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Tegernseer-Goldschmiede Bertele: Das Schmuck-Stück

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Von der Enten-Hutnadel bis zum Charivari, vom Elefanten-Armband bis zum Grandel-Gold-Collier – bei Bertele werden Träume wahr.

 

Beim Einsetzen der Trophaen ist viel Gefühl gefragt.

Von Julia Meyer-Loos

Vor ein paar Mmonaten kam eine Dame aus dem Norden zu uns“, sagt Evi Bertele-Busse. „Sie hatte ein rotes Kostüm an, Pumps mit Pfennig-Absätzen an den Füßen und sah sich unsere Schmuckstücke an.“ Eigentlich nichts Besonderes, aber: Sie war Jägerin und nur auf der Durchreise, wollte in Rumänien einen Bären schießen. Das Nordlicht wusste jedoch noch nicht genau, was sie aus Bären-Krallen und Reißzähnen anfertigen lassen sollte – wenn sie denn Waidmannsheil hätte.

Tatsächlich, eine Woche später stand das Nordlicht ein zweites Mal im Laden – in Janker, Lederhosen und Pirschstiefeln, kam gerade zurück von der Jagd. Bertele-Busse: „Ich hatte sie kaum wieder erkannt.“ In den Händen hielt die Jägerin Krallen und Fangzähne eines Bären. Davon ließ sie ein Collier und einen Armreif anfertigen. „Ich bin gespannt, auf welche Wildart die Dame im nächsten Jahr jagen wird.“

Egal was für eine Trophäe die reiselustige Norddeutsche dann nach Bayern mitbringen wird, ob Leopardenzahn oder Stacheln vom Stachelschwein – Familie Bertele und ihre Mitarbeiter wissen, wie man daraus ein einzigartiges Schmuckstück anfertigen kann. Schließlich hat Handwerk bei den Berteles Tradition, die Goldschmiede ist seit vier Generationen fest in ihren Händen. Bereits der Urgroßvater war Jäger und gelernter Goldschmied – beide Leidenschaften wurden den Nachkommen in die Wiege gelegt und ziehen sich wie zwei rote Fäden durch den Familienstammbaum.

Gretl Bertele, 75 Jahre, zeichnet heute gemeinsam mit Töchtern und Enkelsohn die Ideen und Wünsche der Kunden aufs Papier. In der Werkstatt wird dann gelötet, montiert, gefeilt, gebogen, graviert und poliert. Klar, dass hier auch ein Familienmitglied sitzt. Das „Küken“, Enkelsohn Matthias Röttgermann-Bertele, ist 26 und bereits Meister.
In der Tegernseer-Goldschmiede wird vor allem 585-er Gold verarbeitet. Bertele-Busse: „Von 1000 Gramm sind also 585 aus Feingold, der Rest ist legiertes Silber und Kupfer. 750-er Gold ist zu weich, nicht strapazierfähig genug.“

Colliers

Colliers, Krawatten- und Hutnadeln sind die Renner bei Bertele. Vor einigen Jahren waren vor allem Falken-Skulpturen „in“. Die Schmuck-Expertin sagt auch warum: „Das war während der Kuwait-Krise, als die Iraker über Nacht in dem kleinen Wüstenstaat einmarschiert waren. Viele Kuwaitis packten damals ihre Sachen, setzten sich in den Flieger – und einige landeten sogar bei uns in Bayern in Tegernsee.“ Und in der Goldschmiede, in der es Falkenfiguren gab – ein Stückchen Heimat, denn viele Scheichs sind begeisterte Falkner, jagen mit ihren Greifen in der Wüste. „Sie bestellten für ihre Falken auch Hauben aus Silber oder Gold“, sagt Evi Bertele-Busse. „Klar, dass sie Gamsradl oder Saubärte links liegen ließen.“

Dafür interessieren sich vor allem deutsche, schweizer und österreichische Jäger. Sie bringen regelmäßig Grandeln, Fuchshaken oder Gamshaar vorbei, abenteuerlich verpackt, in Taschentüchern eingerollt oder einfach im Lodenmantel verstaut. „Die Grandeln sollten blank sein, ohne Fleischreste. Sonst berechnen wir eine Schmutzzulage“, sagt Bertele-Busse. Die Grandeln werden mit einem speziellen Lack eingestrichen, der das Ausbrennen durch Licht verzögert. „Ganz verhindern kann er das aber leider auch nicht – die braunste Grandel wird im Laufe vieler Jahre weiß. Leider.“
Fuchshaken dagegen sollten langsam aus dem Schädel herausgekocht werden. „Gut trocknen lassen und mit farblosem Nagellack einstreichen – dann reißen sie nicht so schnell. Und Keilerwaffen nur mit Silikon aushärten.“ Manchmal bringen Jäger auch leere Patronenhülsen mit. Bertele-Busse: „Damit verbinden sie natürlich ein besonderes Jagderlebnis. Meistens werden die Hülsen zu Schlüsselanhängern umgearbeitet und mit einer schönen Gravur versehen.“ Aber nicht nur Krallen, Federn, Zähne oder Penisknochen unseres heimischen Wildes, sondern auch exotische Trophäen kommen immer öfter auf den Werkstatt-Tisch. „Die Jäger sind reisefreudig, der Trend im Ausland auf Safari zu gehen, steigt.“ Löwenkrallen und Wolfsfangzähne werden in die Tegernseer-Goldschmiede gebracht, ein Angler kam aus Australien sogar mit einem Flossenknochen vom Baramundi zurück. „Der war ziemlich spitz, zum Umhängen eigentlich nicht zu gebrauchen. Aber der Kunde wollte daraus unbedingt einen Ketten-Anhänger für seine Frau schmieden lassen.“ Familie Bertele stand ein wenig ratlos um diesen merkwürdig gezackten Knochen herum, der wie ein Hahnenkamm geformt ist. Doch schließlich gelang es, das scharfe Flossenstück so zu fassen, dass man es auf der Haut tragen konnte. „Ohne sich zu schrammen.“

Landestypische Fassungen

Dem Schmuckstück sieht man dann auch an, aus welchem Land es kommt. „Möchte der Jäger einen Löwenzahn gefasst haben, formen wir für die Silber- oder Gold-Unterlegung nur solche Blätter, die auch in dem entsprechenden Land wachsen, für Tansania also Akazie oder Elefantengras.“

Nicht nur Wild-Trophäen werden hier verarbeitet. Vor einigen Wochen kam ein Kunde vorbei, der den Backenzahn seines Pferdes als Schmuck tragen wollte. Evi Bertele-Busse zuckt mit den Schultern. „Was sollten wir daraus machen, einen Ring oder ein Armband?“ Nein, Kunde und Bertele entschieden sich für eine schlichte silberne Gürtelschnalle, auf die der gefasste Pferdezahn zwischen Hufeisen und Steigbügel gearbeitet wurde. „Ein echter Hingucker.“

Schmucke Familie: Jagd und Handwerk liegen bei den Berteles dicht beieinander. V.L.n.r.: Evi Bertele-Busse, Ursula Bertele, Henning, Margret und Matthias Röttgermann-Bertele und Senior-Chefin Gretl Bertele

 

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