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Hundeführer fragen, Uwe Heiß antwortet 02/2004

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„Unsere 2-jährige Hündin soll die Brauchbarkeitsprüfung ablegen. Wenn eine Schleppe gearbeitet wird, macht sie es einmal gut, bei Wiederholung am folgenden Tag zeigt sie kein Interesse.“

Von Uwe Heiss

Uwe Heiss: Natürlich haben Hunde ihren eigenen Willen, und den brauchen sie auch, um bei der Jagd selbstständig ihre Aufgaben zu erledigen. Wir als Hundeführer müssen dem Hund gewisse Arbeiten derart schmackhaft machen, dass er sie so erledigen will, wie es uns und dem Wild dienlich ist. Wenn der Hund an einem Tag Schleppen gut macht und am anderen Tag absolut kein Interesse hat, ist für die anstehende Brauchbarkeitsprüfung kein zuverlässiges Ergebnis zu erwarten. Was viel schlimmer wiegt, ist die Tatsache, dass von so einem Hund in der Jagdpraxis kein wirklich zuverlässiges Verlorenbringen zu erwarten ist.

Was die Ausbildung auf der Schleppe angeht, halte ich es mit der alten Weisheit: „Ohne Fleiß kein Preis“. Meine Hunde haben bis zur Prüfung sicher einige hundert – wenn auch viele kurze – Schleppen gearbeitet. Mindestens 90 Prozent davon an der Feldleine. Ich sehe bei sehr vielen Führern den Fehler, dass sie eine Schleppenarbeit dann als gut empfinden, wenn der Hund (wie auch immer) das Wild findet und zuträgt. Leider ist es oft kein wirklich genaues Verfolgen der Spur, sondern ein Laufen in sehr grober Anlehnung an diese. Wird das Schleppenende immer wieder an eine Mais-, Hecken- oder Feld-Waldkante gezogen, rennen viele Hunde kopflos zur gemerkten Stelle und finden dort relativ schnell durch freie Suche. Ein guter Verlorenbringer sollte sich aber von einer Schleppspur nicht weiter als 50 Zentimeter entfernen.

Wenn der Hund sicher apportiert, kann man mit einfachen Schleppen an einem Zaun entlang anfangen: Der Hund wird mit der Feldleine zwei Meter vor dem Anschuss abgelegt. Die Schleppe wird für den Hund sichtbar zunächst 20 Schritt gezogen. Ich laufe immer genau auf der Schleppspur zurück, da es bei der Schleppe nicht um Nasenleistung sondern um Gehorsam geht. Am Hund angekommen, nehme ich die Feldleine und fordere ihn auf, das Stück zu apportieren. Ich gebe dem Hund maximal einen Meter Leine, damit er gar nicht erst lernt, auf dieser Spur rumzufaseln. Hat der Hund das Stück gefunden, trägt er es bis fünf Meter vor den Anschuss unter ständigem Lob. Dort wird der Hund abgesetzt, der Führer geht zum Anschuss und ruft seinen Hund freundlich zu sich. Dort wird der Hund nach dem Ausgeben gelobt. Ich verdoppele jeweils die nächste Schleppenlänge. So arbeite ich je nach Kondition des Hundes in einer Übungseinheit zwischen 10 und 15 Schleppen. Der Hund hat jedes Mal eine Ruhephase, wenn ich die neue Schleppe ziehe. Macht der Hund diese sicher, erweitere ich die Distanzen. Ich ziehe nie das Schleppenmuster aus der Prüfungsordnung, sondern versuche, die Schleppen so zu variieren, dass der Hund kein Muster erkennt. Nur so lernt er, immer der Spur genau zu folgen, und es bleibt immer eine neue Aufgabe. Nach und nach gebe ich dem Hund mehr Leine. Er wird aber immer sofort korrigiert, wenn er dabei ist, die Spur zu verlassen. Zuletzt lasse ich die Leine immer früher los. Erst die letzten zehn Prozent arbeitet der Hund wirklich frei. Ist der Hund überhaupt nicht zu motivieren und fehlt dem Ausbilder das Instrument „Zwangsapport“, braucht der Hund eine Pause. In dieser Pause geschieht nichts. Je nach ihrer Länge, freut der Hund sich umso mehr, dass er wieder mit seinem Hundeführer zusammen arbeiten darf und von ihm gelobt wird.

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