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Wem nutzt es? Tendenziöse Medienberichte – DJV geht gegen das ZDF vor

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24.01.2014

Verstärkt kommt es seit einiger Zeit zu Medienberichten – sei es im Fernsehen, Hörfunk oder in den Printmedien, in denen Jäger und ihr Anliegen diffamiert, bewusst und vorsätzlich falsch dargestellt werden.

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Schon zwei Tage nach der Sendung im Supermarkt zu finden, zwischen Herzschmerz und Krimi: Ein Buch von Peter Wohlleben. (Foto: Ursula-Anne Ochel)
Erst jüngst hat der öffentlich-rechtliche Sender Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) in seiner Sonntagsnachmittagssendung „planet e“ voll daneben gegriffen und einen empörenden Beitrag abgeliefert („Jäger in der Falle“). Bereits zwei Wochen vor der Ausstrahlung am 19. Januar 2014 lagen dem ZDF Beschwerden vor, mit Hinweisen auf Fehler und Manipulation.
 
Direkt aus dem WILD-und-HUND-Forum wurden dem ZDF viele Briefe geschickt, andere Gruppierungen wurden aktiv. Auch der Deutsche Jagdverband (DJV) hatte im Vorfeld dem Autoren der Sendung Unterstützung angeboten, umfangreiches, sachliches Material zusammengestellt – genutzt hat es nicht. Der DJV und der zunächst angefragte Bayerische Jagdverband (BJV) hätten Rückzieher für Dreherlaubnisse bei Drückjagden gemacht, verteidigte sich das ZDF. Die Sicherheitsbedenken der Jagdverbände interpretiert der Sender als vorgeschoben. Nach Auskunft des DJV habe man sich bemüht, aber in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit, habe sich kein Jagdherr finden lassen. Ein Interviewangebot, ohne aktive Drückjagdszene, lehnte der Autor des Filmes, Berndt Welz, ab.
 
Die Linie scheint von vorneherein klar gewesen zu sein. Betrachtet man den Hauptprotagonisten Peter Wohlleben und recherchiert ein wenig, ist die Linie klar: Obwohl er Förster ist, möchte er die Jagd am liebsten abschaffen, Schalenwild per Management weitgehend eliminieren. Er nutzt die Diktion der üblichen Jagdgegner und unterstellt den Jägern eine „Lust am Töten“, nachzulesen auf den Internetseiten des Senders.
 
Auch der Anwalt Dominik Storr, dem die Nähe zur totalitären Sekte Universelles Leben zugeschrieben wird (s. WuH 12/2013) und der immer wieder mit drastischen Aussagen gegen Jagd negativ auffällt, wurde völlig ohne Hinweis auf seine Geschichte interviewt.
 
Das ZDF ging im Übrigen auf die sachlichen Hinweise über die Fehler nicht ein, sondern schrieb zynisch-überheblich: „Nicht immer wird uns im Vorfeld einer Ausstrahlung so viel Aufmerksamkeit zuteil, was uns aber jedes Mal sehr freut. Sie können davon ausgehen, dass der Beitrag nach journalistischen Grundsätzen recherchiert wurde, um der kritisch-sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Raum zu geben. Die Redaktion hat sich, wie bei jedem Beitrag üblich, intensiv mit dem Autor auseinandergesetzt.“
 
Für Wohlleben sind die „Trophäenjäger“ schuld an den Kiefermonokulturen, ebenso an den steigenden Schalenwildbeständen. Szenen aus dem Dritten Reich mit Göring sollten zusätzlich Stimmung gegen die Jäger machen und sie in eine rechte Ecke stellen, ohne jeglichen sachlichen Informationswert für die Zuschauer.
 
Der Deutsche Jagdverband hat direkt nach der Ausstrahlung rechtliche Schritte angekündigt. Präsident Hartwig Fischer bestätigte WILD und HUND jetzt, dass ein erfahrener Hamburger Medienanwalt eingeschaltet wurde, um den Sachverhalt zu prüfen und ggf. eine Klage auf Unterlassung einzuleiten. Dass der DJV richtig liegt, zeigen die Zugriffe auf Facebook, innerhalb von 72 Stunden griffen 73 000 Menschen auf die DJV-Seite zu, der Aufruf zum Protest wurde zusätzlich von 43 552 Personen gesehen und im Netz 272-mal geteilt.
 
Das ZDF reagierte auf der Internet-Seite www.heute.de auf die Proteste, bleibt aber bei seiner ablehnenden Diktion mit eher zynischer Interpretation. Neben den negativen Zusendungen habe man auch viel Lob erhalten. Zitiert werden anonyme Jäger, die die Drehverweigerungen, bzw. die nicht zustande gekommenen Filme als Versagen der Jagdverbände kennzeichneten. Redaktionsleiter Volker Angres, der schon in der Anmoderation zur Sendung seinen Jagd ablehnende Haltung verdeutlichte, ließ auf www.heute.de verlauten: „Offenbar hat der Film eine längst überfällige gesellschaftliche Debatte angestoßen“.
 
Dass diese nicht nur zur Jagd, sondern auch zur Qualität von öffentlich rechtlichen Sendern geführt wird, ist ihm wohl entgangen.
 
Der nächste fragwürdige Film steht aber schon an. Unter dem sprechenden Titel: „Gejagte Jäger – zwischen Naturliebe und Blutsport“ sendet der Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) am 26. Februar um 20.15 Uhr einen Beitrag. Der Trailer verspricht nichts Gutes, mit unheilschwangerer Stimme kündigt eine Moderatorin den Beitrag an, es werden merkwürdige Bilder gezeigt und Angst vor Jäger geschürt. „Abschussprämien von bis zu 5 000 Euro für einen kapitalen Hirsch sind Standard und schießfreudige Trophäenjäger stehen Schlange. Avanciert die Jagd immer mehr zu einem Hobby für Besserverdiener? Und wie gefährlich wird sie dadurch? Auch innerhalb der Jägerschaft werden immer mehr kritische Stimmen laut. ‚Exakt – Die Story‘ nimmt die Fährte auf, mischt sich unter die Jäger und Jagdgegner und forscht nach Ursachen, Lösungsansätzen und Perspektiven“, heißt es in der Ankündigung zum Film.
 
 
Kommentar
 
Wem nutzt es?
 
Nicht nur öffentlich rechtliche Sender haben die Aufgabe, richtig, sachlich und kritisch zu informieren. Wieso das immer öfter auf der Strecke bleibt, wieso die Jagd in den negativen Fokus gerät, ist ein Gedanke, dem nachgegangen werden sollte.
 
Bei dem „planet e“ Protagonisten Wohlleben ist es ziemlich eindeutig: Er ist nicht nur Förster (FH Rottenburg am Neckar) in der Eifelgemeinde Hümmel sondern schreibt auch Bücher und hält Vorträge, gerne im Umkreis des sog. Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV). Und so taucht direkt nach der Sendung eines seiner Bücher ganz unvermittelt inzwischen von Krimis und Herzschmerzromanen im Supermarkt am Bücherstand auf. Gelungenes Marketing, kann man nur sagen.
 
Was die anderen Protagonisten und Filmemacher treibt, ist ungewiss. Ist es die Freude am Skandal (wo eigentlich keiner ist?)? Ist es simple Manipulation? Oder agieren vermehrt Jagdgegner und Menschen, die den Veggieday-Erfindern nahestehen, im Hintergrund, um ihre Ziele umzusetzen?
 
Gegen kritische Berichterstattung, gut beleuchtet von mehreren Seiten, ist nichts einzuwenden, man wünscht sie sich als Zuschauer und Leser viel häufiger, als es uns geboten wird. Dass aber bewusst Fakten verzerrt werden, wichtige Informationen nicht in die Berichte einfließen und sie damit falsch werden lässt, ist für den Zuschauer unerträglich. Denn er wird falsch informiert, benutzt, getäuscht.
Ursula-Anne Ochel
 
 
 

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