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Die Hubertus – Meute

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Maisjagd-Profis:
Den eigenen Lebensunterhalt mit der Jagd auf Sauen zu verdienen, mag vielen Jägern als Traumjob erscheinen. Für Hubertus Crone ist er Realität. Er ist Berufs-Meutenführer. Sascha Schmitt hat ihn besucht und über Besonderheiten beim Hunde-Einsatz im Mais befragt.

 

Von links: Christian Kühle, Hubertus Crone, Bettina Scheller, Steffen Täuber, Andy Lopra und dessen Sohn Lukas mit einem Teil der Hubertus-Meute

Von Sascha Schmitt

Zweiundvierzig Hunde. Wer sich diese Zahl durch den Kopf gehen lässt, kann sich kaum vorstellen, dass man so viele Hunde überhaupt vernünftig unterbringen, geschweige denn jedes Tier beim Namen kennen kann. Doch bei der Hubertus-Meute klappt beides. Die komplette Meute steht auf einem 3,2 Hektar großen Gelände in Thüringen. Tagsüber sind die Hunde in großen Ausläufen, und die Nacht verbringen sie in separaten Zwingern. Zwei Hunde teilen sich dann eines der Abteile, von denen das kleinste 15 Quadratmeter misst. Die ganze Anlage ist blitzsauber. Auch die Hunde sind in tadelloser Verfassung und strotzen geradezu vor Tatendrang.

Man sieht ihnen an, dass es ihnen bei Hubertus Crone an nichts fehlt. Jeden Tag verbringt er sechs bis acht Stunden bei den Vierläufern. Zwinger säubern, Hunde füttern, Fellpflege und nicht zuletzt das Einarbeiten der Meute gehören für ihn zur Tagesordnung. Seine Lebensgefährtin Bettina Scheller und seine Hundeführer Christian Kühle, Andy Lopra und Steffen Täuber unterstützen ihn bei der Arbeit und sind bei den Drück-, Treib- und Stöberjagden dabei.

Zwischen 50 und 60 Einsätze auf Saujagden hat die Hubertus-Meute im Jahr. Davon sind ungefähr 30 im Mais. In der gesamten Bundesrepublik verstreut liegen die Reviere, in denen die Hundeführer mit der Meute jagen. Sie besteht aus Terriern, Bracken, Laiki und deren Kreuzungen.

WuH: So viele Hunde

Hubertus Crone: Hunde sind mein Leben. Und ich bin mit der Jagd groß geworden. Für mich gab’s nur eins: Meutenführer. Das bin ich sogar von Beruf. Das Arbeitsamt bezeichnet mich zwar als Berufsjäger, aber mein Geld verdiene ich mit meinen Hunden. Da gibt es keinen Feiertag und kein Wochenende.

WuH: Wie sind Sie zu dieser Meute gekommen?

Hubertus Crone: Ich hab’ mit Deutschen Jagdterriern angefangen. Doch Jagdterrier allein sind oft zu scharf. Deshalb habe ich mir die Meute genau nach meinen Bedürfnissen zusammengestellt.

WuH: Ich sehe hier mehrere Mischlinge in Ihrer Meute

Hubertus Crone: Ja, denn Jagdterrier sind häufig zu gallig und untereinander unverträglich, Bracken jagen zu weit und Vorstehhunde jagen zu schnell.

WuH: Und wie haben Sie diese Probleme in den Griff bekommen?

Hubertus Crone: Das wird WILD UND HUND nicht gern hören: Ich habe Bracken mit Terriern gekreuzt. Außerdem habe ich Deutsch-Drahthaar mit Jagdterriern verpaart. Die jagdliche Brauchbarkeit wurde ihnen von Forstämtern bescheinigt.

WuH: Das hört sich ja abenteuerlich an. Und was ist dabei rausgekommen?

Hubertus Crone: Hunde mit Kopf, Energie und Schärfe. Hunde, die untereinander verträglich und gegenüber Menschen brav sind. Ich kann mich auf meine Meute verlassen, auch wenn’s im Mais knüppeldick kommt. Und das ist für mich das Entscheidende.

WuH: Alles Eigenschaften

Hubertus Crone: Genau. Wenn Sie im Jahr durchschnittlich zwei Hunde verlieren, und ich jage mit der Meute seit 18 Jahren, reißt das ganz schöne Löcher ins Budget. Sicher ist das mit ein Grund dafür, dass ich selbst züchte.

WuH: Zurück zum Mais: Ist die Jagd im Maisschlag gefährlicher als andere Saujagden?

Hubertus Crone: Jagd ist Jagd. Das Problem bei der Maisjagd ist, dass sie meistens nicht gut geplant ist. Da wird angerufen, man trifft sich direkt am Feld, redet, keiner weiß eigentlich genau, wo er hin soll, der Wind wird auch nicht berücksichtigt, und das Ganze erinnert an Kaffeeklatsch. Und unsere Hunde müssen das ausbaden: Die Sauen sind vorgewarnt, stellen sich und denken gar nicht daran, das Feld zu verlassen. Und dann wird’s gefährlich. Außerdem sind die Sauen in letzter Zeit zusehends aggressiver geworden.

WuH. Das heißt im Klartext?

Hubertus Crone: Die Sauen lassen die Hunde auflaufen. Im Mais eine Katastrophe. Die Hunde können zwischen den starken Stängeln kaum ausweichen. Natürlich geben sie Laut. Wir Hundeführer müssen uns erstmal orientieren. Und dann sieht man nur Grün, Hunde und Sauen – ein einziges Getümmel.

WuH: Was machen Sie dann?

Hubertus Crone: Ich hab’ das ja nun oft genug erlebt. Für solche Fälle hab’ ich meine Waffe dabei. Sobald die Sau frei ist, versuche ich zu schießen. Oder ich fange sie ab. Im Laufe meiner 18 Jahre als Meutenführer lernt man natürlich, mit solchen extremen Situationen umzugehen. Gott sei Dank sind sie die Ausnahme.

WuH: Also nichts für Anfänger?

Hubertus Crone: Nein. Wenn die Jäger wüssten, wie gefährlich unser Schwarzwild ist, würde die Hälfte von ihnen keinen Fuß mehr in ein Maisfeld setzen.

WuH: Wie gefährlich sind denn die Sauen?

Hubertus Crone: Bachen beißen, Keiler schlagen. Eine annehmende Bache ist schlimmer als jeder Keiler. Die Bachen teilen richtig aus: Sie hören nicht nach einem Angriff auf, sondern sie versuchen einen richtig durchzukauen. Egal ob Mensch oder Hund. Bei den Keilern sind vor allem die Hosenflicker zwischen 60 und 80 Kilo am gefährlichsten.

WuH: Zurück zu den Hunden. Was sind die typischen Verletzungen im Mais?

Hubertus Crone: Schlagverletzungen im Brust- und Schulterbereich. Rippenbrüche und aufgeschlitzte Bauchdecken. Am schlimmsten sind die Verletzungen, die man nicht sieht: Quetschungen, Risse an Milz und Leber und so weiter.

WuH: Dann müssen Sie ja nach jeder Maisjagd erstmal ihre Hunde zusammenflicken

Hubertus Crone: Nein. Das ist der Vorteil bei einer vernünftig zusammengestellten, eingejagten Meute. Da passiert so etwas sehr viel seltener, als bei einem bunt zusammengewürfelten Hundehaufen mit Hundeführern, die zweimal im Jahr im Mais jagen gehen.

WuH: Wie kommt es

Hubertus Crone: Die Hunde sammeln natürlich ihre Erfahrungen. Immerhin haben wir rund 30 Mais-Einsätze pro Jahr. Hinzu kommt, dass in der Meute jeder Hund seine Aufgabe kennt – die Rollen vom Finder, Beihund und Packer sind klar verteilt. Die Einarbeitung der Hunde ist natürlich auch zu hundert Prozent auf die Saujagd ausgelegt. Die wäre ohne die Unterstützung der hiesigen Pächter, insbesondere von W. Gzuk und J. Bergmeier, nicht möglich. Nicht jeder Pächter lässt zu, dass man eine Meute in seinem Revier einarbeitet.

WuH: Wie viele Hunde haben Sie eigentlich pro Einsatz dabei?

Hubertus Crone: In der Regel 30 Hunde, die alle zu einer Meute gehören. Diese Meute darf ich auch nicht auseinanderreißen. Ich werde also immer, auch wenn das Maisfeld relativ klein ist und sich der eine oder andere wundert, mit der vollständigen Meute aufschlagen.

WuH: Welche Rolle spielt denn der Hannoversche Schweißhund

Hubertus Crone: Das Problem bei Maisjagden ist, dass selten vernünftig nachgesucht wird. Auch so ein Punkt: Bei Drückjagden sind Nachsuchen doch selbstverständlich. Bei Maisjagden werden Anschüsse oft nicht kontrolliert. Der Schütze sieht die Sau scheinbar gesund über den Acker flüchten und denkt: Die hat nichts. Doch viele Stücke verludern. Deshalb ist mein Freund Steffen Täuber mit seinem HS immer mit dabei. Der kontrolliert dann die Anschüsse und findet manches Stück, das angeblich gesund abgegangen ist. Auf den Maisjagden erlebt man eben die dollsten Dinger.

WuH: So? Was meinen Sie damit?

Hubertus Crone: Schützen, die außen stehen und in den Mais schießen. Jäger, die während des Treibens einfach ihre Plätze verlassen und sich woanders hinstellen. Es wird geredet, gerufen und gelacht, während die Hunde mit den Sauen im Mais raufen. Disziplin muss bei mir aber an erster Stelle stehen. Schließlich sind es meine Hunde, die täglich ihren Kopf für die Jäger, die draußen stehen, hinhalten.

WuH: Sie haben über 40 Hunde. Wenn Sie dann einen auf der Jagd verlieren – tut das noch weh?

Hubertus Crone: Jeder Hund hat seine eigene Geschichte. Ich hänge an jedem von ihnen. Egal, ob Packer oder Finder. Viele haben mir selbst schon aus gefährlichen Situationen geholfen und Kopf und Kragen für mich riskiert. Das verbindet. Wenn dann wirklich einer sein Leben lässt, bricht auch heute noch die Welt für mich zusammen, egal ob ich nun drei oder 40 Tiere in der Meute habe. Hunde sind halt mein Leben.

Hart am Wild, aber freundlich im Wesen. Besonders auf die Verträglichkeit untereinander und mit Menschen wird bei den Hunden der Hubertus-Meute geachtet

 

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