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Verhungern lassen statt bejagen?

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Waldpolitische Sprecherin der Grünen will Wildtiere erst verhungern lassen und rudert dann zurück.

Behm
Setzt sich momentan intensiv mit der Wildfütterung in Notzeiten auseinander: Cornelia Behm (Bündnis 90 / Grüne).Foto: Markus Hölzel
Über die Wildfütterung in Notzeiten liefern sich die Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen auf der einen sowie der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE) auf der anderen Seite zurzeit einen offenen Schlagabtausch. Anlass dafür war eine Pressemitteilung Cornelia Behms, der waldpolitischen Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, vom 17. Februar gewesen, in der sie sich kritisch mit einem Positionspapier des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR) zum Thema „Wald und Schalenwild“ auseinandersetzt. Der DFWR hatte das Positionspapier am 14. Februar veröffentlicht (Positionspapier als PDF zum Download).
Behm schreibt darin: „So greift die Forderung nach Einschränkung von Fütterungen auf behördlich festgelegte Notzeiten viel zu kurz. Denn gerade Notzeiten könnten für eine natürliche Bestandsregulierung sorgen, die die Jagd zum Teil entbehrlich macht.“ Mit anderen Worten: „Lasst das Wild lieber verhungern, dann wächst der Wald besser, und jagen muss man auch nicht.“
„Dies ist die Abkehr von einem verantwortlichen Umgang mit Wildtieren, dem sich Jäger und Grundeigentümer verpflichtet fühlen“, kritisieren DJV und BAGJE einhellig in einer Mitteilung vom 22. Februar. Die Grünen würden sich selbst widersprechen, postulieren die Präsidenten Jochen Borchert (DJV) und Bernhard Haase (BAGJE), wenn sie einerseits tierschutzgerechte Jagdmethoden forderten und andererseits das Ziel verfolgten, über Notzeiten auf grausame Art und Weise Wildbestände zu „regulieren“.
Behm reagierte prompt: Am 24. Februar unterstellt sie dem DJV in einer sehr persönlich gehaltenen Pressemitteilung zwar „Scheinheiligkeit“ und „Instrumentalisierung des Tierschutzes“, gibt aber zu: „Ich kann verstehen, dass meine Wortwahl die Gefühle von Menschen verletzt hat, die mit Wildtieren umgehen. Das bedauere ich. Ich kann verstehen, wenn Menschen im Winter mit den Wildtieren im Wald mitleiden und das Bedürfnis haben, ihnen zu helfen.“ Dies lässt vermuten, dass es neben der DJV-Mitteilung noch andere negative Reaktionen aus den eigenen Reihen auf ihre Pressemitteilung gab.
Behm weiter: „Viele Jäger sind der Meinung, dass es durch eine intelligente Form der Winterfütterung gelingen kann, Wildschäden im Wald und in der Landwirtschaft zu vermeiden. Mit diesen Argumenten setze ich mich auseinander, und womöglich muss ich meine kritische Haltung in Sachen Winterfütterung in Teilen überdenken.“ mh

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