Winterstiefel: Meindl „Spitzbergen“ und Aigle „Vancouver“: Kälte, Schnee und Matschwetter bilden die Kulisse für die winterliche Jagdsaison. Mehrere Monate lang haben Claudia Elbing und ihr Testerteam zwei Winter-Trekker auf der „Rauen Alb“ strapaziert.
Für Pirsch und Ansitz: die Testkandidaten “Vancouver” und “Spitzbergen” |
Von Claudia Elbing
Stabiler und sicherer Tritt
Der Filzinnenschuh garantiert Wärme auch bei längeren Ansitzen. Zwei bis drei Stunden bei strengem Frost waren kein Problem. Darüber hinaus wirkt der Filz temperaturregulierend, beim Pirschen vermittelte der warme Stiefel nie ein Gefühl von verschwitzten Füßen oder nassen Socken. Passende System-Socken sind natürlich vorausgesetzt, bei uns kamen beispielsweise die „TK1“ von Falke zum Einsatz.
Der 27 Zentimeter hohe Schaft schließt mit einer kurzen Gamasche ab – Schnee oder Regen von oben sind passé. Soviel Ausstattung hat allerdings Gewicht, unser Teststiefel (in Größe 43) brachte 1 175 Gramm pro Schuh auf die Waage.
„Meine Heimat sind die Berge“, ist das Motto des Meindl-Stiefels. Bei mehreren Nachsuchen in Steilhängen und verschneiten, rauen Kalkfelsen war der „Spitzbergen“ in seinem Element. Nässe im Schuh oder kalte Füsse gab es nie, war der kurze und sachliche Kommentar der Tester. Die Gore-Tex-Membrane hielt, was sie versprach, und durch einfaches Zuziehen verwehrt die Kurzgamasche am Stiefelabschluss dem Wasser den Zutritt.
Die Meindl-Multigriffsohle von Vibram sorgt für stabilen und sicheren Tritt. Im Schnee zeigte die griffige Sohle nachhaltig Biss. Bei Tau- und Matschwetter war die Selbstreinigung der Sohle eingeschränkt. Insbesondere auf lehmigen Boden schmierte sie zeitweise zu.
Der „Spitzbergen“ ist ein Allrounder für die kalte Jahreszeit, der alle jagdlichen Aktivitäten souverän meistert. Seine Schneeschuh-Tauglichkeit rundet die Wintereignung ab. Mittleres und schwieriges Gelände sowie hohe Schneelagen sollte man diesem Schuh allerdings schon bieten, ansonsten ist man deutlich „übermotorisiert“. Auch sollten Jäger, die überwiegend leichte Trekkingmodelle tragen, die Steifigkeit und das Gewicht eines Vollblutstiefels nicht unterschätzen.
Leicht und ausgezeichnet verarbeitet
Als leichter Wintertrekker mit Wohlfühlqualitäten ist der Aigle „Vancouver“ konzipiert. Die 950 Gramm pro Schuh merkt man ihm nicht an. Das Gummifußteil hält Nässe ab, die feste Gummikappe im Zehenbereich bietet guten Schutz gegen Stöße.
Der Schaft ist aus hochwertigem Vollnarbenleder, der gepolsterte Schaftabschluss aus Cordura. Aufgrund der niedrigen Schafthöhe kann bei hohem Schnee oder nassem, hohem Gras Wasser von oben eindringen. Gamaschen sollte man also auch auf die Einkaufsliste setzen.
„Concept thermotech“ nennt sich das Innenleben des Stiefels. Ein kombiniertes Futter aus Drilex-Fleece und Thinsulate transportiert die Körperfeuchtigkeit nach außen und speichert zusätzlich Wärme.
Ein „Unterbau“ aus Filz und Aluminium hält die Bodenkälte ab. Die so genannte „Snow-Grip“-Sohle ist eine Entwicklung aus dem Hause Aigle. Das Stollenprofil soll eine optimale Haftfähigkeit bei Matsch und Schnee gewährleisten. Eine Zwischensohle sorgt außerdem für gute Dämpfung. Die Isolationsleistung beim Gehen war gar kein Thema, unsere Wertung beim Ansitz: Mindestens zwei Stunden bei leichteren Minusgraden wärmt der „Vancouver“ zuverlässig.
Der „Vancouver“ ist ein leichter, ausgezeichnet verarbeiteter Winter-Trekker mit griffiger „Leisetreter“-Sohle, leichtgängiger Zwei-Zonen-Schnürung und hohem Tragekomfort. Seine Offroadeigenschaften reichen vom leichten bis mittelschweren Gelände.