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Stöbern ist ihre Passion

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Deutsche Wachtelhunde:
Der Deutsche Wachtelhund (DW) ist der einzige einheimische Stöberhund. Durch gezielte Zucht wurde erreicht, dass er heute spur -, fährtensicher und vor allem laut jagt, aber auch bei Arbeiten nach dem Schuss ist er ein verlässlicher Partner.

 

Von Siegfried Sassenhagen

Die Geschichte des Deutschen Wachtelhundes (DW) beginnt mit den vierbeinigen Jagdhelfern, die in der Fachliteratur schon früh als „Spione“ oder „Stöberer“ erwähnt werden und die Noe Meurer 1561 bereits als „Wachtelhunde“ bezeichnet. Solche Jagdhunde waren damals in unterschiedlichen Schlägen weit verbreitet. Ihren hauptsächlichen jagdlichen Einsatz fanden sie bei der Netzjagd und zur Hochblüte der Beizjagd zum Finden und Aufstöbern des Wildes mit tiefer Nase in deckungsreichem Gelände.

Durch Rodung und Kultivierung nahmen die deckungsarmen Räume zu, die bewaldeten und wild bewachsenen Landschaftsteile wichen relativ großen landwirtschaftlichen Nutzflächen. Einhergehend mit der Enführung von Schusswaffen, hatte dies eine starke Ausbreitung von kulturfolgenden Wildarten wie dem Rebhuhn zur Folge. Die Jagdstrategien änderten sich und man benötigte nun Jagdhunde mit weiter Feldsuche und verlässlichem Vorstehen.

So waren aus den alten deutschen Jagdhundschlägen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, teilweise auch durch Einkreuzung englischer Rassen, zunächst die Deutschen Vorstehhundrassen entstanden, wobei alle langhaarigen von den Wachtelhunden stammen.

Wichtige Arbeiten nach dem Schuss

Offenbar waren bei der Entwicklung zu großen, hochläufigen Vorstehhunden, was der weiträumigen Suche mit hoher Nase in übersichtlichem Gelände entgegenkam, einige typische Eigenschaften der „alten“ Wachtelhunde auf der Strecke geblieben. Doch diese wurden bald nicht nur von Waldjägern vermisst. Man wollte einen mit tiefer Nase suchenden und dadurch auch langsamer jagenden, zuverlässig spur- und fährtenlauten, vielseitigen Jagdgebrauchshund. Auch eine Reihe namhafter Vorstehhundanhänger erkannten durchaus eine Nische für diese Hunde und schlossen sich den beginnenden Initiativen zur Rettung und Neuzüchtung der Wachtelhunde an. Als Friedrich Roberth am 27. November 1897 in „Zwinger und Feld“ den ersten Aufruf hierzu veröffentlichte, waren die ursprünglichen Wachtelhunde bereits fast verschwunden.

Vereinzelt fand man sie noch in deckungsreichen Revieren zum Buschieren, vorwiegend auf Kaninchen und Fasan und zur Wasserjagd. Insbesondere von Waldjägern wurden sie in niederwildarmen Revieren mit Schalenwild für alle anfallenden Arbeiten gebraucht. Diese Hunde verfügten über

– sehr starken Finderwillen, durch den sie bei weiträumiger, selbstständiger, gründlicher Stöberarbeit auch die wenigen Hasen in ausgedehnten Dickungen fanden;

– sehr gute Nasen und starken Spurwillen sowie ausgeprägte Spursicherheit, die auch der gewitzteste Löffelmann mit seinen Absprüngen und Widergängen nicht abzuschütteln vermochte;

– korrekten und sicheren Spur- und Fährtenlaut, der dem vorstehenden Jäger das sich auf den laut jagenden Hund konzentrierende und damit oft vertraut anwechselnde Wild ankündigte.

Diese Eigenschaften waren, neben ausgeprägter Bringfreude und Wesenfestigkeit, die Grundvoraussetzungen für die bei jeder Jagdausübung so wichtigen Arbeiten nach dem Schuss.
Am Hubertustag 1903 wurde von 18 Hundeführern aus Deutschland und Österreich der „Wachtelhund-Klub“ (W.H.K.) zur Reinzucht und jagdlichen Führung des deutschen Wachtelhundes“ in München gegründet.

Die Zucht baute anfangs auf nur zehn Patriarchen

Die Initiatoren dieser Neuzüchtung des DW, insbesondere Rudolf Frieß, dem wir auch das 1921 erschienene Standardwerk „Der Deutsche Wachtelhund“ (Jagd- und Kulturverlags Anstalt, Vaduz) verdanken, waren der Überzeugung, dass: „Verschieden entwickelte Veranlagung zur Hochwindarbeit und zum Spurhalten rein anatomisch festgelegt ist und zum Beispiel die Pointernase gar nicht fähig ist, schwierige Fährtenarbeit zu leisten, die Nase des Spurhalters gar nie die erstere an Weite (nicht zu verwechseln mit Güte) erreichen kann.“

Deshalb wurde von Anbeginn in der Wachtelzucht auf die Förderung der weiträumigen Suche in übersichtlichem Gelände und das Vorstehen verzichtet.

Trotz der Vielseitigkeit der „alten“ Wachtelhunde, die auch Voraussetzung für die heutigen Jagdgebrauchshunde war, wurde ein Schwerpunkt auf die genannten Stöberhundeigenschaften gelegt.

Die Zucht baute anfangs auf nur zehn Patriarchen – vier Rüden und sechs Hün-dinnen – auf. Die meisten dieser Hunde stammten aus Oberbayern, zwei aus Niedersachsen und eine Braunschimmelhündin aus Westfalen. Viele schieden im Lauf der Zeit durch Nachzuchtauslese aus, so dass alle heutigen DW ausschließlich auf den Rüden „Lord-Augusta“ und die beiden braunen Hündinnen „Fleckensteins Rieke“ und „Wanda-Augusta“, sowie die Braunschimmelhündin „Baby auf der Schanze“ zurückgehen.

Der aufgestellte FCI-Standard besteht fast unverändert

Frieß bezeichnet diese enge Familienzucht „…nur von Vorteil für die Rasse; nie hätte ohne diese so rasch eine so außerordentliche Ausgeglichenheit im Typ, und eine so überraschende Übereinstimmung im Charakter, eine so sichere und einheitliche Vererbung der hohen jagdlichen Fähigkeiten erreicht werden können“.

Heute, nach rund 100 Jahren kontrollierter Leistungszucht, werden jährlich durchschnittlich etwa 700 in Deutschland, 20 in Österreich, 300 in Schweden, 50 in der Schweiz und 100 in der Tschechischen Republik gezogene DW-Welpen, die alle von den genannten Patriarchen abstammen, in die einzelnen Zuchtbücher der Länder eingetragen.

Der Verein für Deutsche Wachtelhunde (VDW) vereinigt in der Bundesrepublik rund 3 700 Jäger. Außerdem gibt es Schwestervereine in den genannten Ländern, die sich alle 1996 zum Internationalen Verband für Deutsche Wachtelhunde (IVDW) zusammengeschlossen haben. Als sich 1952 der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) auch den Zuchtvereinen der Nichtvorstehhunde öffnete, trat der VDW diesem bei.

Der anfangs vom Wachtelhund Klub (W.H.K.) aufgestellte FCI-Standard besteht fast unverändert. Danach ist der DW ein mittelgroßer, langhaariger, sehr muskulöser Stöberhund mit edlem Kopf und kräftigen Knochen. Das Erscheinungsbild des DW wirkt eher lang als hoch. Keinesfalls soll er hochläufig aussehen. Die Schulterhöhe beträgt bei Rüden 48 bis 54, bei Hündinnen 45 bis 52 Zentimeter. Der DW wird in zwei Farbschlägen gezüchtet:

1. Einfarbig braun, selten auch einfarbig rot; oft mit weißen oder geschimmelten Abzeichen an Brust und Läufen,
2. Braunschimmel, selten auch Rotschimmel. Hierzu gehören auch Schecken und getigerte Hunde.

Die „Verwandten“ sind eine wichtige Information bei der Zuchtwahl“

Der VDW legt großen Wert darauf, dass ausschließlich mit HD-freien Hunden gezüchtet wird. Eine Zuchtzulassung ist nur in absoluten Ausnahmefällen mit leichter HD möglich. Darüber hinaus müssen die Hunde in allen für ihr „Fachgebiet“ wichtigen Anlagefächern, wie Nase, Spurlaut, Spurwillen und Stöbern mindestens die Note „gut“ nachweisen und über absolute Schussfestigkeit (bei DW gibt es mehrere Abstufungen) verfügen. Zuchthunde sollen sich im Jagdbetrieb bewährt und dort Raubwildschärfe nachgewiesen haben. In die heute bestehende EDV-Nachzuchtkontrolle fließen neben den gezeigten Eigenleistungen des einzelnen Hundes auch die seiner gesamten nahen „Verwandten“ ein. Sie ist somit eine wichtige Information bei der Zuchtwahl.

Ohne Laut geht für einen Stöberspezialisten nichts. Ein Wachtel, der keinen Spur- oder Fährtenlaut zeigt, kann eine DW-Prüfung nicht bestehen und schon gar nicht zur Zucht eingesetzt werden.

1909 wurde die erste DW-Prüfungsordnung (PO) entworfen. Sie war eine reine Gebrauchsprüfung (GP) und enthält neben dem Stöbern als Hauptfach alle Bring- und Gehorsamsfächer, die Wasserarbeit, sowie die Schweißarbeit, entsprechend der PO der Vorstehhundvereine. Das Bringen des Fuchses ist allerdings Wahlfach. Zusätzlich fand bei dem DW bereits damals eine Zuchtbewertung statt, bei der die Nase und der Laut beim Finden von Wild und bei der Spur- respektive Fährtenarbeit bewertet wurde. Die Raubwildschärfe war bis 1934 fester Bestandteil der Prüfung.

Konkrete Aussagen für die Zucht sind bedeutsam

Alle späteren praxisbedingten Änderungen bauen auf dieser PO auf. Die Beteiligung an den GP blieb bis heute bedauerlicherweise viel zu gering, um daraus genügend Informationen für eine kontrollierte Leistungszucht zu ziehen. Dabei wäre das besonders für eine so eng gezüchtete Rasse wie den DW wichtig.

Da konkrete Aussagen für die Zucht bedeutsam sind, kam es 1926 zur Einführung einer Anlageprüfung (AP). Heute wird sie als Jugendprüfung (JP) fast ausschließlich im Frühjahr in offenem Gelände abgehalten. Hier können sich die Richter ein besseres Bild von der Spurarbeit des vom Hund nicht eräugten, ablaufenden Hasen machen als im Wald. Bei der JP gilt es ferner, die Stöberanlage, die Wasserfreude, die Führigkeit und die Schussfestigkeit zu bewerten. 1963 wurde das Prüfungssystem durch eine DW-Eignungsprüfung (EP) ergänzt. Sie enthält, neben der Möglichkeit der nochmaligen Prüfung der Anlagefächer, die Mindestanforderungen für den Nachweis der jagdlichen Brauchbarkeit nach den Bestimmungen der Bundesländer. Daneben gelten für den DW auch alle gemeinschaftlichen PO des JGHV, wie bei der Verbandsschweißprüfung (VSwP), dem Verlorenbringer (Vbr), der Verbandsprüfung nach dem Schuss (VPS) und der Bringtreue-Prüfung (Btr).

Da die von einem Jagdgebrauchshund in der Praxis gezeigten Leistungen besondere Bedeutung für die Zucht haben, vergibt der VDW folgende Nachweise im praktischen Jagdbetrieb:

1. Einen Weitjagernachweis zur Kennzeichnung von Hunden, die das Brackenerbe beim Finden und Jagen auf der Hasenspur nachgewiesen haben.

2. Einen Leistungsnachweis nach mindes-tens 500 Metern Riemenarbeit auf einer wenigstens fünf Stunden alten natürlichen Schweißfährte mit Hetze, zuverlässigem, anhaltendem Stellen von wehrhaftem, dem Hund körperlich deutlich überlegenem Wild oder schnellem, sicherem Töten nicht wehrhaften Schalenwildes.

3. Einen Leistungsnachweis an Schwarzwild. Der Hund muss als „Solojäger“ Schwarzwild alleine finden, sprengen, andauernd laut jagen, beziehungsweise anhaltend stellen, so dass das Wild aufgrund der Hundearbeit zur Strecke kommt.

Diesem Leistungsnachweis kommt heute wegen der aktuell hohen Schwarzwildbestände und der großflächigen Bewegungsjagden besondere Bedeutung zu.

Im Schnitt bekommen sechs Prozent eines Jahrgangs das Leistungszeichen VSwP

Von allen in das DW-Zuchtbuch eingetragenen Welpen legen jährlich etwa 72 Prozent eine Jugendprüfung (JP) ab. Circa 36 Prozent erbringen den Nachweis der gesetzlich geforderten Brauchbarkeit durch GP oder EP. Zehn Prozent haben ein oder mehrere Leis-tungszeichen in der Jagdpraxis erworben. Das Leistungszeichen VSwP bekommen im Schnitt sechs Prozent eines Jahrgangs.

Der Deutsch Wachtel ist als Stöberhund für den Einsatz bei Bewegungsjagden prädestiniert. Er soll dem Jäger durch sicheren Fährten- oder Spurlaut ankündigen

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