Die „Arbeitsgruppe für nachhaltige Nutzung“ der Weltnaturschutzunion IUCN hatte in den Londoner Zoo zu einem Symposium über die Jagd eingeladen, und 260 Teilnehmer kamen.
Mitorganisiert wurde die für Publikum offene Veranstaltung unter anderem vom Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC). In einem Marathon von 23 Vorträgen wurde an zwei Tagen die Rolle der Jagd von allen Seiten beleuchtet. Wissenschaftler und Eskimos, Falkner und Philosophen, Jagdpraktiker und Berufsjäger, Regierungsvertreter und Nichtregierungsorganisationen, Entwicklungshelfer und Vertreter von Jagdverbänden aus allen Erdteilen waren vertreten und diskutierten miteinander auf hohem Niveau. Die anwesenden Jagdgegner passten sich sehr schnell dem sachlichen Charakter der Konferenz an.
Nicht das übliche Pro und Kontra oder die Frage „ob man jagen soll oder nicht“ wurden diskutiert, sondern wie man die Jagd optimieren kann. Es bestand nämlich Übereinstimmung von Anfang an, dass Jagd in hohem Maße zum Naturschutz und zur Armutsminderung in wirtschaftlich schwachen Regionen beitragen kann und dies in vielen Fällen auch tut. In Kanada wurde dafür der Begriff „Conservation Hunting“ geschaffen, der in der Praxis immer mehr an Bedeutung gewinnt und dessen politische Akzeptanz international wächst. Es wurden Bedingungen und politische Maßnahmen erörtert, wie man die Jagd noch stärker zu einem Instrument ausgestalten kann, das umweltfreundlich und naturschützend wirkt und sozial verträglich ausgestaltet ist, ohne dass es denen, die jagen und damit indirekt und direkt Leistungen für die Gesellschaft erbringen, den Spaß an dieser Form der Naturerholung nimmt. Schlechte Regierungsführung und Korruption behindern vor allem in Afrika und den Staaten des ehemaligen Sowjetreiches, dass die Jagd diese positiven Funktionen erfüllen kann.
Jagdverbote helfen nicht weiter und die Frage, wie man hier Reformen zum Erfolg verhelfen kann, war dann Thema einer sich anschließenden kleineren zweitägigen Arbeitskonferenz der IUCN-Arbeitsgruppe. Es war erstaunlich zu sehen, dass in vielen Ländern ganz aktiv an Optimierungssystemen gearbeitet wird, gleichzeitig aber andere Länder hier noch völlig am Anfang stehen. Es besteht deshalb ein großer Bedarf für die internationalen Jagdorganisationen, diese Reformprozesse zu unterstützen. „Der CIC arbeitet zusammen mit Mitgliedern aus aller Welt an regionalen Ansätzen für die Zertifizierung von nachhaltiger Jagd“, sagte Dr. Rolf D. Baldus, der Präsident der Kommission Tropisches Wild des CIC. „Dabei geht es nicht um die Einführung von aufwendigen internationalen Zertifizierungssystemen wie bei der Forstwirtschaft. Stattdessen wollen wir das große wirtschaftliche und soziale Potential von Jagdtourismus als touristischem Produkt aufzeigen und zur Entfaltung verhelfen. Nationalen Regierungen, Verbänden und Jägerschaften, vor allem in armen Ländern, wollen wir dabei helfen, sich selbst Kriterien und Prinzipien für eine nachhaltige und umweltverträgliche Jagdausübung an die Hand zu geben. Die Diskussionen in London haben diesen Ansatz bestätigt.“ fcs