ANZEIGE

Stöberer voran!

3990


 

Bewegungsjagden – effektiv und tierschutzgerecht:
Bald kommt wieder die Zeit der Gemeinschaftsjagden, und man sollte rechtzeitig mit der Planung für den Herbst beginnen. Vielen stellt sich die Frage: Soll man bei den Jagden wie bisher Treiber einsetzen oder doch besser Hunde, wenn ja, welcher Rasse? Oder soll man gar beides kombinieren?

 

Hier heißt es, den Finger gerade lassen! Wildtiere sind keine lebenden Zielscheiben

Von Dr. Kurt Menzel

Immer wieder standen während der vergangenen Jagdsaison die Bewegungsjagden im Brennpunkt jagdgrüner Diskussionen. Von den einen werden sie hochgelobt, von anderen wiederum kritisch bis ablehnend betrachtet. Vielerorts ist jedoch eine sachgerechte Bejagung von Hochwildbeständen ohne die weiträumig angelegten Bewegungsjagden kaum noch denkbar. WuH-Autor Dr. Kurt Menzel nutzte die jagdfreie Zeit, um einmal einen erfahrenen Hundeführer aufzusuchen und mit ihm das Für und Wider des Hundeeinsatzes zu erörtern. Forstamtmann Karl-Friedrich Körner, Jahrgang 1957, ist Revierleiter in einem Hochwildrevier in der Südheide in Niedersachsen.

Dr. Kurt Menzel: Herr Körner

Karl-Friedrich Körner: Ich bin mit Hunden groß geworden, schon mein Vater führte Stöberhunde, damals allerdings noch überwiegend auf Niederwild. Ich selbst führe seit Mitte der achtziger Jahre Deutsche Wachtelhunde, zumeist die als Kurzjager geltenden braunen. Zur Zeit stehen eine ältere Hündin und zwei junge Hunde in meinem Zwinger.

Dr. Kurt Menzel: Halten Sie den Wachtel für besonders geeignet als Stöberhund bei den heutzutage praktizierten Bewegungsjagden auf Schalenwild?

Karl-Friedrich Körner: Ja, aber ich bin kein Rassefanatiker. Meines Erachtens können auch Bracken, Terrier und selbst Dackel als Stöberhunde Verwendung finden, wichtig ist nur, dass sie im Sinne unserer jagdgesetzlichen Vorgaben brauchbar sind, das heißt, zumindest die Brauchbarkeitsprüfung abgelegt haben. Auch wenn diese Prüfung nicht unbedingt die Garantie für die Güte eines Hundes abgibt, sollte sie jedoch Voraussetzung für den Einsatz eines Hundes im Revier sein. Wichtig ist, dass diese Hunde dann auch ausreichend Praxis bekommen. Von einem Hund, der nur einmal im Herbst bei einer Jagd eingesetzt wird, kann man keine Wunder erwarten. Mehr als zehn Prozent qualitative Ausfälle bei den Hunden können wir uns bei den aufwändig organisierten Bewegungsjagden nicht leisten.

Dr. Kurt Menzel: Was halten Sie von hochläufigen Vorstehhunden auf Bewegungsjagden? Der Jagdgebrauchshund e. V. hat sich im Oktober 2002 für den Einsatz auch dieser Hunde bei den angesprochenen Jagden eingesetzt?

Karl-Friedrich Körner: Auch hier gilt der Grundsatz, dass es in erster Linie auf die Qualität des Hundes und erst dann auf die Rasse ankommt. Ich persönlich halte nun einmal den Wachtel für einen gut geeigneten Stöberhund und stehe auch dazu. Vorstehhunde sind erfahrungsgemäß für die Stöberjagd auf Schalenwild weniger geeignet, da sie oft den Spurlaut vermissen lassen und ausgeprägte Stöberarbeit in der Regel nicht zeigen. Es ist nicht die Hochläufigkeit an sich, die Probleme bereitet, sondern die Art und Weise, wie sie jagen. Wenn ein Vorstehhund alle Ansprüche erfüllt, die man an einen Stöberhund stellt, dann kann er ohne Wenn und Aber bei Bewegungsjagden eingesetzt werden. Noch einmal: Es geht hier nicht um die Rasse, sondern um die Qualität eines Hundes. Ich sage, ein Hund ist um so besser geeignet, je langsamer er arbeitet. Die langsame, intensive Arbeitsweise hängt sicher nicht von der Länge der Läufe ab. Hunde jedweder Herkunft, die waidlaut durchs Revier preschen, nur entlang der Waldwege und Schneisen oder zu zweit hintereinander her laufen, sind für unsere Jagden ungeeignet.

Dr. Kurt Menzel: Ein erfahrener Hochwildjäger sagte mir einmal

Karl-Friedrich Körner: Natürlich kann auch ein Wachtel gelegentlich das Wild recht schnell machen, so dass es dem Schützen flüchtig kommt. Aber es können auch menschliche Wittrung und Kugelschüsse das Wild in Panik versetzen. Wenn ein Jäger dann vorbeischießt oder einen schlechten Schuss anbringt, dann wird oft die Schuld bei den Hunden gesucht und nicht bei sich selber. Auf hochflüchtiges Wild lässt der erfahrene Schütze nun einmal den Finger gerade oder wartet ab, bis das Wild langsamer wird. Was die Hunde angeht: Natürlich ist ein soeben aus dem Transportwagen gesprungener Wachtel schneller als einer, der schon eine Stunde und mehr gearbeitet hat. Im allgemeinen hetzt der Wachtel aber nicht, und man muss es schon einmal gesehen haben, wie wenig sich Rotwild von dem Laut gebenden Hund aus der Ruhe bringen lässt, selbst wenn dieser durch das Rudel hindurch läuft. Der Wachtel wird meist versuchen, die Fährte eines abgesprengten, flüchtigen Stückes aufzunehmen, so dass das übrige Rudel sich oft so verhält, als habe es den Hund gar nicht gegeben. Das Problem bei den Stöberjagden sind nicht die Hunde. Wichtig ist die Auswahl geeigneter Stände, bei denen das Wild langsam kommen und verhoffen kann. Darüber hinaus ist immer die Disziplin der Schützen gefragt.

Dr. Kurt Menzel: Wieviel Hunde braucht man eigentlich bei einer Stöberjagd

Karl-Friedrich Körner: Was die Zahl der einzusetzenden Hunde anbelangt, so ist diese sehr von den örtlichen Gegebenheiten, also von der Struktur des Geländes, der Zahl der Einstände und den vorkommenden Wildarten abhängig. Bei Rot- und Damwild braucht man deutlich weniger Hunde als bei Schwarzwild. Und in Alt- und Stangenhölzern wesentlich weniger als in Dickungen. Ich rate den Revierinhabern immer, sich von unten her an die nötige Hundezahl heranzutasten, das heißt, erst mit wenigen Hunden zu beginnen, um dann allmählich zu der optimalen Hundezahl zu gelangen. Eine so durchzuführende Gemeinschaftsjagd ist ohnehin ein ständiger Lernprozeß. Hier im norddeutschen Flachland rechnen wir einen Stöberhund für eine Einstandsfläche von bis zu 20 Hektar.

Dr. Kurt Menzel: Kommen wir zu dem Thema „Überjagen“. Was kann der Jagdleiter tun

Karl-Friedrich Körner: Nun, zunächst wird man die Nachbarn von der geplanten Gemeinschaftsjagd in Kenntnis setzen und versuchen, sie an der Jagd zu beteiligen. Wenn das nicht gelingt, sollte man in den Grenzbereichen keine Hunde einsetzen, zumindest jedoch nur solche, deren Leistungsvermögen man kennt und von denen man weiß, dass sie vorwiegend kurz jagen. Die weiter jagenden Hunde können dann in der Mitte des Jagdgebietes eingesetzt werden. Das ganze Problem erfordert jedoch viel Fingerspitzengefühl, und leider ist in der Vergangenheit wegen mangelnder Absprache schon viel jagdliches Porzellan zerschlagen worden.

Dr. Kurt Menzel: Gehen Sie als Hundeführer mit durch „Dick und Dünn“?

Karl-Friedrich Körner: Nein, das haben wir nur in den ersten Jahren gemacht. Unser heutiges Prinzip ist, dass die Hundeführer auf so genannten Hundeführerständen postiert werden und sie von dort aus die Hunde schnallen. Das hat einen unschätzbaren Vorteil, und damit meine ich die Sicherheit. Da neben den Hunden keinerlei Treiber eingesetzt werden, kann sich der angestellte Schütze voll auf das anwechselnde Wild konzentrieren und er muss nicht befürchten, dass sich um ihn herum Menschen bewegen. Das wird gerade von weniger erfahrenen Schützen als sehr positiv gesehen und trägt mit zum Jagderfolg bei. Außerdem entstehen keine Kosten für Treiberlöhne, bei den derzeitigen Haushaltslagen ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die Sicherheit spielt für mich auf unseren Gesellschaftsjagden eine ganz wesentliche Rolle. Ein entscheidender Unterschied zu dem einmaligen „Durchgehen“ eines Hundeführers mit seinem Hund oder einer Meute besteht im übrigen darin, dass wir von unseren Stöberhunden erwarten, dass sie einen bestimmten Bereich im Umfeld ihres Führers mehrfach beunruhigen, also einwechselndes Wild wieder auf die Läufe bringen. Erst das macht den Erfolg einer guten Stöberjagd aus.

Dr. Kurt Menzel: Wie ist es aber

Karl-Friedrich Körner: Das ist der einzige Fall, bei dem der Hundeführer seinen Stand verlassen darf, um seinen Hund zu unterstützen. Er hat dabei jedoch eine rote Warnweste zu tragen und darf sich nur in dem ihm zugewiesenen Sektor bewegen. Die Jagdgäste sind über diese besondere Ausnahmeregelung informiert.

Dr. Kurt Menzel: Haben Sie besondere Empfehlungen für die Auswahl der Hundeführerstände?

Karl-Friedrich Körner: Die Stände für die Hundeführer brauchen nicht so viel Schussfeld wie die der übrigen Jagdteilnehmer, müssen aber möglichst von allen Seiten von Einstandsflächen umgeben sein, damit der Hund recht viel Fläche selbständig um den Führer herum beunruhigen kann.

Dr. Kurt Menzel: Wird durch die von Hundeführern zu besetzenden Stände nicht der Jagdleiter in der Möglichkeit eingeschränkt

Karl-Friedrich Körner: Ich denke, dass die Hundeführer in der Regel erfahrene Schützen und damit auch willkommene Gäste sind. Wenn ich vorher von der vor jedem Einsatz zu beachtenden Qualität der Hunde sprach, so gilt das auch, so hart es klingen mag, für die Auswahl der Hundeführer. Auch hier kann der Jagdleiter sehr schnell die Spreu vom Weizen trennen. Im übrigen glaube ich, dass die Bewegungsjagden heutzutage weniger als ein gesellschaftliches
Ereignis gesehen werden sollten, sondern vielmehr als eine Möglichkeit, wie
man möglichst effektiv, rasch sowie
sach- und waidgerecht den Abschuss erfüllen kann.

Dr. Kurt Menzel: Herr Körner

 


ANZEIGE
Aboangebot