffenöl tränken und durchziehen. So wird der saubere Lauf vor Korrosion geschützt. Anschließend mit sauberen Filzen trocken wischen.
Häufig sind mehrere Reinigungsschritte nötig, um die Waffe sauber zu bekommen.

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